BigPoint Holding von Grossaktionär Martin Haefner trennt sich von 306 Millionen Aktien und veräussert diese an die PCS Holding von Stadler Rail-Patron Peter Spuhler. Dies entspreche rund 10 Prozent des Aktienkapitals und der Stimmrechte von Swiss Steel, heisst es in einem Communiqué am Freitag. Das Spuhler-Paket hat einen Wert von rund 100 Millionen FRanken. BigPoint Holding von Martin Haefner war bisher gemäss einer offiziellen Beteiligungsmeldung im Besitz einer 51,37-prozentigen Aktienmehrheit des Unternehmens. Swiss Steel (vormals Schmolz+Bickenbach) ist Weltmarktführer im Spezial-Langstahl-Markt.
Haefner war in den vergangenen zwei Jahren zum grössten Aktionär des finanziell gebeutelten Stahlherstellers aufgestiegen. Über Kapitalerhöhungen und der Übernahme der Anteile der Gründerfamilie kletterte die Beteiligung von BigPoint am Unternehmen von zuvor rund 10 Prozent auf über 50 Prozent.
Mit der Beteiligungsnahme von Spuhler an Swiss Steel steigt der Stadler-Rail-Patron innerhalb von wenigen Monaten bereits zum zweiten Mal in eine Schweizer Krisen-Firma ein: Vor zwei Monaten wurde bekannt, dass Spuhler knapp unter 3 Prozent vom Backwarenkonzern Aryzta gekauft hatte. PCS Holding schrieb damals, dass dies ein Investment von Spuhler als Privatperson sei, welches bereits vor einigen Monaten zuvor getätigt worden war. Es bestünden keine konkreten Absichten, dieses Investment auf- oder abzubauen.
Unbestätigten Medienberichten zufolge wollte Spuhler bereits im letzten Herbst bei Swiss Steel einsteigen, damals aber zu deutlich tieferen Kursen und mit einem Aktienpaket von rund 25 Prozent.
Die Aktie von Swiss Steel steigt am Freitag im frühen Handel an der SIX um rund 3 Prozent. Der Titel hat seit Ende März 2021 rund 40 Prozent zugelegt und notiert bei 33 Rappen. Der Rekordstand von 13,65 Franken stammt von Mitte 2007.
Swiss Steel hat im ersten Quartal 2021 wieder schwarze Zahlen geschrieben. Unter dem Strich blieb ein Nettogewinn von 4,8 Millionen Euro übrig, dies nach einem Minus von 42,3 Millionen in der Vorjahresperiode. Die Ergebnisverbesserung sei neben dem besseren Absatz vor allem auch mit Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsmassnahmen erreicht worden, so Swiss Steel. Der Umsatzanstieg spiegle insbesondere die höhere Nachfrage aus der Automobilindustrie wider.
Eine Krisen-Firma im Umbruch
Swiss Steel, die eine turbulente Firmengeschichte hinter sich hat, befindet sich auf verschiedenen Ebenen im Umbruch, auch auf Management-Stufe: So wurde der frühere Swisscom-CEO Jens Alder im Frühjahr zum neuen Verwaltungsratspräsidenten gewählt. Nach einer Refinanzierung soll die begonnene Transformation mit dem neuen Frank Koch vorantreiben werden. Alder hatte das Präsidium bereits in den Jahren 2019/20 inne, ehe er im Dezember 2020 den Stab an Heinrich Christen übergeben hatte. Dieser war Anfang April 2021 dann mit sofortiger Wirkung zurückgetreten.
Die Kursänderung von Haefner führte zur Auseinandersetzung mit der Liwet Holding um den russischen Milliardär Viktor Vekselberg, die ein Viertel der Aktien besitzt. Am (gestrigen) Donnerstag wurde bekannt, dass die Finanzmarktaufsicht (Finma) die Beschwerde von Liwet gegen eine Verfügung der Übernahmekommission (UEK) abgewiesen hat. Liwet hatte mit einer Reihe von rechtlichen Schritten versucht durchzusetzen, dass BigPoint doch noch ein allgemeines Pflichtangebot an alle Swiss-Steel-Aktionäre unterbreiten muss.
Ein entsprechendes Gesuch wurde seinerzeit von der Übernahmekommission abgelehnt, womit die von Swiss Steel geplante Kapitalerhöhung voranschreiten konnte. Gegen diese Verfügung der UEK hatte Liwet eine Beschwerde bei der Finma erhoben, welche nun ihrerseits abgewiesen wurde. Liwet kann diesen Entscheid nun noch beim Bundesverwaltungsgericht anfechten.
(Mit Material von AWP)