Die älteste Kryptowährung Bitcoin verzeichnete kürzlich seine längste Verlustserie seit dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA, nachdem ein Anlauf auf 100'000 Dollar scheiterte und sich anschliessend die spekulative Stimmung etwas abkühlte. Derzeit steht der Bitcoin bei 93'460 Dollar, am Vortag war er unter 92'000 Dollar gefallen.
Die vier Tage in Folge mit Kursverlusten haben dem digitalen Vermögenswert ein Kursminus von rund sieben Prozent im Vergleich zum Allzeithoch von letzter Woche beschert. Auch der breitere Kryptomarkt gab einen Teil der Kursgewinne von über einer Billion Dollar seit dem Wahltag am 5. November wieder ab.
Die Schwierigkeit, zum ersten Mal die 100'000-Dollar-Marke zu knacken, hab die Händler davon überzeugt, dass der Höhepunkt vorerst erreicht sei und die Gewinne jetzt gesichert werden sollten, schrieb Noelle Acheson, Autorin des Newsletters «Crypto Is Macro Now». Eine solche Episode sollte jedoch «vorübergehend» sein, fügte sie hinzu.
Kryptowährungen sind auch mit einer Phase der Risikoaversion konfrontiert, nachdem Trump am Dienstag die Märkte mit der Ankündigung zusätzlicher Zölle auf China sowie die US-Nachbarn Kanada und Mexiko in Aufruhr versetzt hatte.
Auch hochfliegende Krypto-Aktien wie MicroStrategy verzeichneten Verluste. Seit dem Erreichen des Rekordhochs am Montag hat die in Bitcoin investierende Gesellschaft knapp ein Drittel an Wert verloren. Das Plus seit Anfang Jahr beträgt aber immer noch mehr als 400 Prozent.
Mit der einsetzenden Konsolidierung an den Kryptomärkten verlor auch Coinbase an Wert. Der Valor der grössten US-Kryptobörse fiel in den letzten fünf Handelstagen um zwölf Prozent.
«Die Leute haben nach einer Ausrede gesucht, um Gewinne mitzunehmen», sagte Adrian Przelozny, CEO der Kryptobörse Independent Reserve. «Wir sind aber nach wie vor sehr zuversichtlich, dass die derzeit optimistische Marktstimmung bis 2025 anhalten wird.»
Trumps Versprechen
Trump hatte im Wahlkampf versprochen, die USA zur globalen Heimat für Krypto zu machen, indem er unterstützende Regulierungen sowie einen nationalen Bitcoin-Vorrat fördert. Es bleibt die Frage, wie schnell er die Änderungen vornehmen kann und ob alle Initiativen umsetzbar sind.
In einer Notiz erklärte der Analyst Jaret Seiberg von TD Cowen, der gewählte Präsident werde nach seiner Amtseinführung am 20. Januar «sofort die Kontrolle über die Securities & Exchange Commission erlangen». Dies sei ein positives Zeichen, wenn es darum geht, die Krypto-Regulierung zu lockern.
Trump, ein ehemaliger Krypto-Skeptiker, wurde zu einem Unterstützer, nachdem Unternehmen für digitale Vermögenswerte im Wahlkampf viel Geld ausgegeben hatten, um ihre Interessen zu vertreten. In den letzten Tagen gab es zunehmend Anzeichen dafür, dass die USA Kryptowährungen stärker adaptieren werden.
Infolgedessen flossen nach der Wahl etwa sieben Milliarden Dollar in Bitcoin-ETFs, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen. Am Montag verzeichneten die ETFs aber einen Abfluss von 438 Millionen Dollar, weil die Nachfrage nachliess.
«Solche Gewinnmitnahmen sind nach einer starken Akkumulationsphase natürlich, und wir gehen davon aus, dass diese Abflüsse nicht länger als zwei bis drei Tage andauern werden. Danach sollte die institutionelle Nachfrage zurückkehren», erklärte Valentin Fournier, ein Analyst des Kryptodienstleisters BRN in Singapore.
(Bloomberg/cash)