Die Swissquote-Aktien befinden sich seit Tagen im freien Fall. Seit Wochenanfang verlieren die Valoren der Onlinebank in nur zwei Sitzungen knapp 11 Prozent. Erste Zeichen einer Stabilisierung sind am heutigen Mittwoch zu sehen. Die Valoren sind 0,8 Prozent im Plus.
Grund für den Rückwärtsgang sind die schwächelnden Kryptowährungen. Swissquote hat die Zeichen der Zeit früh erkannt und das Kryptowährungsangebot noch vor vielen Konkurrenten ausgebaut - und in den vergangenen Monaten davon stark profitiert. Bei den kürzlich vorgelegten Halbjahreszahlen konnte das Unternehmen einen Kommissionsanstieg gegenüber der Vorperiode von knapp 47 Prozent vorweisen. Das grösste Wachstum wies dabei das Geschäft mit den Kryptowährungen auf - der Handel mit dieser Anlageklasse stieg um fast 370 Prozent.
Mit einem rückläufigen Kryptowährungsmarkt werden die hohen Erwartungen punkto Wachstum bei Swissquote hinterfragt. Bitcoin verliert in dieser Woche über 8 Prozent und notiert knapp über 88’000 Dollar. Ethereum liegt etwa 40 Prozent unter den Dezember-Höchstständen, und Solana hat seit Mitte Januar fast 50 Prozent der Kapitalisierung eingebüsst.
Zwar steigt das Handelsvolumen während Marktkorrekturen kurzfristig an - was grundsätzlich für einen weiteren Kommissionsertrag spricht -, doch langfristig führen erhebliche Kursverluste zu niedrigeren und dauerhaft reduzierten Handelsvolumen im Vergleich zur Hype-Phase. Weiter sind Derivate mit Hebelwirkung auf die ohnehin schwankungsanfälligen digitalen Währungen ein gewisses Risiko für eine Bank. Diese werden zunehmend von Kunden für schnelle Gewinne eingesetzt. Einerseits kann sich der Kundenstamm aufgrund von Komplettverlusten verkleinern, andererseits erhöht sich das Risiko von Nachschusspflichten.
Verlieren Kunden mehr Geld, als im Wertschriftendepot vorhanden ist, muss Liquidität nachgeliefert werden. Nicht immer kommen Kunden dieser Verpflichtung nach und Banken müssen Abschreiber vornehmen - wie es beispielsweise nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses bei einigen Onlinebanken oder Brokern der Fall war. Diese Risiken sind für den langfristigen Erfolg bei Swissquote zwar zweitrangig, führen aber dennoch zum gemeinsamen Nenner: geringeres Wachstum.
Von Oktober 2023 bis vergangene Woche stiegen die Swissquote-Valoren von 160 Franken auf knapp 440 Franken. Damals betrug der Konsens zum Gewinn pro Aktie für das aktuelle Geschäftsjahr 2024 16,80 Franken. Aktuell liegen die Schätzungen bei 19,40 Franken - ein Plus von 15 Prozent. Der überwiegende Anteil der Kurssteigerungen ist damit dem Bewertungsausbau zu verdanken - gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10 auf über 20. Mit den Wachstumsängsten sinkt diese Bewertungskomponente nun.
(cash)