Rund acht Prozent legt der Swiss Market Index (SMI) in den ersten sechs Monaten des Jahres zu. Ein Plus von mehr als neun Prozent verzeichnet der Swiss Performance Index (SPI). Somit gehört das erste Börsenhalbjahr 2024 zu den besten Erstsemstern der jüngeren Vergangenheit.

Im Fokus der Anleger war insbesondere die Geldpolitik wichtiger Zentralbanken. Während die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit Zinssenkungen im März und Juni vorgeprescht ist, sind Hoffnungen auf eine baldige geldpolitische Lockerung in den USA immer weiter geschwunden. Derweil hat auch die Europäische Zentralbank (EZB) an der Zinsschraube gedreht. Bei den Devisen haben sich der Euro und Dollar zum Franken zunächst aufgewertet, in den letzten Wochen haben sie gegenüber der Schweizer Währung aber wieder nachgegeben. Zugleich haben sich die Konjunkturaussichten, zumindest für die Schweiz und Europa, etwas verbessert.

Dreiviertel der SMI-Titel gewinnen an Wert

Im Swiss Market Index haben 15 Aktien an Wert gewonnen, während fünf Titel das erste Halbjahr mit einem Minus abschliessen. Am tiefsten getaucht ist die Aktie von Kühne+Nagel, der Verlust beträgt zehn Prozent. Besonders einschneidend war der Kurssturz von Anfang März: Innert eines Tages fielt die Aktie von 297 auf 257 Franken. Das Logistikunternehmen hatte mit den Geschäftszahlen enttäuscht. Händler verwiesen zudem darauf, dass die ohnehin gesenkte Dividende zum ersten Mal seit Jahren nicht durch den freien Cashflow gedeckt gewesen sei.

Die Gewinner und Verlierer am Swiss Market Index im ersten Halbjahr 2024 (Quelle: Bloomberg).

Die Gewinner und Verlierer am Swiss Market Index im ersten Halbjahr 2024 (Quelle: Bloomberg).

Quelle: Screenshot

Weiter zurückgefallen ist auch Nestlé. Grund war vor allem die enttäuschenden Erstquartalszahlen. Generell hat der Lebensmittelkonzern viel Anlegervertrauen eingebüsst: Im April stellte die Zürcher Kantonalbank die schlechteste Investorenstimmung gegenüber Nestlé seit mehr als 25 Jahren fest. Eine Mehrheit der Analysten stuft die Nestlé-Aktie jedoch immer noch mit «Kaufen» ein. Lediglich zwei Experten würden den Titel verkaufen. Den Halbjahreszahlen Ende Juli werden enorme Bedeutung zugemessen.

Mehr als sechs Prozent nach unten ging es für die Partners Group. Die auf Private Equity spezialisierte Investmentgesellschaft konnte nicht von den bisher erfolgten Zinssenkungen profitieren - respektive: Anscheinend haben die schwindende Aussichten auf eine zügige Zinssenkung in den USA den Titel belastet.

Ein deutlich anders Bild haben Lonza und ABB gezeichnet. Beide Aktien legten im ersten Halbjahr mehr als 30 Prozent zu - so viel wie kein anderer SMI-Titel.

Allerdings hat die Gegenbewegung bei Lonza bereits Anfang April eingesetzt, während ABB sich noch länger halten konnte und erst im Juni einen Teil der Gewinne wieder abgegeben hat. Es bleibt abzuwarten, ob die Aktien im zweiten Halbjahr wieder zulegen können. Insbesondere bei ABB ist Skepsis angesagt. Das Kursziel liegt unter dem aktuellen Aktienpreis, und nur eine Minderheit der Analysten würden den Titel kaufen.

Bei Lonza sind die Experten hingegen deutlich optimistischer. Sie sehen die Aktie im Schnitt von aktuell 486 auf nahezu 600 Franken steigen, die meisten sprechen eine Kaufempfehlung aus.

Überzeugt waren die Anleger im weiteren von Givaudan, Alcon und Richemont sowie - nach längerer Zeit wieder - von Roche: Das Börsenschwergewicht befindet sich wieder im Aufwind, nachdem die Genussscheine bis im Mai auf ein Mehrjahrestief gefallen waren.

Eine Erklärung für das Aufkommen von Roche hat Stefan Schneider, Analyst der Bank Vontobel, gegenüber cash.ch ausgeführt: «Die Negativmeldungen sind ausgeblieben und die Anleger haben wieder Mut gefasst, sodass die unterbewertete Aktie wieder gestiegen ist.» Ferner gehen Beobachter davon aus, dass die Valoren des Pharmaunternehmens nach einem Vorstoss auf über 260 Franken von Grossinvestoren wiederentdeckt werden könnten.

