Der Aufruhr war gross letzte Woche: Der Tages-Anzeiger berichtete, dass die Zürcher Kantonalbank erstmals Strafzinsen in Höhe von 0,75 Prozent auf Retailkunden mit 100'000 Kontoguthaben verrechnet.

ZKB-Chef Martin Stoll hat die Angaben in einem Interview am Wochenende  zwar etwas relativiert. Aber dennoch rückt näher, was viele befürchtet, aber doch nicht so richtig geglaubt haben: Banken geben die Negativzinsen vermehrt an Privatkunden weiter – aus Ausnahmefällen wird langsam ein Trend. Geschröpft werden dabei nicht nur die Superreichen (siehe Tabelle am Artikelende).

Vor diesem Hintergrund drängt sich immer mehr eine Idee auf, die bis vor kurzem nur als schlechter Scherz verstanden werden konnte: Warum sein Vermögen nicht einfach in bar in ein Bankschliessfach deponieren? Dort kann es liegen, ohne dass Minuszinsen das Vermögen auffressen können.

Schweizer Schliessfächer gelten als sicher

Klar, die Nachteile einer solchen Lösung liegen auf der Hand. Erstens ist es viel umständlicher, sein Geld in einer Schatztruhe bei der Bank zu horten - Stichwort Verfügbarkeit. Zweitens gehören Schweizer Bankschliessfächer zwar als ausgesprochen sicher, aber eine hundertprozentige Garantie, dass das Schliessfach unversehrt bleibt, kann nicht gewährleistet werden – Stichwort Naturkatastrophen, Brände etc. Zwar gibt es für solche Fälle Versicherungslösungen, aber das kostet.

Drittens sind Bankschliessfächer natürlich auch nicht gratis. Und da sind wir beim Punkt: Dieses Argument scheint immer mehr obsolet zu werden. Zwar bezahlt man durch die Mietgebühren bei Bankschliessfächern letzten Endes auch eine Art Strafzins. Doch je mehr die Finanzhäuser die Negativzinsen auf Guthaben der Kunden abwälzen, desto interessanter dürfte für den einen oder anderen das Bankschliessfach werden.

«Nur» 0,065 Prozent Strafzinsen

cash geht daher der Frage nach, was es eigentlich kosten würde, sein Geld, statt auf dem Bankkonto, in einem Schweizer Bankschliessfach zu horten. Dabei werden Szenarien für Vermögen von 100'000, 250'000 sowie 1'000'000 Franken durchgespielt.

Um solche Beträge in Bargeld zu horten, genügen die jeweils kleinsten verfügbaren Bankschliessfächer. Ein Notenbündel aus den neuen 1000er-Noten im Wert von 100'000 Franken ist gerade einmal ein Zentimeter hoch und benötigt ein Platzvolumen von lediglich 0,0133 Litern.

Das Resultat: Am günstigsten kann das Geld in den Schliessfächern der Obwaldner Kantonalbank, der Schwyzer Kantonalbank, der Thurgauer Kantonalbank und der Valiant Bank geparkt werden (siehe Tabelle).

Bei allen vier Finanzhäusern kostet das kleinste Schliessfach knapp 65 Franken pro Jahr – siehe dazu die Preisübersicht von Moneyland. Wer dort einen Betrag von 100'000 Franken parkieren will, zahlt folglich einen "Strafzins" von 0,065 Prozent. Bei 250'000 werden 0,026 Prozent und bei einer Million Franken nur noch 0,0065 Prozent fällig.

