Die britische Grossbank HSBC ringt mit den wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine. Das Institut legte deshalb deutlich mehr für drohende Kreditausfälle beiseite als zuletzt und rechnet in den kommenden Monaten mit weiteren Belastungen. Zudem litt das Geschäft im ersten Quartal unter den strengen Corona-Auflagen in Hongkong und Teilen Chinas. Der Gewinn sank daher trotz höherer Zinsen und steigenden Margen im Kreditgeschäft deutlich. Zudem ging die Kernkapitalquote wegen des Ausbaus des Geschäfts stärker zurück, als Experten erwartet hatten. An der Börse wurden die Nachrichten mit einem Kursabschlag quittiert.
In den ersten drei Monaten des Jahres ging der Gewinn unter dem Strich im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar (2,6 Mrd Euro) zurück, wie die HSBC am Dienstag in London mitteilte. So musste die Bank wieder eine Risikovorsorge für den Ausfall von Krediten bilden. Im Vorjahresquartal hatte sie noch davon profitiert, dass sie einen Teil der Vorsorge aus der ersten Phase der Corona-Pandemie auflösen konnte. Bank-Chef Noel Quinn geht zudem davon aus, dass das Geldhaus seine Risikovorsorge in den kommenden Quartalen weiter erhöhen muss.
Vor Steuern und Sondereffekten sackte der Gewinn um ein Viertel auf 4,7 Milliarden Dollar ab. Die Erträge gingen lediglich um vier Prozent auf 12,5 Milliarden Dollar zurück. Da die Bank ihr Kapital und ihre Risikopositionen zum Teil auch wegen neuer Vorschriften neu bewerten musste, ging die von Analysten viel beachtete harte Kernkapitalquote um 1,7 Prozentpunkte im Vergleich zum Jahreswechsel auf 14,1 Prozent zurück. Damit hat die Bank eigenen Angaben zufolge zwar genügend Kapital, für den Rückkauf von eigenen Aktien über die bisher angekündigten Schritte hinaus reiche es deshalb derzeit nicht mehr.
An der Börse führte dies zu einem deutlichen Kursabschlag. Die Aktie büsste in London im frühen Handel rund zwei Prozent auf 491,10 Pence ein und baute damit ihre Verluste der vergangenen Tage aus. Trotzdem zählt die Aktie des Branchenschwergewichts im bisherigen Jahresverlauf mit einem Plus von rund zehn Prozent zu den Gewinnern im Stoxx 600 Banks .
Die HSBC hat ihren Schwerpunkt des Geschäfts in den asiatischen Märkten. Quinn will die Bank noch stärker auf Asien und das Geschäft mit vermögenden Kunden ausrichten. Die Wurzeln des Instituts liegen - wie der Name Hongkong & Shanghai Banking Corporation (HSBC) schon besagt - ohnehin in Hongkong und Shanghai.
(AWP)