Die Ängste vor einem schnelleren Zinserhöhungstempo der US-Notenbank Fed sind seit den neuen US-Wirtschaftsdaten vom Donnerstag bei den Anlegern wieder deutlich gestiegen. Die Fed-Mitglieder Loretta Mester und James Bullard hatten noch nachgelegt und darauf hingewiesen, dass das Zinsanhebungstempo schneller ausfallen könne als derzeit gedacht, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Die Aktienmärkte blieben aber trotz etwas eingetrübter Stimmung widerstandsfähig, meinte ein Händler: Nach dem starken Start der Börsen in das neue Jahr warteten noch immer viele Investoren auf Einstiegsgelegenheiten.
Der SMI schloss am Freitagabend um 0,55 Prozent im Plus bei 11'256,29 Zählern. Auf Wochenfrist hat der Leitindex damit um 1,1 Prozent zugelegt. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 0,18 Prozent auf 1782,22 und der breite SPI gewann 0,47 Prozent auf 14'490,70 Zähler. Von den SLI-Titeln schlossen je 15 im Plus respektive im Minus.
Als klare Tagesgewinner gingen am Freitag die Sika-Titel (+4,9%) aus dem Handel, nachdem der Bauchemiekonzern am Morgen ein neues Rekordresultat vorlegte. Das Unternehmen erfüllte nicht nur mit den Zahlen für 2022 die hohen Erwartungen am Markt, sondern konnte bei den Anlegern auch mit starken Aussichten für 2023 punkten.
Knapp gehalten schlossen dagegen die Swiss Re-Aktien (-0,02%) nach der Zahlenvorlage. Die Jahreszahlen des Rückversicherers seien zwar insgesamt gut und auch die Aussichten schienen aufgrund der erfolgreichen Tariferhöhungen sehr günstig zu sein, hiess es im Handel. Möglicherweise sei für manche Anleger aber die Dividende etwas zu gering ausgefallen.
Gestützt wurden die Indizes aber vor allem von den klaren Gewinnen der am Vortag noch schwachen SMI-Schwergewichte. Bei den Pharmawerten konnten sowohl Roche (+1,4%) wie auch Novartis (+1,2%) klar zulegen. Auch die Titel des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé (+1,3%) zeigten eine deutliche Erholung. Am Vortag hatten sie nach einer als durchwachsen beurteilten Zahlenvorlage für 2022 noch klare Abgaben erlitten.
Kursgewinne gab es auch für eine Reihe von typischen Zyklikern. Die Aktien des Logistikers Kühne+Nagel (+0,9%) konnten von einer Aufstufung auf "Overweight" durch JPMorgan verbunden mit einer kräftigen Erhöhung des Kursziels profitieren. Auch die Aktien des Personalvermittlers Adecco oder des Zementherstellers Holcim (beide +0,4%) gingen fester aus dem Handel. Dagegen wurden die Titel des Vakuumventil-Spezialisten VAT (-1,3%) von enttäuschenden Zahlen des US-Grosskunden Applied Materials gebremst.
Die Titel des Luxusgüterkonzerns Richemont (-1,8%) wurden laut einem Händler von Zahlenvorlagen einiger Rivalen belastet. Deutlichere Abgaben gab es auch für den Zahnimplantat-Hersteller Straumann (-1,9%), der kommenden Dienstag sein Jahresergebnis präsentieren wird.
Bei den Finanzwerten gingen die Aktien des Private Markets-Spezialisten Partners Group (-1,3%) mit klaren Abgaben aus dem Handel. Schwächer zeigten sich auch Bankentitel wie Julius Bär (-0,7%) oder UBS (-0,6%). Schwächste Bluechip-Titel waren die gebeutelten Aktien der Credit Suisse (-2,5%), die von einer Herunterstufung durch das Citigroup-Research belastet wurden.
Im breiten Markt setzten Newron (+19,4%) ihren jüngsten Höhenflug fort. Das Biotech-Unternehmen hatte jüngst positive Studiendaten über ein Mittel zu Behandlung von Schizophrenie veröffentlicht. Weiter abwärts ging es mit Idorsia (-1,5%): Baader Helvea hat sein Kursziel nach dem jüngsten Studienfehlschlag sein Kursziel kräftig gesenkt.
(AWP)