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Kürzlich berichtete ich von einem ungewöhnlichen Neuzugang im Grossaktionariat der UBS. Die Fondstochter der grössten Schweizer Bank hatte sich damals zusätzliche Aktien der eigenen Mutter angelacht und war unter die bedeutendsten Aktionäre vorgestossen. Als Käufer zu erkennen geben mussten sich die Fonds-Manager der Grossbank nur deshalb, weil mit dem Überschreiten der Drei-Prozent-Schwelle eine Meldepflicht einsetzte.

Dass die Fondstochter mehr als drei Prozent an der eigenen Mutter hält, gab es so noch nie. In hiesigen Börsenkreisen sorgte die Beteiligungserhöhung auch deshalb für Gesprächsstoff, weil es gerade bei den hiesigen Banken als verpönt gilt, die Kundenportefeuilles mit Aktien des eigenen Unternehmens zu "beladen".

Wie aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervorgeht, kontrolliert die Fondstochter der UBS neuerdings sogar 5,3 Prozent der Stimmen. Ihr wird damit die Rolle der grössten Einzelaktionärin zuteil. Kein Wunder, das diese ungewöhnliche Machtballung in hiesigen Börsenkreisen für Wirbel sorgt – wenn auch ein Grossteil der Titelposition auf indexnahe Fonds entfallen dürfte.

Anders als Ende März liegt der Beteiligungserhöhung diesmal übrigens kein Zukauf von Aktien zugrunde. Vielmehr hat die Grossbank endlich damit begonnen, die Fondstochter der Credit Suisse mit der eigenen Fondstochter zu verschmelzen. Darauf lässt zumindest der Hinweis "Absorptionsfusion mit CS" schliessen.

Höhenflug der UBS-Aktien in den letzten 12 Monaten (Quelle: www.cash.ch)

In diesem Zusammenhang gingen alleine seit letztem Freitag nicht weniger als 70 Offenlegungsmeldungen bei der SIX ein - von "A" wie ABB bis "Z" wie Zurich Insurance.

Alleine schon die schiere Grösse der Aktienpakete, welche die UBS da auf Rechnung ihrer Fondskundschaft vor sich hinschiebt ist beeindruckend. Am Spitalkommunikationsspezialisten Ascom etwa hält sie gut 18 Prozent, am Backwarenhersteller Aryzta und am Halbleiterausrüster Comet immerhin je um die 10 Prozent. Und selbst bei SMI-Grosskonzernen wie Nestlé (5,5 Prozent), Holcim (5,6 Prozent) oder Novartis (5,4 Prozent) zählt die Grossbank neuerdings zu den grössten Einzelaktionären.

Nach CS-Übernahme: Wie die UBS bei den Firmenbeteiligungen zur «Blackrock der Schweiz» wird

Ich feierte die UBS am vergangenen Dienstag folglich sogar als "Blackrock der Schweiz". Dieser Vergleich hinkt gar nicht mal so sehr. Denn schliesslich verwaltete die Grossbank per Ende März Kundenvermögen in Höhe von 5848 Milliarden Dollar. Damit reiht sie sich direkt hinter dem weltgrössten Vermögensverwalter aus Übersee ein.

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Gegen die übermächtigen amerikanischen Banken wie J.P. Morgan oder Goldman Sachs gibt es aus europäischer Sicht kaum ein Ankommen - gegen Giganten wie Nvidia, Microsoft oder Apple sowieso nicht.

Allerdings finden sich auch in Europa durchaus Unternehmen mit einer dominierenden Marktstellung, wie der mittlerweile für die UBS tätige Stratege Andrew Garthwaite schreibt. Seinen Berechnungen zufolge sind diese Firmen beim breit gefassten Stoxx Europe 600 Index für nicht weniger als 40 Prozent der Gesamtkapitalisierung verantwortlich.

Da überrascht es mich nicht, dass auf der Liste dieser Unternehmen mit dem Nahrungsmittelmulti Nestlé, dem Pharmahersteller Novartis, dem Luxusgüterkonzern Richemont und der in der Augenheilkunde tätigen Alcon auch solche aus der Schweiz zu finden sind.

Der Kurs der Nestlé-Aktien dümpelt hingegen schon eine ganze Weile vor sich hin (Quelle: www.cash.ch)

Die Aktien dieser Firmen werden von Garthwaite und seinen Mitautoren denn auch zum Kauf angepriesen. Ihres Erachtens sind die vier Unternehmen der amerikanischen Konkurrenz im täglichen Wettbewerb klar überlegen.

Interessant scheint mir, dass die UBS-Strategen dem amerikanischen Aktienmarkt nurmehr ein unterdurchschnittliches Gewicht in den Kundenportefeuilles einräumen und stattdessen auf europäische Aktien setzen. Dennoch ändert sich nichts an der Tatsache, dass Europa insbesondere in Sachen Technologie den Anschluss an China und die USA zu verlieren scheint - und die meisten europäischen Unternehmen mit einer dominierenden Marktstellung aus Wirtschaftszeigen wie Nahrungsmittel oder Luxusgüter stammen. Ob sich damit auf Dauer wirklich etwas reissen lässt?

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