Nach dem Sprung auf ein Zwölf-Monats-Hoch wird die neue Woche für den deutschen Leitindex Dax nach Ansicht von Strategen zur Bewährungsprobe. Dank überraschend solider Firmenbilanzen stand dieser in der alten Woche zwischenzeitlich so hoch wie zuletzt vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine. Seit Jahresbeginn hat sich die Stimmung an den Aktienmärkten damit deutlich aufgehellt, die Anleger sind momentan aber noch zwiegespalten. "Während ein Teil der Anleger noch auf den Einstieg wartet, denken die Ersten schon an den Ausstieg", sagt die Helaba-Ökonomin Claudia Windt. Das Potenzial bei Aktien sei aber noch nicht ausgereizt.
Mit einem Stand von 15'307 Punkten erzielte der Dax jedoch einen Wochenverlust von rund 1,4 Prozent. Der Swiss Market Index (SMI) verliert knapp 2 Prozent auf 11'130 Punkte. Nicht ungefährlich für die Börsen sind die zunehmenden politischen Spannungen zwischen den USA und China. Den Börsen setzt vor allem die Angst vor drohenden Sanktionen im Streit um einen abgeschossenen chinesischen Ballon im Luftraum der Vereinigten Staaten zu. "Die Spionage-Affäre hat das Potenzial, nicht nur die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Supermächten zu belasten, sondern auch beide Volkswirtschaften", sagt Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Auch die Sorge, dass der Zinsgipfel noch nicht in greifbarer Nähe liegt, treibt die Anleger nach wie vor um. Das Augenmerk wird sich deswegen auf die US-Inflationszahlen richten, die am Valentinstag (Dienstag) zur Veröffentlichung anstehen. Im Dezember war die Teuerungsrate auf 6,5 von 7,1 Prozent im November gefallen. Die US-Notenbank Federal Reserve setzt für das laufende Jahr in ihrem Ringen um Preisstabilität auf eine deutliche Inflations-Abschwächung, was Börsianer bereits vom Zinsgipfel und teils sogar von Zinssenkungen träumen liess.
Am Dienstag stehen zudem Daten zum Bruttoinlandsprodukt in der Euro-Zone und Japan an. Wie die Exporteure Japans zu Beginn des Jahres aus den Startlöchern gekommen sind, werden die Januar-Ausfuhrdaten am Donnerstag zeigen. Was Schweizer Konjunkturindikatoren anbetrifft, so sind diese mit dem Landesindex der Konsumentenpreise am Montag und dem Produzenten- und Importpreisindex für Januar am Dienstag zwar eher dünn gesät. Allerdings versprechen beide Indikatoren wichtige Erkenntnisse, war die Teuerungsentwicklung in der Schweiz anbetrifft. Gerade deshalb wird ihnen eine grosse Bedeutung zuteil.
Geldpolitischer Kurswechsel Japans nicht auszuschliessen
Ein latenter Unsicherheitsfaktor bleibt der sich abzeichnende Wechsel an der Spitze der Bank of Japan. Die Amtszeit von Notenbankchef Haruhiko Kuroda endet am 8. April. Wie die Autoren eines Kommentars aus den Handelsräumen der Credit Suisse um Massimo Pedrazzini und Fabienne Hunkeler schreiben, hat sich die japanische Regierung Berichten zufolge an den stellvertretenden Notenbank- Gouverneur Masayoshi Amamiya als dessen möglichen Nachfolger gewandt.
Ein Entscheid wird für den 14. Februar erwartet. Im Moment sehe es danach aus, als ob der nächste Notenbankchef damit beauftragt wird, einen Weg hin zu einer Normalisierung der Geldpolitik zu finden, so die Autoren weiter.
Wie andere Wirtschaftsnationen hat auch Japan nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik mit einem Teuerungsschub zu kämpfen. Mit rund 4 Prozent liegt die Teuerung im "Land der aufgehenden Sonne" auf dem höchsten Stand seit mehreren Jahrzehnten. Anders als andere führende Notenbanken hielt die Bank of Japan bis in die jüngste Vergangenheit unbeirrt an der "Politik des billigen Geldes" fest. Doch die Stimmen, die einen geldpolitischen Kurswechsel fordern, werden lauter.
