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Nachdem sich AMS im ersten Anlauf noch die Zähne an den Osram-Aktionären ausbiss, war der zweite Anlauf letztendlich von Erfolg gekrönt: Rückblickend wurden dem Sensorenhersteller gut 59 Prozent aller ausstehender Aktien angedient. Mindestens 55 Prozent waren nötig.

Zumindest diese eine Hürde konnte genommen werden. Am Ziel angelangt ist AMS damit aber noch lange nicht. In einem nächsten Schritt gewährt der Sensorenhersteller den verbleibenden Aktionären eine Nachfrist, ihm die übrigen gut 40 Prozent anzudienen.

Dass sich im Aktionariat von Osram namhafte Hedgefonds tummeln, ist kein Geheimnis. Dass diese Hedgefonds mehr Geld sehen wollen, auch nicht. Sie dürften nichts unversucht lassen, mehr als die im Raum stehenden 41 Euro je Aktie herauszupressen, denn sie wissen: Mittelfristig braucht AMS mindestens 75 Prozent der Stimmen, um zwecks Teilfinanzierung der milliardenschweren Übernahme auf die Aktiven der früheren Siemens-Tochter zugreifen zu können.

Schon das vorliegende Übernahmeangebot gilt als ziemlich grosszügig. Nicht auszudenken was wäre, sollte der Sensorenhersteller gezwungen sein, für die übrigen Aktien noch tiefer in die Tasche greifen zu müssen. Am gestrigen Montag kosteten die Papiere von Osram in der Spitze mehr als 44 Euro. Ich habe da so eine Vorahnung...

Zuletzt gerieten die AMS-Aktien unter Verkaufsdruck (Quelle: www.cash.ch)

Die Aktien von AMS könnten allerdings auch noch aus einem ganz anderen Grund zum Spielball von Spekulanten werden. Hier kommt die 1,6 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung ins Spiel. Denn nur mit dieser lässt sich die Übernahme von Osram überhaupt finanziell stemmen.

Das wiederum dürfte ausländische Leerverkäufer auf den Plan rufen. Ihre Rechnung ist denkbar einfach gemacht: Je tiefer sie den Aktienkurs im Vorfeld der Kapitalerhöhung mit Leerverkäufen drücken können, desto günstiger kommen sie an die neu ausgegebenen Aktien, um ihre Wetten dann wieder schliessen zu können.

Meine Vermutung: Den Aktionärinnen und Aktionären von AMS werden in den kommenden Wochen viel Geduld und starke Nerven abverlangt - von der Integration der übernommenen Osram noch gar nicht zu sprechen.

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Noch im Spätsommer führte der Schweizer Aktienmarkt die diesjährige Liste der besten europäischen Börsenplätze unangefochten an. Seither liessen Sektorrotationen die Aktienindizes unserer Nachbarländer allerdings kräftig steigen. Selbst die Indexrekorde der letzten Wochen reichten nicht aus, um den Spitzenplatz vom Spätsommer erhalten zu können.

Und wenn wir schon beim Thema Ranglisten sind: Erhebungen der UBS zufolge sind mit Nestlé und Novartis gleich zwei Schwergewichte aus dem Swiss Market Index (SMI) unter den fünf am häufigsten von aktiven Fondsmanagern untergewichteten Aktien der Welt zu finden. Die Papiere des Nahrungsmittelherstellers aus Vevey erhalten die Silbermedaille in dieser eher unrühmlichen Disziplin. Auf dem vierten Rang verfehlen jene des Basler Pharmaherstellers die Bronzemedaille nur knapp. Auf Platz zehn folgen dann auch noch die Genussscheine von Roche.

Die Kursentwicklung der Valoren von Nestlé (rot), Roche (grün) und Novartis (gelb) gleicht sich im 12-Monats-Vergleich allmählich an; ein Zufall? (Quelle: www.cash.ch)

Mit anderen Worten: Trotz dem starken Abschneiden der drei SMI-Schwergewichte in der ersten Jahreshälfte räumen aktive Fondsmanager ihnen weiterhin ein geringeres Gewicht in ihren Aktienportfolios ein, als sie gemäss dem MSCI Equity World Index eigentlich verdient hätten.

Interessant ist, dass bei den Valoren von Roche und Novartis das Untergewicht gegenüber diesem viel beachteten Vergleichsindex im Wochenvergleich etwas reduziert wurde - im Gegensatz zu den Aktien von Nestlé.

Vermutlich wird dieses Untergewicht gegenüber der eigentlichen Gewichtung im MSCI Equity World Index gar nie vollständig geschlossen - selbst wenn das Pendel eines schönen Tages wieder in Richtung konjunkturresistenter Aktien und Sektoren umschlagen sollte.

 

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