Die vergangenen Monate haben Entwicklungen mit sich gebracht, die für das Bankgeschäft grundsätzlich positiv sind. Dazu gehören steigende Zinsen und eine Abschwächung des Schweizer Frankens. Auch volatile Finanzmärkte haben für Banken zumindest den positiven Nebeneffekt, dass Kunden tendenziell mehr handeln - somit hat der Handelskonflikt, der derzeit zwischen den Kontinenten tobt, nicht für alle Banken die gleich problematischen Auswirkungen.

Wann die Leitzinsen in der Schweiz angehoben werden, ist immer noch Gegenstand von Spekulationen. Vor Ende 2019 wird es kaum sein. Bei den langfristigen Zinsen hat es mehr Bewegung gegeben."Im ersten Halbjahr zogen die Zinsen an, wovon Aktien von Banken mit einem wichtigen Ertragsanteil aus dem Zinsgeschäft profitieren", sagt Stephan Vollert, Finanzanalyst bei der Helvetischen Bank. Dazu gehören vor allem (kotierte) Kantonalbanken, regionale Bankengruppen wie etwa Valiant oder auch die Universalbanken in Liechtenstein.

Mit Ausnahme der Bank Cantonale du Jura sind seit Jahresbeginn die Aktien aller elf kotierten Kantonalbanken gestiegen, wie ein Blick auf die Tabelle unten zeigt. Valiant sowie die VP Bank und die LLB in Liechtenstein gehören zu den Banken mit der besten Kursperformance. Eine Erfolgsstory bleibt die Online-Handelsbank Swissquote mit den höchsten Kursgewinnen. Das Internet-Tradinggeschäft profitiert vom volatilen Marktumfeld und der Unsicherheit der Anleger, die mehr handeln. Neben dem Fremdwährungshandel hilft der Bank auch stark, dass sie den Handel mit Kryptowährungen ermöglicht.

Finanz-Aktien, die seit Anfang Januar im Plus sind

AktiePerformance seit
1.1. 2018 (in Prozent)
Performance letzte 52 Wochen
(in Prozent)
Swissquote+44,3+102,2
VP Bank+41,1+53,7
Valartis+25,5+25,1
Cler+22,7+23,6
LLB+21,9+23,5
Walliser KB+18+26,6
Vontobel+16,3+13
BCGE+13,2+18
Zuger KB+10,9+9,6
Luzerner KB+10,5+18,4
Cie Fin Tradition+10,2+15,3
Partners Group+8,5+20,6
St. Galler KB+6,4+21,5
Valiant+5,1-1
BKB (PS)+4,5+7
KB Graubünden+4,3-6,1
BEKB+4-1,1
Hyp Bk Lenzburg+2,7unv.
BLKB+2,1+2,6
BCV+1,4+5,6
GLKB+0,3+16,8

Sämtliche Daten: cash.ch

Eher mittelmässig entwickelt sich derzeit ein langjähriger Überflieger, die Partners Group. Der Kursanstieg ist in letzter Zeit deutlich gebremst worden. Die Beteiligungsgesellschaft, die sich auf nicht-kotierte Anlagen spezialisiert hat, erfreut sich zwar einer sehr starken Kundennachfrage – ein Problem besteht eher aber dabei, geeignete Investments zu finden. Zudem sagt das Magement selber, dass das Glanzresultat von 2017 wegen ausserordentlicher Ertragsfaktoren nicht wiederholt werde. Nichtsdestotrotz wird die Aktie der Partners Group rundherum weiter als Kauf gesehen. Oder gar als Einstieg, berücksichtigt man die zuletzt verhaltene  Performance.

Obwohl ein Kursrenner im Tableau, ist Valartis, ebenfalls ein Beteiligungsunternehmen und wie die Partners Group im Kanton Zug domiziliert, mit mehr Vorsicht zu geniessen. Das Unternehmen befand sich 2015 in der Nachlassstundung, das Kerngeschäft in der Schweiz überlebte aber und befindet sich in einem Sanierungsprozess. Der Kursanstieg ist verbunden mit der Ankündigung eines Aktienrückkaufs im April. Sich Valartis anzunähern dürfte momentan aber eher für risikofreudige Anleger interessant sein.

Finanzaktien, die seit Anfang Januar im Minus sind

AktiePerformance seit 1.1. (in Prozent)Perfomance 52 Wochen
EFG Intl-28,8+15,6
Bque Proil Gestion-20,1-27,2
UBS-15,1-8,9
Cembra-14,3-13,7
GAM-13,8+2
Credit Suisse-13,6+3,6
Leonteq-10+7,8
Bank Linth-8,3-7,5
BC Jura-4,3+0,1
Bellevue Group-3,3+30,6
Julius Bär-2,5+13,1
Pargesa-1,1+13,6

Am unteren Ende der Performance-Rangliste befinden sich die Grossbanken. Credit Suisse (CS) und UBS werden am Markt ähnlich wie zyklische Industrieaktien dann heruntergezogen, wenn weltwirtschaftlich besonders viel Unruhe herrscht wie derzeit wegen des Handelskonflikts.

Aber auch fundamental überzeugen die Banken nicht. Zwar haben mittlerweile bei beiden Banken die Kapitalkissen ein ausreichendes Polster und ihre Schweiz-Einheiten laufen gut – aber bei den Renditen der Investmentbank und der Profitabilität der Vermögensverwaltung gibt es ein dauerndes Auf und Ab. Im ersten Quartal 2018 hatte die CS die Nase überraschend vorn. Wie das zweite Quartal verlief, wird bei den Ergebnispräsentationen am 24. Juli bei der UBS und am 31. Juli bei der CS ersichtlich werden.

Von den grossen Schweizer Banken hat auch Julius Bär enttäuscht. Der CEO-Wechsel von Boris Collardi zu Bernhard Hodler – vollzogen im November, bestätigt im März – hat die Erwartungen hochgeschraubt, der Kurs der Aktie ist insgesamt aber nicht gestiegen. Am 23. Juli erfahren Interessierte mehr über den Verlauf des ersten Halbjahres. Die Kosten und die Entwicklung der umkämpften Privatkundenmärkte in Asien werden besonders beachtet werden.

Zutrauen in Cembra bleibt stark

Unter die Räder gekommen ist in den vergangenen Monaten schliesslich auch die Kredit- und Leasingbank Cembra – eine Aktie, die davor jahrelang angepriesen worden ist. Ein Grund für den Rückschlag dürften moderatere Ziele sein, wie sie im Februar vom Management formuliert wurden.

Aber ein bisschen wie bei der Partners Group wollen sich Analysten nicht auf eine kritischere Haltung zum langjährigen Aktienliebling einstellen. Insbesondere das wachstumsstarke Kreditkartengeschäft soll der Cembra Bank weiterhin Impulse geben. Und da ist auch eine Dividendenrendite von 4,6 Prozent.