Wo finden Anlegerinnen und Anleger in dieser Marktlage noch renditeträchtige Investments? Ein Hinweis bieten die Empfehlungen der Analysten. Das Unternehmen TipRanks mit der gleichnamigen Homepage bewertet insgesamt 7534 Finanzanalysten der Wall Street hinsichtlich Erfolgsrate der Ratings und der durchschnittlich erzielten Kursrendite.
Laut TipRanks sind Gerard Cassidy von der Investmentbank RBC Capital, Heiko Ihle von der Investmentbank H.C. Wainwright und Quinn Bolton von der Investmentbank Needham die besten ihrer Zunft. cash.ch nennt die jeweilige Erfolgsquote und die interessantesten Kaufempfehlungen der drei genannten Analysten.
Gerard Cassidy - Finanzsektor
Bei insgesamt 380 Ratings lag Cassidy 320-mal richtig. Dies entspricht einer Erfolgsquote von 84 Prozent. Dazu kommt, dass sich die durchschnittliche Rendite auf 36 Prozent beläuft. Der Analyst von RBC Capital, der sich auf Aktien im Finanzsektor spezialisiert hat, erzielt damit ein Traumresultat, mit dem sich wohl alle Anlegerinnen und Anleger glücklich schätzen würden.
Ein Grund für dieses Topresultat liegt in der aktuellen Aufbruchstimmung des US-Finanzsektors. Gemessen am S&P Financial Select Sector Index hat dieser 2021 dank der starken Wirtschaftserholung und der steigenden Zinskurve bereits 31 Prozent hinzugewonnen. Doch ist das Renditepotenzial nicht schon ausgeschöpft? Teilweise: Die Grossbank JPMorgan empfiehlt Cassidy beispielsweise zwar zum Kauf, sieht aktuell aber ein Abwärtspotenzial von knapp 4 Prozent.
Das aktuelle Korrekturpotenzial erstaunt nicht, befinden sich die JPMorgan-Aktien 31 Prozent höher als zu Jahresbeginn. Das Kursplus seit einem Jahr beträgt sogar 59 Prozent.
Kursentwicklung der JPMorgan-Aktien seit einem Jahr (Quelle: cash.ch).
Und Kursziele werden bei einem Kauf-Rating bekanntlich oft nachgezogen. JPMorgan bleibt trotz aktuell prognostizierter Negativrendite für den Analysten ein Kauf und ist bei einem Rücksetzer für Anlegerinnen und Anleger sicherlich interessant. Gleiches gilt bei Cassidy für die US-Grossbanken Morgan Stanley, Bank of America und Citigroup. Ein Halten empfiehlt der Analyst hingegen für Goldman Sachs und Wells Fargo.
Aktuell optimistischer bezüglich des Kursrendite ist der Analyst bei eher unbekannten Finanztiteln. So empfiehlt er die zehntgrösste US-Bank Truist Financial zum Kauf und sieht bei dieser aktuell ein Aufwärtspotenzial von knapp 6 Prozent. Das Nettoeinkommen bei Truist Financial stieg im ersten Quartal gegenüber der Vorjahresperiode von 986 Millionen auf 1,33 Milliarden Dollar, der Umsatz ging hingegen um 3 Prozent zurück. Eine weitere, aber noch kleinere US-Bank ist Citizens Financial, die Cassidy zum Kauf empfiehlt und mit dem anvisierten Kursziel ein Aufwärtspotenzial von 3 Prozent sieht.
Heiko Ihle - Rohstoffe
Heiko Ihle hat zwar gegenüber Cassidy einen schlechteren Erfolgsausweis bei den Ratings - 76 Prozent -, doch die durchschnittliche Kursrendite ist mit knapp 56 Prozent ungleich höher. Dem Analysten von H.C. Wainwright kommt sicher zugute, dass im aktuellen Wirtschaftsumfeld – anziehende Nachfrage und Inflation – Rohstoffpreise regelrecht in die Höhe schnellen. Der Ölpreis der Sorte Brent hat seit Jahresbeginn 37 Prozent hinzugewonnen.