«Strafzinsen» auf Bankschliessfächer

Bank/en Kosten/kleinstes Schliessfach «Strafzins» 100'000 «Strafzins» 250'000 Strafzins 1'000'000
Obwaldner Kantonalbank, Schwyzer Kantonalbank, Thurgauer KantonalbankValiant 64,62 Franken/Jahr 0,065 % 0,026 % 0,0065 %
Berner Kantonalbank, Graubündner Kantonalbank, Nidwalder Kantonalbank, St. Galler Kantonalbank 75,39 Franken/Jahr 0,075 %  0,030 % 0,0075 %
Aargauische Kantonalbank, Basler KantonalbankLuzerner Kantonalbank, Migros Bank,  86,16 Franken/Jahr 0,086 % 0,034 % 0,0086 %
Glarner Kantonalbank, Neue Aargauer Bank, Schaffhauser Kantonalbank, Walliser Kantonalbank 96,93 Franken/Jahr 0,097 % 0,039 %  0,0097 %
UBS, Banc Cler, Raiffeisen (Luzern) 107,70 Franken/Jahr 0,11 %  0,043 % 0,011 %
Basellandschaftliche KantonalbankBanque Cantonale Vaudoise 118,47 Franken/Jahr 0,12 % 0,047 % 0,012 %
Zürcher Kantonalbank 129,24 Franken/Jahr 0,13 % 0,052 % 0,0013 %
Credit Suisse 215,40 Franken/Jahr 0,22 % 0,086 % 0,022 %

Quelle Daten: moneyland.ch, Berechnung: cash.ch

Die teuersten Gebühren ergeben sich bei der Credit Suisse. Hier zahlt man für das kleinste Schliessfach 215,40 Franken pro Jahr. Dementsprechend höher fallen die "Strafzinsen" aus. Für das Hinterlegen von 100'000 Franken werden 0,22 Prozent fällig, bei 250'000 Franken sind es 0,086 Prozent und auf die Millionen werden 0,022 Prozent veranschlagt.

Beide Varianten sind also deutlich günstiger als die 0,75 Prozent, die die ZKB jüngst auf Guthaben von 100'000 Franken verrechnete und die 1 Prozent, die bei der Postfinance standardmässig auf Guthaben über 250'000 Franken erhoben werden (siehe Tabelle unten).

Der stärkste Grund, der gegen die Schliessfach-Lösung (allerdings auch gegen das Sparkonto) spricht, sind die verpassten Rendite-Chancen. Wir von der cash-Redaktion empfehlen Ihnen (naturgemäss), Ihr Geld nicht schlafen zu lassen, sondern vielmehr zu investieren. Wo und in welche Produkte, können sie täglich bei uns nachlesen.

Banken, die Retail- und Privatkunden Negativzinsen belasten

Retailbanking Betroffene Konten Negativzins Betroffene
Vermögensgrösse
Alternative Bank der Schweiz (ABS) Privatkonten -0,125 Prozent
-0,75 Prozent
bis 50'000 Franken
über 50'000 Franken
Postfinance Privat- und 
Sparkonten
-1 Prozent ab 250'000 Franken¹
Migros Bank Privatkonten -0,75 Prozent ab 1 Mio. Franken
Swissquote Sparkonten -0,75 Prozent ab 1 Mio. Franken
Graubündner Kantonalbank (GKB) Privat- und
Sparkonten
-0,75 Prozent 250'000 Franken²/
3 Mio. Franken
bzw. Gegenwerte in Euro
Aargauische Kantonalbank (AKB) Privat- und 
Sparkonten
-0,8 Prozent
-0,5 Prozent
2 Mio. Franken
500'000 Euro 
Züricher Kantonalbank (ZKB) Konten nicht genau 
definiert
-0,75 Prozent individuell, bei gewissen 
Vermögen ab 
100'000 Franken
Vermögensverwaltung   Negativzins Betroffene
Vermögensgrösse
Lombard Odier   -0,75 Prozent ab 100'000 Franken
Pictet   -0,75 Prozent ab 1 Mio. Franken
Julius Bär   -0,75 Prozent wird je nach Kunde
und Bargeldbestand
entschieden
UBS   -0,75 Prozent
-0,6 Proient
ab 2 Mio. Franken
ab 500'000 Euro
Credit Suisse   -0,4 Prozent ab 1 Mio. Euro
Zuger Kantonalbank   k.A.  einzelne Kunden