Gründe, sich über die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten Sorgen zu machen, gibt es so einige. Da wären etwa der Handelsstreit, die Normalisierung der Geldpolitik in den USA und bald auch in Europa, das grosse Chaos um den Brexit, eine streitfreudige italienische Regierung, Proteste in Frankreich und eine generelle Konjunktureintrübung.
Vereinzelt kam es nun bei den Viertquartalszahlen 2018 auch tatsächlich zu Enttäuschungen: Die Aktien von UBS, Novartis und Lonza korrigierten in den letzten Wochen als Folge der Ergebnisveröffentlichungen. Dennoch fällt die Börsen-Bilanz nach Ablauf des Monats Januar äusserst positiv aus. Der Swiss Market Index (SMI) hat seit Jahresbeginn 6 Prozent zulegen können. Nimmt man den um Dividenden bereinigten Leitindex (SMIC) als Massstab, so fehlen derzeit sogar weniger als 4 Prozent zu einem neuen Allzeithoch:
Kursentwicklung SMI mit Dividendenkorrektur (SMIC) in den letzten 10 Jahren, Quelle: cash.ch
Im weiteren Jahresverlauf zeichnet sich eine hohe Volatilität bei Aktien ab, da die eingangs erwähnten Probleme weiterhin wie ein Damoklesschwert über den Finanzmärkten hängen und immer mal wieder für Verunsicherung sorgen werden. Für die Richtung an den Märkten wird auch der weitere Verlauf der aktuellen Berichterstattungssaison entscheidend sein. Grundsätzlich notieren einige Aktien - vor allem im Small- und Mid-Caps-Bereich - nach einem schwierigen Jahr 2018 aber bereits auf einem tiefen Niveau, so dass die Erholung durchaus noch etwas andauern könnte.
Bank-Aktien und Zykliker brillieren
Anleger setzen in diesem Jahr auf Bankaktien und Zykliker, wie eine Auswertung der besten und schlechtesten Aktien im SMI für den Monat Januar zeigt. Bester SMI-Einzeltitel ist die Bank Julius Bär (+16 Prozent), gefolgt von Credit Suisse (+15 Prozent), LafargeHolcim (+14 Prozent) und Adecco (+11 Prozent).
Dass zwei Bankaktien vorne bei der Performancetabelle zu finden sind, ist einerseits als Gegenbewegung zur (zu) starken Korrektur im letzten Jahr erklärbar. Mit Blick auf die letzten 52 Wochen ist die Performance sowohl von Julius Bär (-36 Prozent) als auch von der Credit Suisse (-31 Prozent) weiterhin miserabel. Ein Stück weit schwingt auch die Hoffnung auf einen ersten Zinsschritt der Europäischen Zentralbank sowie der Schweizerischen Nationalbank gegen Ende des Jahres bei den Anlegern mit. Den Banken würde eine Normalisierung des Zinsumfeldes entgegenkommen.
Sowohl Julius Bär (am 4. Februar), als auch die CS (14. Februar) müssen erst noch die Zahlen für das vergangene Quartal vorlegen. Enttäuschungen sind nicht erlaubt, sonst wird dies an der Börse gnadenlos abgestraft werden. Das hat vergangene Woche die UBS zu spüren bekommen, die einen Gewinneinbruch und Mittelabflüsse verzeichnete. Als Folge tauchte die Aktie um 4 Prozent. Seit Jahresbeginn schafft es der Titel immerhin noch auf ein Plus von 7 Prozent, womit sich die Grossbank im SMI-Mittelfeld befindet.
Die anderen beiden Top-Performer, Adecco und LafargeHolcim, haben ebenfalls stark gelitten im Vorjahr. Für den Personalvermittler Adecco hat vor drei Wochen die UBS ein "Buy"-Rating herausgegeben, was zusätzlichen Schub verlieh. Gemäss dieser UBS-Studie nimmt der Aktienkurs eine leichte Rezession vorweg. Die Grossbank erwartet jedoch eine organische Wachstumsbelebung bei Adecco in der zweiten Jahreshälfte (cash berichtete). Beim Zementkonzern LafargeHolcim dürfte das Jahr 2019 zwar anspruchsvoll werden, nichtsdestotrotz erwartet die Zürcher Kantonalbank eine Bestätigung der Jahresziele dank Produktionssteigerungen und tieferen Energiekosten.
