Die Pleite von FTX sorgt seit Monaten für Schlagzeilen. Der Gründer der Börse für Cyber-Devisen, Sam Bankman-Fried, weist Betrugsvorwürfe allerdings zurück und plädierte in einer ersten Anhörung vor einem New Yorker Gericht auf "nicht schuldig".

Die Hauptverhandlungen wurde für Anfang Oktober angesetzt, da sich beide Seiten durch Berge von Beweismitteln wühlen müssen. Nachfolgend einige Fragen und Antworten zum weiteren Ablauf:

Was passiert als nächstes?

Die US-Behörden übergeben sichergestellte Unterlagen an die Verteidiger Bankman-Frieds. Staatsanwälte sprachen von Hunderttausenden Dokumenten, deren Zahl sich voraussichtlich weiter erhöhen werde. Dieser Prozess kann mehrere Monate dauern, vor allem bei Streitigkeiten über die Frage, welche Beweise die Verteidigung vor Prozessbeginn einsehen darf. Bei den genannten Unterlagen kann es sich um Emails, Kontoauszüge oder interne Daten von FTX handeln.

Gehen die Ermittlungen weiter?

Der New Yorker Staatsanwalt Damian Williams kündigte eine Ausweitung der Ermittlungen an, über die er die Öffentlichkeit informieren werde. Im Dezember hatte er mitgeteilt, dass sich zwei führende FTX-Manager des Betrugs für schuldig bekannt hätten. Williams appellierte ausserdem an FTX-Insider, sich mit Informationen über den Zusammenbruch der Kryptobörse an die Behörden zu wenden. Ausserdem stellte die Justiz eine Seite ins Internet, über die sich potenzielle Opfer Bankman-Frieds melden können.

Wann startet das Hauptverfahren?

Derzeit ist der 2. Oktober als Auftakt für die Hauptverhandlung angepeilt. Termine werden aber häufig verschoben, wenn juristische Probleme oder neue Beweise auftauchen. Entscheidend sind dabei Verhandlungen über die Frage, welche Beweise den Geschworenen vorgelegt werden dürfen. Denn mit einer Auswahl versucht jede Seite, sich einen Vorteil zu verschaffen. Bislang haben weder Staatsanwaltschaft noch Verteidigung Hinweise auf grössere Verzögerungen geliefert. Experten zufolge dauerte es in vergleichbaren Fällen meist mehr als ein Jahr bis zum Hauptverfahren.

Muss Bankman-Fried auf jeden Fall vor Gericht?

Angeklagte in Strafprozessen dürfen jederzeit ein Geständnis ablegen. Häufig geht das mit einer Vereinbarung zwischen Anklage und Verteidigung einher. Dabei bekennt sich der Beschuldigte in einigen Punkten für schuldig. Im Gegenzug lässt die Staatsanwaltschaft andere Aspekte fallen, wodurch sich das Strafmass verringert.

Bankman-Fried hat bislang keine Hinweise geliefert, dass er einen Deal anstrebt. Er entschuldigte sich zwar bei den FTX-Kunden für den Kollaps der Kryptobörse, hat aus seiner Sicht aber nicht strafbar gehandelt. Von der Staatsanwaltschaft gibt es ebenfalls keine Andeutungen über die Grundlagen für eine mögliche Einigung.

Was passiert bei einer Verurteilung Bankman-Frieds?

Bankman-Fried drohen bis zu 115 Jahre Haft. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass er dazu auch verurteilt wird, selbst wenn ihn das Gericht in allen Punkten für schuldig befindet. Richter haben beim Strafmass einen Ermessensspielraum. Häufig streiten Ankläger und Verteidiger über erschwerende oder mildernde Umstände.

Was ist mit dem FTX-Insolvenzverfahren?

FTX hatte am 11. November 2022 Gläubigerschutz angemeldet, nachdem Kunden massenhaft Geld abgezogen hatten. Dieses Verfahren läuft ohne Beteiligung Bankman-Frieds. Der Firmengründer habe nach seinem Rücktritt als Vorstandsvorsitzender keine Rolle mehr in den Unternehmen, sagte der aktuelle Firmenchef John Ray bei einer Anhörung im US-Kongress. FTX bemühe sich weiter, verschwundene Kundengelder zurückzuholen. Einem Anwalt des Unternehmens zufolge wurden in der Zwischenzeit Bargeld, Kryptowährungen und Wertpapiere im Volumen von fünf Milliarden Dollar sichergestellt.

(Reuters)