Das Wirtschaftsmagazin "Bilanz", das wie cash.ch zum Medienunternehmen Ringier Axel Springer Schweiz gehört, hat vor wenigen Tagen die aktuelle Liste der 300 reichsten Menschen und Familien in der Schweiz veröffentlicht. Das Ranking sorgt jedes Jahr für grosses Aufsehen (zur Übersicht der verschiedenen Rankings geht es hier).
In grosser Zahl stehen die Vermögens-Spitzenreiter für eine erfolgreiche Tätigkeit in der Wirtschaft. Deren Wachstum hat die Vermögen vergrössert. 1999 schätzte man das Vermögen der 300 Reichsten auf etwa 375 Milliarden Franken. Jetzt sind es gut 700 Milliarden.
Daran haben Aktienbeteiligungen ihren Anteil. Nicht wenige schwerreiche Namen sind mit einem grossen, börsenkotierten Unternehmen verbunden. Was diese Familien reich gemacht hat, kann auch Privatanlegerinnen und Privatanlegern beim Vermögensaufbau helfen. cash.ch beurteilt einige dieser Milliardärs-Aktien anhand der Frage, ob sie sich im Moment für ein Investment lohnen.
Hoffmann-Oeri: Roche
Die Familien Hoffmann und Oeri aus Basel sind nach den Kamprads, deren Reichtum auf dem nicht bösenkotierten Möbelimperium Ikea basiert, die zweitreichste Industriedynastie der Schweiz. Über ihre Inhaberaktien kontrollieren sie die Mehrheit der Stimmen im Pharmakonzern. Gehandelt an der Börse wird aber vor allem mit dem Genussschein.
Roche als Aktie mit defensiven Qualitäten trägt dazu bei, dass Aktionärinnen und Aktionäre langfristig ihr Vermögen mehren. In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Kurs verdoppelt. Nach dem Corona-Knick dieses Jahr ist die Aktie vergleichsweise günstig zu haben. Weltweit führend mit Therapeutika, Diagnostik und in der Forschung, bleibt Roche ein gutes Investment.
Die Blochers: Ems-Chemie und Dottikon ES
Die Grossfamilie von Industriemilliardären und Politikern gehört zu den grössten Aufsteigern, was das Vermögen betrifft (mehr dazu hier). Von Kauf der Aktie des Spezialchemieunternehmens Ems-Chemie, an dem Mitglieder der Familie Blocher direkt oder indirekt etwa 70 Prozent halten, rät die Mehrheit der Analysten derzeit allerdings ab.
Grund: Die Aktie ist hoch bewertet. Der Kurs beträgt heute ein 47-faches des Gewinns, was relativ viel ist. Angesichts dessen, dass sich der Kurs seit der Finanzkrise sehr gut entwickelt und sich in den vergangenen zehn Jahren um etwa das Achtfache erhöht hat, ist dies nicht erstaunlich. Operativ ist die Ems-Chemie trotz hoher Abhängigkeit vom Automobilbau gut unterwegs. Mittelfristig dürfte der Kurs daher weiter steigen, auch wenn er derzeit etwas unter Druck ist.
Mehr Fans hat in letzter Zeit der Pharmazulieferer Dottikon ES gewonnen, der mehrheitlich Markus Blocher gehört. Lange eher ein Mauerblümchen an der Börse, ist die Aktie heute etwa acht Mal so viel wert wie 2000. Nach einer jüngst erfolgten Kapitalerhöhung und einem Aktiensplit und einem gesteigerten Gewinn wird die Zukunft des Unternehmen derzeit positiv eingeschätzt.
Die Reichsten der Schweiz und ihre Unternehmensbeteiligungen (Auswahl)
Rang | Name/Familie | Geschätztes Vermögen in Franken | Unternehmen/ Beteiligungen |
1 | Kamprad | 55,5 Milliarden | Ikea¹ |
2 | Hoffmann/Oeri | 29,5 Milliarden | Roche |
5 | Blocher | 15,5 Milliarden | Ems-Chemie Dottikon ES |
6 | Jorge Lemann | 15,5 Milliarden | AB InBev, Kraft Heinz |
9 | Schindler/Bonnard | 14,5 Milliarden | Schindler |
10 | Charlene de Carvalho-Heineken | 13,5 Milliarden | Heineken |
13 | Klaus-Michael Kühne | 12,5 Milliarden | Kühne+Nagel |
14 | Jacobs | 11,5 Milliarden | Barry Callebaut |
21 | Viktor Vekselberg | 7,5 Milliarden | OC Oerlikon Sulzer, Swiss Steel, Züblin |
32 | Johann Rupert | 4,75 Milliarden | Richemont |
42 | Stephan Schmidheiny | 3,75 Milliarden | LafargeHolcim |
43 | Michael Pieper | 3,75 Milliarden | Adval Tech, Arbonia, Feintool, Forbo, Rieter, Autoneum |
48 | Peter Spuhler | 3,25 Milliarden | Stadler Rail, Rieter, Autoneum |
49 | Thomas Schmidheiny | 3,25 Milliarden | LafargeHolcim |
52 | Latsis | 3,25 Milliarden | EFG International |
54 | Hayek | 3,25 Milliarden | Swatch |
¹nicht börsenkotiert / Daten: Bilanz, cash.ch
Bier-Milliardäre dank AB InBev und Heinecken
Auch wenn Grossaktionär Jorge Lemann zu den reichsten Schweizern gehört, die Aktie des Brauereikonzerns AB InBev hat seit der Kotierung in Belgien 2016 rund die Hälfte Wert verloren. Oft noch mit dem älteren Namen Anheuser-Busch bezeichnet, haben sich die Kursaussichten des weltgrössten Bierherstellers inzwischen verbessert. Bierausschank ist natürlicherweise wegen der Coronakrise zurückgegangen, doch dürfte dieses Konsumgut von einer Erholung am Markt profitieren.
