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Zweimal klopfte der amerikanische Saatguthersteller Monsanto bei Syngenta an. Und zweimal zeigte der Verwaltungsrat des Agrarchemiekonzerns aus Basel dem heiratswilligen Rivalen die kalte Schulter. Für weniger als 500 Franken je Aktie in bar sitze man gar nicht erst an den Verhandlungstisch, so war damals hinter vorgehaltener Hand zu hören. Nachdem sich der langjährige Vertriebspartner DuPont überraschend mit Dow Chemical auf einen Zusammenschluss einigte, wurde dem Verwaltungsrat die Sache dann aber zu heiss. Als ChemChina mit einer 43 Milliarden Dollar schweren Übernahmeofferte an Syngenta herantrat, rannte der chinesische Staatsbetrieb folglich offene Türen ein.

Was sich wie ein Kriminalroman liest, beschreibt die Abfolge von Ereignissen, welche letztendlich zum Verkauf des Unternehmens nach China führten. Doch es sollte Monate dauern, bis auch die hinterste und letzte Wettbewerbsbehörde den beiden Unternehmen ihren Segen erteilte.

Nach dieser langen und beschwerlichen Reise sind die Aktionäre von Syngenta nun endlich am Ziel angelangt. Seit dem frühen Freitag ist bekannt, dass ChemChina mittlerweile gut 80 Prozent der ausstehenden Aktien angedient wurden. Damit gilt die Übernahme als zustande gekommen.

Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Etwas mehr als zwei Wochen bleiben den übrigen Anteilseignern, ihre Aktien nachträglich noch anzudienen. Ebenfalls seit Freitag ist bekannt, dass Syngenta am kommenden Freitag nach Börsenschluss aus dem Swiss Market Index (SMI) ausscheidet und durch Sika ersetzt wird. Im Swiss Leaders Index (SLI) rückt das traditionsreiche Dienstleistungsunternehmen DKSH für Syngenta nach.

Schon seit Wochen erhalten die Aktie von Sika (rot) und DKSH (grün) Vorschusslorbeeren (Quelle: www.cash.ch)

Wenige Tage später erhalten die Aktionäre schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf den voraussichtlich Anfang Juni zur Auszahlung kommenden Kaufpreis und zwar in Form einer Sonderdividende.

Wohin die 43 Milliarden Dollar fliessen werden, darüber lässt sich bloss spekulieren. Die Rochade in den hiesigen Aktienindizes könnte bedeuten, dass indexorientierte Marktakteure für schätzungsweise gut 4 Milliarden Franken Aktien des Innerschweizer Baustoffherstellers Sika und für weitere 150 Millionen Franken Aktien von DKSH kaufen müssen.

Nach der Abfolge von Übernahmen und Zusammenschlüssen ist die Zahl der börsengehandelten Produzenten von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln kleiner geworden. Der für die Citigroup tätige Analyst glaubt, dass angelsächsische Anleger in den Aktien von Bayer eine Alternative finden. Doch genauso wie BASF ist auch Bayer ein breit aufgestellter Chemiekonzern. So könnten etliche Milliarden in andere Wirtschaftszweige und eventuell sogar in andere Länder fliessen.

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Eine Million Franken plus Sozialleistungen - soviel verdient Thomas Jordan bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im Jahr. Dennoch wird vermutlich kaum jemand mit Jordan tauschen wollen, sehen seine Direktoriumskollegen und er sich doch schon seit Jahren öffentlichen Nörgeleien ausgesetzt. Was immer dieses Dreiergremium auch beschliesst - aus Wirtschaft und Politik hagelt es Kritik.

Obschon die SNB mittlerweile Fremdwährungsreserven im Umfang der Schweizer Wirtschaftsleistung eines ganzen Jahres in der Bilanz vor sich hin wälzt, ist die Kritik in den vergangenen Wochen weniger geworden. Nur in Washington will sie nicht so recht verstummen. Für das amerikanische Wirtschaftsministerium ist unsere Notenbank weiterhin eine "Währungsmanipulatorin ", wie ein erst kürzlich veröffentlichter Bericht zeigt. Und auch dass die SNB in New York kräftig Aktien zugekauft hat, sorgt in Übersee für einen Aufschrei der Entrüstung.

Zumindest was die Präsidentschaftswahlen in unserem westlichen Nachbarland Frankreich anbetrifft, so dürften Jordan und seine Direktoriumskollegen nach dem gestrigen Tag erleichtert aufatmen. Endgültigen Auszählungen zufolge ist die europafeindliche Marine Le Pen ihrem Widersacher Emmanuel Macron weit unterlegen. Destabilisierende Impulse könnten jetzt bloss noch von den Parlamentswahlen in Italien ausgehen. So richtig daran glauben will allerdings kaum noch jemand. Europa scheint einmal mehr gerettet - pourvu que ça dure.

Entwicklung des Euro gegen den Franken über die letzten zwei Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Im Zuge nachlassender politischer Unsicherheiten sehen erste Beobachter sogenannte "Carry-Trades" gegen den Franken wieder in Mode kommen. Dabei verschulden sich mächtige Marktakteure in tiefverzinsten Währungen und verkaufen diese gegen höherverzinste Währungen. Die Folge: In den tiefverzinsten Währungen entsteht ein Angebotsüberhang, ihre Kurse fallen.

Auch wenn die Idee des "Carry Trades" nicht neu ist, raten die für Merrill Lynch tätigen Devisenstrategen in einem mir aus London zugespielten Kommentar zum Kauf von Euro sowie schwedischen oder norwegischen Kronen gegen Franken. Ich bin gespannt, ob weitere Banken nach dem Wahlwochenende in Frankreich ebenfalls auf diesen Zug aufspringen werden.

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