Beste und schlechteste Aktien im SMI im Januar 2019
Obere 10 | Performance seit 01.01.19 (in %) | Untere 10 | Performance seit 01.01.19 (in %) |
Julius Bär | +16 | Novartis | +1 |
Credit Suisse | +15 | Geberit | +1 |
LafargeHolcim | +14 | ABB | +2 |
Adecco | +11 | Lonza | +3 |
Richemont | +10 | Swisscom | +4 |
Swiss Life | +9 | Roche | +6 |
Nestlé | +9 | Swatch | +7 |
SGS | +8 | Swiss Re | +7 |
Sika | +7 | Zurich | +7 |
Givaudan | +7 | UBS | +7 |
Quelle: cash.ch (Stand 30.01.2019)
Schlusslichter: Defensive Werte und Einzelschicksale
Ganz am Ende der SMI-Tabelle befindet sich Novartis (+1 Prozent). Der Gesundheitskonzern konnte die Erwartungen beim Schlussquartal nicht erfüllen. Generell sind auffallend viele defensive Werte im hinteren Drittel der Rangliste zu finden. Dazu gehören auch Swisscom (+4 Prozent) und Roche (+6 Prozent). Immerhin hat keiner dieser Titel an Wert verloren, ausserdem gelten diese als zuverlässige Dividendenzahler und krisensicher.
Ganz hinten rangieren auch zwei Industrietitel. Der Kurs des Sanitärtechnikers Geberit (+1 Prozent) litt unter Verkaufsempfehlungen von Goldman Sachs und UBS. Die Firma selber konnte den Pessimismus aber wieder etwas dämpfen mit den jüngsten Umsatzzahlen: Gegen Ende 2018 hat die Wachstumsdynamik wieder zugenommen, die Erwartungen der Analysten wurden erfüllt. Im Kurs ist derzeit womöglich noch immer zu viel Negatives eingepreist, eine Erholung im weiteren Jahresverlauf ist daher denkbar.
Einmal mehr eine Enttäuschung ist die Aktie von ABB. Im letzten Jahr gab sie 25 Prozent nach, 2019 beträgt die Performance bisher bloss plus 2 Prozent bei einem aktuellen Kurs von 19 Franken. Dabei stehen im laufenden Jahr beim Elektrotechniker grosse Veränderungen an: Der Verkaufserlös des Stromnetzgeschäftes soll über Aktienrückkäufe an die Aktionäre zurückgeführt werden. Einige Analysten erwarten jedoch abschwächende Industriemärkte, was bei ABB auf den Gewinn drücken könnte.
Ein kleiner Penny Stock ganz gross
Munter zu und her ging es im Januar im breiten Schweizer Markt, wo es teilweise zu starken Kursausschlägen kam (zur Performance-Tabelle). Bester Titel aus dem Swiss Performance Index (SPI) ist der Solarzulieferer Meyer Burger, der seinen Aktienwert um über 50 Prozent von 60 auf 91 Rappen verbessern konnte. Für Kursfantasien sorgen die vergangene Woche angekündigten Rücktritte im Verwaltungsrat. Nach Auseinandersetzungen mit dem russischen Grossaktionär Petr Kondrashev nehmen Präsident Alexander Vogel sowie zwei weitere VR-Mitglieder den Hut. Der Russe hat nun noch eine zweite, bisher unerfüllte Forderung: Meyer Burger soll die eigene Heterojunction-Technologie selbst nutzen und in den Markt für Solarzellen vorstossen.
Stark auch die Performance des Werkzeugmaschinenherstellers Tornos (+44 Prozent), der für 2019 eine gute Auslastung aufweist, sowie des Automationstechnikers Perrot Duval (+38 Prozent), der jüngst die Gewinnzone erreichte. Den allerletzten Platz nimmt Airopack (-55 Prozent) ein.
Der defizitäre und hoch verschuldete Verpackungshersteller zeigt Zerfallserscheinungen: Wirtschaftsprüfer von PwC untersuchen derzeit die Buchhaltungspraktiken der Vergangenheit, die Zahlen zum ersten Halbjahr 2018 mussten im Rahmen dieser Abklärungen bereits nach unten korrigiert werden. Zudem gaben in den letzten Wochen gleich fünf Verwaltungsräte ihren Rücktritt bekannt. Als einziger bleibt im Gremium noch VR-Präsident Antoine Kohler übrig, der gleichzeitig auch noch seit November Interims-CEO ist.
Zehn beste und schlechteste Aktien im SPI im Januar 2019
Top-Aktien | Performance seit 01.01.19, in % | Flop-Aktien | Performance seit 01.01.19, in % |
Meyer Burger | +51 | Airopack | -55 |
Tornos | +44 | CI Com | -27 |
Perrot Duval | +38 | Blackstone | -21 |
Panalpina | +37 | Kuros | -21 |
LumX | +30 | Asmallworld | -20 |
Basilea | +29 | Arundel | -19 |
Polyphor | +27 | Santhera | -14 |
Valora | +25 | Highlight Event & Entertainment | -7 |
Interroll | +24 | Ascom | -7 |
Perfect | +23 | Orell Füssli | -7 |
Quelle: cash.ch (Stand 30.01.2019)