Der zweitgrösste Brauereikonzern Heinecken steht hinter dem Reichtum von Charlene de Carvalho-Heinecken. Auch diese Aktie hat unter der Coronaviruskrise gelitten, aber auch hier bestehen Erholungschancen. In den vergangenen 20 Jahren ist der Wert der Aktie um das Dreifache gestiegen.
Familie Schindler und der gleichnamige Liftkonzern
Ähnlich wie bei Roche kontrolliert die Gründerfamilie den weltumpannenden Lift- und Rolltreppenkonzern weiterhin dank zwei Aktientypen und einer so erreichten Stimmenmehrheit. Der Partizipationsschein, in den Publikumsaktionäre häufig investieren, hat sich rückblickend gelohnt: In den vergangenen 20 Jahren hat das Kurstief einmal weniger als 12 Franken betragen. Das Höchst hat Anfang 2020 bei 264 Franken gelegen.
Auch jetzt liegt der Kurs nicht viel drunter. Schindler ist ein klassisches Beispiel für einen innovativen, erfolgreichen Schweizer Konzern mit solider Bilanz. Die mittelfristigen Aussichten sind gut, weil vor allem in Schwellenländern immer noch viel gebaut wird. Schindler profitiert aber auch von einem weit ausgebauten Servicegeschäft.
Michael Kühne: Kühne+Nagel
Wie ein Grossaktionär seinen Reichtum vermehren kann, zeigt sich eindrücklich beim Logistikkonzern Kühne+Nagel. Der Kursgewinn in den vergangenen 20 Jahren liegt bei 2000 Prozent. Und Patron Klaus-Michael Kühne, auf der Reichsten-Liste 2020 auf Platz 13, kontrolliert rund 60 Prozent des Unternehmens. Dieses hat seine Wurzeln in Hamburg und seinen Sitz aus steuerlichen Gründen in Schindellegi im Kanton Schwyz.
Zwar ist Logistik kein einfaches Geschäft. Doch mit hoher Effizienz in der Organisation von Warenverkehr auf dem Land, auf Schiffen und mit Flugzeugen hat Kühne+Nagel in der Branche einen guten Stand. Dies lässt auch die Aussichten für die Aktie, die immerhin schon 25 Prozent mehr wert ist als am Jahresanfang 2020, gut dastehen. Analysten erwarten, dass Kühne+Nagel dank neuer IT-Systeme die Konkurrenz dank besserer Produktivität vermehrt in den Schatten stellen wird.
Johann Rupert: Richemont
Über zwei Jahrzehnte betrachtet hat das Luxusgüter-Imperium Richemont des Südafrikaners Johann Rupert seinen Kurs um den Faktor 10 gesteigert. Doch seit sieben Jahren prägen starke Auf- und Abwärtsbewegungen den Aktienkurs. Die Coronakrise hat den Markt für teure Uhren, Schmuck und Modeaccessoires beeinträchtigt, der in Asien besonders stark und auch von der Kauflust von Reisenden abhängig ist.
Luxusgüter sind derzeit für Aktienanlagen ein schwieriges Pflaster. Richemont punktet insofern mit einem Ausbau im Onlinehandel. Im direkten Vergleich ist Richemont das bessere Investment als der traditionsverbundenere Branchennachbar Swatch. Mit Swatch ist auch die Besitzerfamilie Hayek zu einer der reichsten Familien des Landes geworden: Aber eben, derzeit sind die Kursausichten für die Aktie nicht gut.
Die Industrieaktien von Michael Pieper und Peter Spuhler
Michael Pieper und Peter Spuhler, beide puncto Vermögen auf über drei Milliarden Franken geschätzt, investieren jeweils in Industriefirmen. Zwar haben sich die Aktienmärkte in den vergangenen Wochen wieder vermehrt industriellen, zyklisch geprägten Aktien zugewandt – doch die Lage für solche Unternehmen bleibt an der Börse angespannt. An sich sehr gute Firmen wie Stadler Rail, Rieter oder Feintool sind an der Börse dieses Jahr deutlich gebremst worden.
Positiv in den Portfolios der beiden Grossinvestoren fallen Autoneum und Arbonia auf. Der Autoteilehersteller Autoneum hat dieses Jahr an der Börse enorm zugelegt und verspricht, bei einer Konjunkturerholung weiter zu punkten. Allerdings ist Autoneum mit heute gut 150 Franken Kurswert nur halb so viel Wert wie beim Höchsstand Anfang 2018.
Arbonia wiederum, wo Michael Pieper rund ein Fünftel der Aktien besitzt, ist ein Beispiel eines gelungenen Turnarounds. Der Bauausrüster steht heute viel solider da als vor wenigen Jahren. Am Langfrist-Kurs lässt sich allerdings auch ablesen, wie gross die Krise dieser Firma gewesen ist: 2007 bezahlte man für eine Aktie 127 Franken. Heute ist es ein Zehntel davon.