Das Papier verlor als einer der schwächsten Werte im Index der mittelgrossen Unternehmen zeitweise fast vier Prozent und stand zuletzt noch 2,8 Prozent tiefer bei 583,50 Euro. Nach dem jüngsten Kursanstieg nahmen die Investoren nun offenbar lieber Gewinne mit. Der Kurs der Rational-Aktie hatte sich von ihrem deutlichen Rückschlag im vergangenen Jahr kräftig erholt. Seit dem Zwischentief von rund 400 Euro im September ging es wieder um 50 Prozent nach oben.
Einige Experten zeigten sich von dem Ausblick des Konzerns mehr angetan als der Markt. RBC-Experte Sebastian Künne etwa sieht die Konzernprognose für das laufende Jahr um vier Prozent beim operativen Ergebnis über den Markterwartungen, das Umsatzziel liege fünf Prozent darüber. Rational erklärte derweil, ein Teil des für 2023 erwarteten Erlösanstiegs werde auf nachlaufende positive Effekte aus den eingeführten Preiserhöhungen des vergangenen Jahres zurückgehen.
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) dürfte jedoch leicht unterproportional zum Umsatz steigen, was der Grossküchenprofi mit getätigten Investitionen begründete. Rational baute das Geschäft im vergangenen Jahr trotz der hohen Inflation, der Lieferengpässe und des Kriegs in der Ukraine kräftig aus. Zugleich habe der Konzern die Kosten für Vertriebsmassnahmen bewusst erhöht und rechne nach wie vor mit inflationsbedingt gestiegenen Einkaufspreisen, erklärte Finanzvorstand Jörg Walter laut Mitteilung.
Peter Rothenaicher von der Baader Bank sprach von einem "vorsichtig optimistischen Ausblick". Allerdings traut der Experte der Aktie auf absehbare Zeit keinen grossen Kurssprung mehr zu. Der Spielraum nach oben sei vorerst begrenzt und die aktuelle Bewertung des Papiers erscheine angemessen, konstatierte Rothenaicher.
Für RBC-Experte Künne ist nun die Nachfragedynamik der Faktor, um den man sich derzeit die grössten Sorgen machen müsse. Er habe mit einer Beschleunigung im Schlussquartal gerechnet, stattdessen sei offenbar das Gegenteil eingetreten und der Auftragseingang schwächer als im vorangegangenen Jahresviertel ausgefallen. Damit sinke der Auftragsbestand mit hohem Tempo. Um eine Unterauslastung der Produktionskapazitäten zu vermeiden, müsse die Nachfrage bis Mitte des zweiten Quartals wieder ansteigen, so Künne.
Der Konzern hatte lange wegen der Lieferengpässe und fehlender Elektronikbauteile Probleme, die hereinkommenden Order abzuarbeiten. Mit der Entspannung der Liefersituation hatte Rational zum Jahresende dann den zwischenzeitlich auf ein Rekordniveau gestiegenen Auftragsbestand deutlich abgebaut. Umsatz und operatives Ergebnis stiegen im vergangenen Jahr deutlich, wie bereits seit den im Januar veröffentlichten Eckdaten bekannt ist. Unter dem Strich kletterte 2022 der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte auf 185,7 Millionen Euro.
Seine Aktionäre will der Grossküchenausstatter nun mit einer kräftig angehobenen Ausschüttung am Gewinnzuwachs beteiligen. So soll die reguläre Dividende um 3,50 Euro auf 11 Euro erhöht werden. Hinzu kommt wie schon im Vorjahr eine Sonderausschüttung von 2,50 Euro je Anteil. Von Bloomberg befragte Experten hatten mit einer geringere
Hauptprofiteur der erhöhten Dividende ist die Familie des 2017 verstorbenen Unternehmensgründers Siegfried Meister, die rund die Hälfte der Anteile des mit knapp sieben Milliarden Euro bewerteten Unternehmens hält. Die Dividendenrendite liegt bei 2,25 Prozent./tav/zb/lew/stk
(AWP)