Obwohl in Folge der steigenden Rohstoffpreise viele Titel dieses Sektors stark angestiegen sind, sieht Ihle noch grosses Potenzial. Insbesondere bei Gold- und Silberminenaktien ist der Analyst extrem bullish und hat viele Kaufempfehlungen. Dies ist für Anlegerinnen und Anleger umso mehr interessant, da der Gold- und Silberpreis ihre Schwächephase hinter sich gelassen haben und eine Aufwärtstendenz zeigen
Goldpreisentwicklung seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).
Bei den Gold- und Silberminenaktien "verspricht" sich der Analyst bei diesenTiteln enorme Kursrenditen: Corvus Gold plus 130 Prozent, Fury Gold Mines plus 66 Prozent, Americas Silver plus 157 Prozent, Galiano Gold plus 106 Prozent und GoldMining plus 223 Prozent. Aktien von Gold- und Silberminenunternehmen verfügen über einen sogenannten Preishebel: Ein steigender Gold- und Silberpreis kann sich – zumindest kurzfristig – überproportional auf das Gewinnwachstum der Unternehmen bei festbleibenden Förderkosten auswirken.
Es muss aber nicht eine Gold- oder Silberminenaktie sein, um für Thiele ein grosses Potenzial aufzuweisen. So hat der Analyst beim US-Uranminenbetreiber Uranium Energy erst vor elf Tagen seine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 5 Dollar bestätigt, was einem langfristigen Ertragspotenzial von 51 Prozent entspricht. Und selbst bei den Kupferschürfern sieht der Analyst trotz des Rekordhochs beim Kupferpreis noch Potenzial: Beispielsweise 31 Prozent bei Western Copper.
Quinn Bolton - Halbleitertechnologie
Bei insgesamt 436 Ratings weist Quinn Bolton von Needham eine 78-prozentige Erfolgsquote aus. Die durchschnittliche Rendite bei seinen Halbleitertechnologie -Empfehlungen liegt bei 44 Prozent. Und obwohl dieser Sektor gemessen am "VanEck Vectors Semiconductor ETF (Exchange Traded Funds)" seit einem Jahr über 73 Prozent gewonnen hat, sieht Bolton zahlreiche Halbleiter-Titel mit grossem Renditepotenzial. Dies erstaunt nicht, überwiegt am Halbleitermarkt wegen des Wirtschaftsaufschwungs die Nachfrage das Angebot.
Erst vor elf Tagen bestätigte der Analyst seine Kaufempfehlung für den Chiphersteller Applied Materials. Das angestrebte Kursziel beläuft sich auf 153 Dollar, was einem Renditepotenzial von 11 Prozent entspricht. Den Chipriesen Intel sieht der Analyst trotz diesjährigem Kursplus von 14 Prozent langfristig nochmals 23 Prozent höher - dies entgegen der aktuellen Kursschwäche. Der vollzogene Chefwechsel Anfang Jahr hat wohl auch Bolton überzeugt.
Kursentwicklung der Intel-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).
Doch auch eher unbekannte Titel aus dem Chipsektor stehen bei Bolton in der Gunst. Beim US-Unternehmen Cohu, das sich auf Test- und Inspektionsequipment für Chiphersteller spezialisiert hat, sieht der Analyst ein Aufwärtspotenzial von 46 Prozent. Vom globalen Nachfrageüberhang bei Halbleitern hat auch Cohu im ersten Quartal profitiert. Der Umsatz stieg gegenüber der Vorjahresperiode von 138 auf 225 Millionen Dollar-
Und auch beim US-Unternehmen MaxLinear ist der Analyst mit einem Kurspotenzial von knapp 30 Prozent sehr optimistisch. Das Unternehmen hat sich auf Halbleiterprodukte für Breitbandkommunikationsanwendungen spezialisiert und sorgt dadurch für eine stabile und schnelle Internetverbindung in Wohnungen und Büros - in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung ein Muss.