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Die Aktienstrategen von Goldman Sachs sehen bei den Aktienkursen auch im kommenden Jahr nochmals Luft nach oben. Wichtige Impulse dürften dabei nicht zuletzt auch von einer Belebung bei den Firmenübernahmen und -zusammenschlüssen ausgehen. Nachdem in Nordamerika alleine im November 18 Prozent mehr Transaktionen als noch im Oktober bekannt geworden sind, geht man bei der amerikanischen Investmentbank für 2025 sogar von einer Zunahme um 25 Prozent gegenüber diesem Jahr aus. In den ersten neun Monaten war die Anzahl angekündigter Übernahmen und Zusammenschlüsse noch rückläufig.
Es wäre beileibe nicht das erste Mal, dass die New Yorker Börse nach einer Rekordjagd von einer Übernahmewelle erfasst und diese Welle rund um den Globus rollen würde. Wie bei den Aktienrückkäufen verhalten sich die Unternehmen nämlich auch bei Firmenübernahmen ziemlich prozyklisch. Sprich: In schlechten Börsenphasen will man weder vom einen, noch vom anderen etwas wissen. In guten Börsenphasen hingegen erfreuen sich Aktienrückkäufe und Firmenübernahmen grösster Beliebtheit. Meist werden dabei nicht Aktionärswerte geschaffen, sondern rückblickend sogar welche vernichtet. Die Geschichte könnte sich mit Blick aufs kommende Jahr wiederholen.
Die Aktien von Clariant wären im langjährigen Vergleich günstig zu haben (Quelle: www.cash.ch)
Die für Goldman Sachs tätigen Strategen begründen ihre Erwartung einer Belebung bei den Firmenübernahmen und -zusammenschlüssen übrigens mit der soliden wirtschaftlichen Ausgangslage, den vergleichsweise günstigen Finanzierungsmöglichkeiten, der zunehmenden Zuversicht unter den Firmenlenkern sowie mit einem möglichen Abbau von Hürden unter der künftigen Regierung in Washington. Zumindest bei der wirtschaftlichen Ausgangslage mache zumindest ich allerdings ein grosses Fragezeichen.
Sollte im Laufe des nächsten Jahres tatsächlich eine Übernahmewelle um den Globus rollen, dann könnte das auch bei uns am Schweizer Aktienmarkt Spekulationen nach sich ziehen. Ich denke da etwa an den Baselbieter Spezialitätenchemiehersteller Clariant oder die Versicherungsgruppe Baloise. Beide Unternehmen verfügen mit Sabic (31,5 Prozent) und Cevian Capital (knapp 10 Prozent) über finanzkräftige Grossaktionäre. Gut möglich, dass nach dem Kurszerfall der letzten Wochen auch DocMorris zum heissen Übernahmekandidaten wird. Erst kürzlich wurde ja dem Erzrivalen Redcare Pharmacy ein angebliches Interesse an der Versandapotheke nachgesagt.
Diese Liste liesse sich beliebig ergänzen – etwa um weitere «ewige Übernahmekandidaten» wie die Genfer Temenos oder AMS Osram. Selber vermute ich aber, dass Unternehmen aus der Schweiz eher als Käufer ausländischer Rivalen in Erscheinung treten könnten – und nicht umgekehrt. Schliesslich bietet nicht zuletzt der starke Franken so etwas wie einen natürlichen Schutz vor Übernahmeversuchen aus dem Ausland.
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Die neuste Umfrage der Bank of America bei Fondsmanagern und Vermögensverwaltern birgt Zündstoff: Die Befragten sind bis über beide Ohren investiert. Noch nie seit Beginn der monatlich durchgeführten Erhebungen war die durchschnittliche Barmittelquote so tief wie zuletzt.
Wie Chefdenker Michael Hartnett schreibt, gingen ähnlich extreme Umfrageergebnisse sowohl im Frühling 2022 als auch im Februar 2011 mit Übertreibungen bei den Risikoaktiven wie etwa bei Aktien einher – jeweils gefolgt von einem Stimmungsumschwung und fallenden Kursen.
Hartnett selber erwartet einen solchen Stimmungsumschwung im Laufe des zweiten Quartals 2025. Das erscheint auch mir glaubwürdig, halten sich Trends an den Finanzmärkten doch meist länger als gedacht. Die Überhitzungserscheinungen von heute müssen nicht zwingend schon morgen für fallende Kurse sorgen.
Der Nasdaq 100 Index in New York zeigt steil nach oben (Quelle: www.cash.ch)
An der Börse ist Angst bekanntlich ein schlechter Ratgeber. Dasselbe liesse sich allerdings auch von der Gier behaupten. Dass das einfache Geld an den Aktienmärkten – insbesondere an der Leitbörse in New York – bereits gemacht ist, wird vermutlich niemand in Abrede stellen.
Ich berichtete kürzlich gleich von mehreren Anhaltspunkten für eine Überhitzung und davon, dass an der New Yorker Börse vermehrt Casino-Mentalität um sich greift. Die Liste ist lang und wird täglich länger. Ich denke da etwa an die weiterhin starke Nachfrage nach Call-Optionen an der Chicago Board Options Exchange (CBOE), den rekordverdächtig hohen Zufluss von Geldern in börsenkotierte Aktienfonds mit Hebelwirkung – auch bekannt als Leveraged ETFs – oder aber die schon fast euphorische Haltung amerikanischer Privathaushalte für die künftige Aktienkursentwicklung in den Umfragen des Conference Board. Nun kommen eben auch noch die ausgedünnten Barmittelbestände bei Fondsmanagern und Vermögensverwaltern hinzu. Die Bank of America sieht darin sogar ein Verkaufssignal für Aktien.
Zugegeben: Die genannten Überhitzungserscheinungen beschränken sich auf die Wall Street. Der Schweizer Aktienmarkt erscheint mir hingegen sträflich vernachlässigt. Aber man muss nicht wie ich auf mehr als drei Jahrzehnte an der Börse zurückblicken, um erahnen zu können, dass fallende Aktienkurse in New York wohl auch dem hiesigen Aktienmarkt zusetzen würden...
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1 Kommentar
la leider, aber gewisse Titel sind ja dann bald unter 0...Hoffe dass viele internationale Anleger bald merken, dass unsere Börsen zum Teil extrem unterbewertet sind.