Der breite US-Index S&P 500, einer der meistbeachteten Aktienindizes der Welt, hat dank des starken Wirtschaftsaufschwungs seit Jahresbeginn 13,1 Prozent hinzugewonnen. Unter den 500 gelisteten Unternehmen des S&P 500 zeigt eine illustre Gruppe eine nur minim schlechtere Kursentwicklung. Der Index der so genannten "Dividenden-Aristokraten" steht seit Anfang Jahr 12,8 Prozent höher.

Betrachtet man nicht nur die Kurs-, sondern die Gesamtrendite inklusive Dividenden, kehrt sich das Bild um. Trotz der eher defensiven Ausrichtung der Dividenden-Aristokraten erreichen diese plus 14,1 Prozent, der S&P 500 liegt hingegen mit plus 13,9 Prozent leicht dahinter.

Damit eine Aktie die Bezeichnung "Dividenden-Aristokrat" erhält, müssen drei Kriterien erfüllt sein: Das Unternehmen muss seit mindestens 25 Jahren eine Dividende zahlen, es muss die Ausschüttung jedes Jahr erhöhen und es muss Teil des S&P 500 Index sein und dabei eine Marktkapitalisation von mindestens 3 Milliarden Dollar aufweisen. Diese Dividendenfähigkeit, die zum Teil seit 65 Jahren besteht, macht die Unternehmen zu so etwas wie dem Nonplusultra unter den Qualitätsaktien.

Weltweit stammen fast alle Dividendenaristokraten aus den USA. Es gehören genau 65 Unternehmen des S&P 500 dieser "vornehmen" Gesellschaft an. Roche und Nestlé wären indessen die einzigen Schweizer Unternehmen, die nach US-Definition Dividenden-Aristokraten sind.

Corona-Krise hinterlässt kaum Spuren

Die Zugehörigkeit zur Dividenden-Aristokratie repräsentiert indes bloss einen Blick in den Rückspiegel. Genauso wichtig ist es, ob das Unternehmen aktuell finanziell gesund ist und zukünftig auch bleiben wird. Schrumpfte doch die vornehme Gruppe in der Finanzkrise 2008 von 52 Mitgliedern auf 43 und im Nachgang der Krise bis 2010 sogar auf 34 Unternehmen. 

In der Corona-Krise ist ein vergleichbarer Rückgang ausgeblieben. Zwar sind 2021 aus der Liste mit Raytheon, Carrier Global, Otis Worldwide, Church & Dwight und Stryker Corporation fünf Titel weggefallen, doch gleichzeitig wurden IBM, NextEra Energy und West Pharmaceutical Services aufgenommen.

Wie die Unternehmen aus der Corona-Krise gekommen sind, spiegelt sich schlussendlich auch in der unterschiedlichen Kursentwicklung der Aktien seit Jahresbeginn und dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) wider. Aktien mit tiefem KGV gelten als billig, solche mit hohem KGV als teuer. Man spricht auch von der Bewertung einer Aktie. In der Tabelle sind 20 der bekannteren unter den 65 US-Dividendenaristokraten anhand einer aufsteigenden Dividendenrendite aufgelistet:

UnternehmenSektorPerformance 2021Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)Dividendenrendite
LindeMaterialien+10 Prozent531,5 Prozent
WalmartKonsumgüter-5 Prozent321,6 Prozent
Abbott LaboratoriesGesundheit+1 Prozent351,6 Prozent
Automatic Data ProcessingTechnologie+12 Prozent341,9 Prozent
ChubbFinanzen+4 Prozent132,0 Prozent
NextEra EnergyGrundversorger-4 Prozent352,1 Prozent
CaterpillarIndustrie+17 Prozent342,1 Prozent
McDonald'sKonsumgüter+9 Prozent342,2 Prozent
T Rowe Price GroupFinanzen+29 Prozent172,2 Prozent
General DynamicsIndustrie+27 Prozent172,5 Prozent
Procter & GambleKonsumgüter-4 Prozent242,6 Prozent
Johnson & JohnsonGesundheit+4 Prozent292,6 Prozent
PepsiCoKonsumgüter-1 Prozent272,9 Prozent
3MIndustrie+12 Prozent203,0 Prozent
Coca-ColaKonsumgüter-1 Prozent333,1 Prozent
AbbVieGesundheit+7 Prozent404,5 Prozent
IBMTechnologie+16 Prozent244,5 Prozent
ChevronEnergie+26 Prozent-5,0 Prozent
Exxon MobilEnergie+55 Prozent-5,5 Prozent
AT&TTelekommunikation+0 Prozent-7,2 Prozent

20 Dividendenaristokraten des S&P 500 (Quelle: Bloomberg).

Der Telekommunikationskonzern AT&T führt mit einer sehr hohen Dividendenrendite von 7,2 Prozent die Tabelle an. Sieht attraktiv aus, doch in den letzten fünf Jahren lieferte die AT&T-Aktie eine durchschnittlich jährliche Gesamtrendite von nur 0,9 Prozent. Mehrere grössere Zukäufe haben den Kurs belastet. Doch für die Zukunft ist dieser üppige Dividendenzahler nicht uninteressant, da das Management sich wieder auf das Kerngeschäft konzentrieren will.

