Die Business-Idee
Ein Shoe-Tech-Startup? Genau das ist URBNC 3 aus Zürich. «Mithilfe von 3D-Druck-Technologie stellen wir massgeschneiderte Sandalen her», erklärt Mitgründer Roman Wyss. Per Smartphone-App müssen Kundinnen und Kunden beide Füsse je dreimal fotografieren. «Auf Grundlage dieses mobilen Scannings fertigen wir dann das passende Fussbett», so Wyss, «wir produzieren also jeweils nach Bestellung.»
Speziell Menschen mit Fussproblemen, wie etwa unterschiedlich grossen Füssen, sehr hohen oder breiten Platt- oder Hohlfüssen wollen die Gründer ansprechen. «Aber die Schuhe sollen durch die individuellen Sohlen nicht nur bequemer, sondern ebenfalls schöne Fashion-Stücke sein.» Die Fussbekleidung ist zudem sowohl vegan als auch zu grossen Teilen aus biologisch abbaubaren Materialien. «Wir sind stetig auf der Suche nach noch nachhaltigeren Materialien, nutzen zum Beispiel Apfelleder aus Resten der Apfelsaftherstellung», betont Roman Wyss.
Die Gründer
Auf die Idee kam Mitgründerin Linda Wang 2020: Sie und ihr Partner Philipp Kronenberg litten selbst unter Fussschmerzen, fanden aber nur altbackene Schuhmodelle im orthopädischen Bereich. Rund zwei Jahre lang tüftelten sie an Schuhdesigns und an ihrer 3D-Druck-Technologie. «Das Schwierigste dabei war, die passenden Materialien zu finden, die flexibel, haltbar, druckbar und möglichst nachhaltig sind», sagt Roman Wyss.
Gemeinsam mit Linda Wang gründete er im Mai 2023 schliesslich die URBN STDIOS Aktiengesellschaft. Beide verfügen über einen Wirtschaftsabschluss von der Hochschule St. Gallen, waren im Finanzbereich tätig und leiten die Geschäfte nun gemeinsam. IT-Unterstützung bekommen sie von Head of Data Philipp Kronenberg, Designwissen bringt Fashion-Experten Kristýna Hrabánková mit ins Gründerteam, und um Marketing und Verkauf kümmert sich Banu Gulecyuz. «Bei der Entwicklung der Sohlen wurden wir von Einlagenherstellern unterstützt», so Wyss.
Das Kapital
Das Startkapital kam von Wang, Wyss, Freunden und Familie. Förderung bekam URBNC 3 unter anderem von Innosuisse (Innobooster) in der Höhe von 15’000 Franken sowie einen Zuschuss von 15’000 Franken und Forschungsunterstützung von der ZHAW im Rahmen eines Innocheck-Projekts. Eine Kickstarter-Kampagne brachte im Juni über 31’000 Franken und jede Menge Vorbestellungen ein.
In diesem Jahr soll eine erste Finanzierungsrunde folgen: «Damit wir unser Team um 3D-Druck- und Verkaufsexperten und -expertinnen ergänzen und schnell wachsen können», erklärt Roman Wyss. «Rund 500’000 Franken wären unser Ziel.» Auch Kollaborationen, etwa mit Sneaker-Herstellern, sind angedacht.
Der Markt
3D-Druck spielt auf dem internationalen Markt eine immer grössere Rolle. Aktuell hat das Zürcher Startup rund ein paar Dutzend Sandalen mit individuell gedrucktem Fussbett in Testanwendungen. «Aber unser Markteintritt steht kurz bevor», verspricht Wyss, «zum Start der Frühjahrs- und Sommersaison wollen wir richtig launchen.» Nun gehe es darum, ein Logistik- und Produktionsnetzwerk aufzubauen. Eine soziale Lebenshilfestiftung ist bereits Produktionspartner. «Wir entwickeln ausserdem gerade einen Online-Konfigurator, damit unsere Kundinnen und Kunden neben dem individuell angepasstes Fussbett auch ein selbst gewähltes Design bestellen können.»
Die Chance
Langfristig möchten die Gründer die Modellpalette kräftig erweitern und nicht nur über den eigenen Online-Shop und Pop-up-Stores Geld verdienen. «Unsere Vision ist, mit anderen Schuhherstellern zu kooperieren und im B2B-Bereich Lizenzen für die von uns entwickelte 3D-Druck-Technologie zu vergeben», sagt Roman Wyss. Sei der Markteintritt in der Schweiz geschafft, sollen zuerst die DACH-Region und dann weitere internationale Märkte folgen. «Kickstarter hat gezeigt, dass unser Konzept auch in den USA auf Interesse stösst.»
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