Nach einem hervorragenden ersten Halbjahr kam die Schweizer Börse im dritten Quartal etwas ins Stocken. In den letzten drei Monaten legte der Swiss Market Index (SMI) und der Swiss Performance Index (SPI) um etwa 1,6 respektive 2,1 Prozent zu.
Doch von einem ruhigen Sommer kann keine Rede sein. An den zwei ersten August-Tagen verlor der Schweizer Blue-Chip-Index über 6 Prozent. Grund war das Implodieren der sogenannten Carry-Trades. Hier wird Geld in Währungen mit niedrigen Zinsen (zum Beispiel Yen) aufgenommen und in Währungsräumen mit höheren Zinsen angelegt (Dollar). Der japanische Leitindex Nikkei 225 verlor als Folge darauf in drei Tagen knapp 20 Prozent.
Bis Ende August machte der SMI diese Verluste wieder wett. Im September folgte ein ähnliches Spiel. Die beiden Schweizer Leitindizes fielen in der ersten sechs Handelstagen deutlich zurück, nur um in den nachfolgenden Wochen diese Gewinnmitnahmen wieder wettzumachen.
Diese Unruhe war auch bei Einzeltiteln zu spüren. In einem von Unsicherheit geprägten Sommer legten besonders die defensiven Titel wie beispielsweise die Pharmawerte zu. Gleichzeitig schnitten zyklische Sektoren wie Industrie oder Luxusgüter mehrheitlich schlechter ab.
Ausnahme waren die Valoren von Nestlé. Sonst für die Stabilität und das defensive Geschäft bekannt, konnte die dreijährige Abwärtsbewegung des Aktienkurses nicht gestoppt werden.
Deutliche Unterschiede bei den Blue Chips
Neben den Pharmawerten Lonza, Sonova und Roche schnitten die Aktien des Vermögensverwalters Partners Group im SMI am besten ab. In den vergangenen drei Monaten legten alle diese Titel um rund 9 Prozent oder mehr zu.
Zwar litten die Titel von Partners Group unter einer enormen Volatilität - die Tagesschwankungen an einzelnen Tagen betrugen fast 10 Prozent -, doch das Unternehmen profitiert hauptsächlich von sinkenden Leitzinsen, aber auch von einer Kooperation mit dem weltgrössen Vermögensverwalter Blackrock. Mit dieser Partnerschaft möchten die beiden Unternehmen den Zugang zu Bereichen wie Private Equity und Private Credit einer breiteren Masse ermöglichen.
Zu den Verlierern im SMI gehören Logitech (minus 14 Prozent), Kühne+Nagel (minus 11 Prozent) und Nestlé. Der Elefant im Raum ist Nestlé, er ist zu einem bedeutenden Teil verantwortlich für die unterdurchschnittliche Performance des Schweizer Aktienmarkts. Die Nestlé-Titel verloren im dritten Quartal gut 7 Prozent.
Das Unternehmen hat es seit zwei Jahren nicht geschafft, für das Wachstum negative Einflussfaktoren zu beseitigen und leidet unter einem Rückgang des für die Bewertung zentralen organischen Wachstums. Auch ein CEO-Wechsel brachte nur kurze Linderung beim Aktienkurs. Ausser dem Pandemietief im Jahr 2020 befinden sich die Titel erneut auf dem Niveau vor sechs Jahren - also vor Antritt des ehemaligen CEO, Mark Schneider.
Am 17. Oktober publiziert Nestlé die Drittquartalszahlen. Einige Analysten erwarten, dass der Konzern die Erwartungen für das organische Umsatzwachstum weiter senken könnte. Bis dahin dürfte die Aktie kaum nach oben ausbrechen.
Kühne+Nagel leidet unter sinkenden Umsatz- und Gewinnerwartungen, und die Valoren von Logitech unterliegen starken Stimmungsschwankungen der Anleger. Sie schwanken zwischen den positiven Nachrichten eines sich verbessernden operativen Geschäfts und besseren Outlooks des Computerzubehör-Herstellers und den negativen Meldungen der weiterhin unter dem Pandemieniveau stagnierenden Absatzmärkten.
Etwas aufrappeln konnte sich die Aktie der UBS in den letzten Wochen. Zeitweise war es die schlechteste Bankaktie Europas im laufenden Quartal (zum cash-Artikel geht es hier). Nun resultiert dort noch Platz 42 von 46 Mitgliedsbanken mit einer Quartalsperformance von minus 2 Prozent.
Die Kursschwankungen der Nebenwerte sind enorm
Im Swiss Performance Index sind Hochdorf (minus 91 Prozent) und Meyer Burger ((minus 80 Prozent) die zwei schlechtesten Aktien. Hochdorf vermochte das Geschäft nicht herumzureissen und die gewaltige Schuldenlast zu tilgen. Die Aktionäre des Unternehmens haben Mitte September dem Antrag auf den Verkauf des operativen Geschäfts zugestimmt. Die Gesellschaft geht damit in die Nachlassstundung und die Aktionäre werden einen Totalverlust erleiden. Derzeit notieren die Valoren des Milchverarbeiters noch bei 65 Rappen
Auch Meyer Burger geht es nicht viel besser. Das Unternehmen verschiebt bereits zum dritten Mal die Publikation der Geschäftszahlen - dies dürfte nichts Gutes verheissen. Trotz eines Ende Juni durchgeführten Aktiensplits von 750 zu 1, indem die Aktien von 0,01 auf 7,50 Franken herauf «korrigiert» wurden, notieren sie nun erneut wieder bei 1,60 Franken.
Damals argumentierte der Verwaltungsrat den Antrag des Splits damit, dass durch die Zusammenlegung die Aktien der Gesellschaft für einen breiteren Anlegerkreis «attraktiver» gemacht werden sollen. Dies war ganz offensichtlich nicht der Fall - denn die Probleme wurden damit nicht gelöst.
Zwar notieren die Titel von Relief Therapeutics weiterhin 99 Prozent unter dem Allzeithoch vor vier Jahren, das Biotechnologieunternehmen punktete hingegen kürzlich mit positiven Nachrichten. Bessere operative Ergebnisse sowie der Erhalt einer Meilensteinzahlung im September verliehen dem Aktienkurs Aufwind.
Auch bei Kuros notieren die Aktien mit einem Aktienkurs von 18,40 Franken 99,9 Prozent unter dem Allzeithoch im Jahr 2007. Seit Juni 2023 befinden sie sich in einer gewaltigen Aufwärtsbewegung und haben um den Faktor 15 zugelegt. Grund dafür sind Verbesserungen im operativen Geschäft.
Wie sich die beiden Unternehmen weiter entwickeln werden, bleibt schwierig abzuschätzen - Relief wird von keinem und Kuros von nur einem Finanzanalysten abgedeckt. Dieser sieht das Kurspotenzial aber bereits als ausgereizt an.