Ebenfalls zu den grosszügigen Dividendenzahlern gehören traditionell die Ölförderer Chevron (5 Prozent) und Exxon Mobil (5,5 Prozent) - letzteres Unternehmen steigert seit 39 Jahren die Ausschüttung. Dank des steigenden Ölpreises hat auch der Aktienkurs beider Unternehmen diesjährig deutlich angezogen. Im aktuellen Umfeld mit steigender Inflation und starkem Wirtschaftswachstum ist hier ein Investment immer noch vielversprechend. Gegenwind könnte jedoch durch die Organisation erdölexportierender Länder einsetzen, falls diese ihre bisherigen Förderlimiten aufhebt.

IBM gilt seit diesem Jahr als Dividendenaristokrat und ist neben Automatic Data Processing der einzige Titel aus dem Technologiesektor - die Aktie sticht mit einer überraschend hohen Dividendenrendite von 4,5 Prozent hervor und weist auch eine ansehnliche Kursrendite von 16 Prozent aus. Nach einer langen Durststrecke hat das IT-Urgestein den Umsatz zum Jahresauftakt dank florierender Cloud-Dienste wieder leicht erhöht. Zudem ist IBM neben Google in der Zukunftstechnologie Quantencomputer führend. Mit einem KGV von 24 ist der Technologietitel immer noch günstig. 

Ein regelrechtes Novum ist ebenfalls die Aufnahme einer grünen Energieaktie in die Dividenden-Aristokratie. Das Unternehmen NextEra Energy bietet nachhaltige Energieerzeugung - Wind, Sonnenenergie und Erdgas - und Verteilungsdienstleistungen an.

Konsumgütertitel versprechen Stabilität

Die Konsumgüterindustrie bietet Anlegerinnen und Anlegern diejenigen Unternehmen, die langfristig am erfolgversprechendsten und am stabilsten sind. Dazu gehören neben Coca-Cola, PepsiCo, Procter & Gamble und Walmart. Insbesondere Procter & Gamble zeigt mit einer 65-jährigen Geschichte von Dividendenerhöhungen Kontinuität. Gleichzeitig hat sich der Kurs in den letzten 30 Jahren mehr als verfünfzehnfacht. Die Produkte dieser Unternehmen - Getränke, Waschmittel oder Möbel - werden auch in Krisen konsumiert. Dasselbe gilt ausserhalb von Pandemiezeiten auch für McDonald's. Die Spanne der Auszahlungen ist jedoch gross, von 1,6 bis 3,5 Prozent. 

Bei den Finanztiteln müssen Anlegerinnen und Anleger je nach Tätigkeitsgebiet eher vorsichtig agieren. Gerade die diesjährig im Aktienkurs hochgeschossene Investmentfirma T Rowe Price Group könnte in den kommenden Monaten Gegenwind verspüren, da die weltweiten Handelsaktivitäten an den Börsen stark rückläufig sind. Dem gegenüber verspricht der global agierende Versicherungskonzern Chubb langfristig stabiles Umsatz- und Gewinnwachstum.

Der Industrietitel Caterpillar ist zwar mit einer Dividendenrendite von 2,1 Prozent eher Mittelmass, doch dafür ist der Geschäftsausblick gut. Der Immobiliensektor zeigt sich in guter Verfassung und die Minenbetreiber fahren dank steigender Rohstoffpreise ihre Investitionen hoch, was den Bedarf nach Baumaschinen ansteigen lässt. Selbst das im Industriesektor eher hohe KGV von 34 spricht nicht gegen den Titel. Günstiger bewertet und genauso interessant sind die Aktien des Klebstoffherstellers 3M.

Wer das Risiko von Einzelaktien nicht eingehen will, bietet sich auch der Kauf eines ETF (Exchange Traded Fund) an. Eine Möglichkeit hierzu ist der "ProShares S&P 500 Dividend Aristocrats ETF". Auf globaler Ebene empfiehlt sich der "SPDR S&P Global Dividend Aristocrats UCITS ETF", wobei dort die Aufnahmekriterien auf den ersten Blick weniger restriktiv sind: Ein Unternehmen muss die Dividenden für mindestens 10 aufeinanderfolgende Jahre erhöhen oder beibehalten, aber gleichzeitig eine positive Eigenkapitalrendite und einen positiven Cashflow aus der Geschäftstätigkeit aufweisen.

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