Für die Autoren der Credit Suisse steht deshalb fest, dass einem Nachfolger Kurodas die Möglichkeiten, am derzeitigen Kurs festzuhalten, ausgehen. Ihres Erachtens könnte eine zu schnelle Normalisierung der japanischen Geldpolitik an den Finanzmärkten für Schockwellen sorgen.
Berichtssaison sollte Aktienmärkte stützen
Als Stütze für die Aktienmärkte sollte sich die laufende Bilanzsaison für das vierte Quartal erweisen, sagt Commerzbank-Stratege Markus Wallner voraus. Zwar machten die hohen Produktionskosten den deutschen Unternehmen weiterhin zu schaffen und einige Konzerne hätten die Erwartungen der Analysten verfehlt, da sie zum Ende des Jahres noch ihre Bilanzen durch Abschreibungen bereinigen mussten. Insgesamt verlaufe die Berichtssaison aber besser als erwartet, sagt Wallner.
Bei den deutschen Unternehmen sind MTU Aero und Bilfinger am Dienstag an der Reihe, am Donnerstag Commerzbank und Airbus, am Freitag folgen Mercedes Benz und Allianz. Zur Hauptversammlung laden in der Woche unter anderem Siemens Healthineers, Infineon und Aurubis. An der Pariser Börse stehen unter anderem Geschäftszahlen von Pernod Ricard und Hermes im Rampenlicht und in London Barclays und Glencore.
Nach einer mit Zahlen vollbepackten Woche ist in den kommenden Tagen in Sachen Jahresberichterstattung in der Schweiz erst einmal Durchatmen angesagt. Alle Augen sind auf Nestlé gerichtet. Der Nahrungsmittelkonzern aus Vevey legt am nächsten Donnerstag als letztes der drei Schwergewichte aus dem SMI das Ergebnis für das zurückliegende Geschäftsjahr vor. Nachdem Roche und Novartis entweder mit den Zahlen selbst oder aber mit dem Ausblick für Enttäuschung gesorgt haben, ist in Börsenkreisen eine gewisse Nervosität zu verspüren. Denn bewegt sich der Aktienkurs von Nestlé, bewegt sich aufgrund der hohen Gewichtung im SMI auch das Börsenbarometer.
Mit dem Bauchemiespezialisten Sika und dem Rückversicherer Swiss Re melden sich dann kurz vor dem Wochenende zwei weitere Grossunternehmen aus dem SMI zu Wort. Bei Sika ist der Jahresumsatz bereits bekannt und bei Swiss Re dürften nicht zuletzt auch die Aussagen zur Januar-Erneuerungsrunde darüber entscheiden, wie die Börse schlussendlich auf die Neuigkeiten reagiert.
Ansonsten gehört hierzulande kommende Woche den Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe die grosse Bühne. Mit der Basler Kantonalbank, der Basellandschaftlichen Kantonalbank, der St. Galler Kantonalbank und der Thurgauer Kantonalbank legen gleich vier Kantonalbanken ihre Jahresergebnisse vor. Doch auch Aluflexpack, Basilea, BB Biotech, Cosmo Pharmaceuticals oder Meier Tobler warten mit Eckzahlen fürs vergangene Jahr auf. Das ist eine überblickbare Anzahl Abschlüsse, bevor die Jahresberichterstattung in der darauffolgenden Woche noch einmal Fahrt aufnimmt.
(Reuters/cash/AWP)
1 Kommentar
Der Link zur Basler Kantonalbank ist falsch. Die Firma Basler hat nichts mit der Basler Kantonalbank zu tun. Richtig wäre "BSKP". Zudem bin ich sehr optimistisch, dass sich die Aktienkurse bei von Thurgauer Kantonalbank (CHF 119) und Basler Kantonalbank (CHF 66) angleichen, weil beide die gleiche Dividende (CHF 3.10) zahlen.