Grosse Spanne im Swiss Performance Index

Auch im Swiss Performance Index gab es Valoren, die hinter der positiven Entwicklung des Gesamtmarktes zurückblieben. Als grösster Verlierer erweist sich Meyer Burger, der Solarmodulhersteller büsste über 80 Prozent ein. Der Kursverfall der letzten Jahre ging also weiter. Allerdings: Mitte Juni hat eine Trendumkehr begonnen. Und die Meldung, Meyer Burger komme mit der Verlagerung des Kerngeschäfts in die USA voran, gab zusätzlich Auftrieb. Bis zur Aktienzusammenlegung handelt der Titel allerdings im Rappenbereich.

Die Gewinner und Verlierer des ersten Halbjahres 2024 im Swiss Performance Index  (Quelle: Bloomberg).

Die Gewinner und Verlierer des ersten Halbjahres 2024 im Swiss Performance Index (Quelle: Bloomberg).

Quelle: Screenshot

Bewegt und insgesamt negativ war der Kursverlauf auch von DocMorris. Das Jahreshoch wurde im Februar bei 98 Franken erreicht. Einem Absturz auf 72 Franken folgte eine Erholung auf über 90 Franken. Dann setzte ein bis heute anhaltender Abwärtstrend ein. Allerdings: Nach den Kursrückgängen sei ein «attraktives Risiko/Rendite-Profil», schreibt die ZKB in einem Kommentar von Mitte Juni. Sie empfiehlt die Aktie zum Kauf - und ist damit nicht allein: Zehn weitere Analysten sprechen eine Kaufempfehlung aus, nur einer stuft die Aktie mit «Verkaufen» ein.

Für Gesprächsstoff sorgte in den letzten Wochen auch die Gewinnwarnung von Pierer Mobility. Die Reduktion der Finanzziele schmeckte den Anlegern nicht, die Aktie fiel in einem Tag von 33 Franken auf unter 27 Franken - ein Jahrestief, von dem sich die Aktie bisher nur teilweise erholt hat. Seit Anfang Januar verliert sie 37 Prozent.

Eine Gewinnwarnung kam im Juni auch von Komax. Die Folgen für den Aktienkurs waren weniger heftig als bei Pierer Mobility. So oder so aber gehört Komax zu den Verlierern des ersten Halbjahres - das Minus beträgt 33 Prozent. Es dürften nicht die letzten Gewinnwarnungen von Schweizer Unternehmen gewesen sein.

Markante Kursanstiege verzeichnet im ersten Halbjahr einen Gruppe von Lifescience- und Pharmaunternehmen: Kuros (+ 223 Prozent), Molecular Partners (+ 97 Prozent), Polypeptide Group (+ 65 Prozent) und Newron (+ 60 Prozent). Deren Entwicklung war aber nicht linear. Beispielsweise bei Polypeptide: Nach dem Krebsgang der letzten Jahre erholte sich die Aktie im März ein gutes Stück weit - von 17 auf 30 Franken. Oder Newron: Einem satten Kursanstieg ab Ende April folgte ein flauer Mai und Mitte Juni ein Mehrjahreshoch. Dann kam der Sturz von fast elf auf unter acht Franken im der laufenden Woche. Anscheinend haben kurzfristig orientierte Anleger Gewinne mitgenommen.

Ohne grosse Rückschläge verlief das Frühjahr für Sulzer. Bis dato resultiert ein Zuwachs von über 40 Prozent. Schub gaben insbesondere die Geschäftszahlen, die das Industrieunternehmen im Februar präsentierte. Umsatz und Auftragseingang erreichten knapp die Analystenprognosen. Die operative Gewinnmarge war mit etwas über elf Prozent so hoch wie seit Jahren nicht mehr.  

Zudem hat sich Sulzer neue Mittelfristziele gesteckt. Sie entsprechen weitgehend den Schätzungen der Zürcher Kantonalbank, wie es in einem kürzlich erschienen Kommentar heisst. Der zuständige Analyst sieht den fairen Wert der Aktie bei 143 Franken - womit ein Kurssteigerungspotenzial von 15 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau resultiert. Es ist also gut möglich, dass Sulzer sich auch im zweiten Halbjahr 2024 und darüber hinaus positiv entwickelt .

Positiv ist der Ausblick auch für den Gesamtmarkt: Laut Analystenschätzungen bei Bloomberg dürfte der SMI in den kommenden zwölf Monaten auf über 12'800 Punkte steigen. Dem SPI wird ein Anstieg auf mehr als 17'100 Punkte zugetraut. Das wäre ein neues Allzeithoch.