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Am Schweizer Aktienmarkt liess der grosse Derivatverfall vom Freitag die Umsätze auch zu Wochenbeginn noch einmal kräftig anschwellen. Verhält es sich wie in früheren Jahren, werden die Umsätze in den kommenden Tagen allerdings regelrecht wegbrechen. Wie mir berichtet wird, haben erste Grossinvestoren ihre Bücher bereits geschlossen und sich in die Berge verabschiedet. Weitere dürften folgen, um der dicken Hochnebelschicht hier im Flachland entfliehen zu können.
Schmerzlich vermisse ich vor allem die frühmorgendliche "Rise & Shine"-Mail der Bank of America, lassen sich dieser doch stets spannende Zusatzinformationen rund um das Geschehen an den Aktienmärkten entnehmen – sofern man diese richtig auszulegen weiss.
Einige dieser Informationen der letzten Tage möchte ich meinen Leserinnen und Lesern nachstehend nicht vorenthalten.
Amerikanische Geldpolitik: Von den Aussagen rund um den letzten geldpolitischen Entscheid der amerikanischen Notenbank schliessen Experten auf drei Leitzinserhöhungen um je 25 Basispunkte im Laufe des nächsten Jahres. Jene der Bank of America gehen ihrerseits schon anlässlich des März-Treffens von einem ersten Zinsschritt aus und rechnen in den darauffolgenden Quartalen mit sieben weiteren Leitzinserhöhungen. Selbst diese Prognose bezeichnet man bei der amerikanischen Investmentbank als eher konservativ, käme es doch einem der langsamsten Zinszyklen gleich.
Interessant ist auch, dass der Bank of America zufolge rund um den geldpolitischen Entscheid vom vergangenen Mittwoch herum kaum Deckungskäufe zu beobachten waren. Sprich: Viele Marktakteure waren rückblickend vorbereitet und bereits entsprechend positioniert.
Management-Transaktionen: Erhebungen der amerikanischen Investmentbank zufolge haben sich europäische Firmenlenker unter dem Strich Aktien des eigenen Arbeitgebers mit einem Verkehrswert von 14 Milliarden Euro angelacht. Dem stehen Nettoverkäufe amerikanischer Firmenchefs in Höhe von 69 Milliarden Dollar gegenüber, wie der Fernsehsender CNBC erst kürzlich berichtete.
Beeindruckender Höhenflug des diesjährigen SMI-Gewinners Richemont seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Auch bei uns in der Schweiz überwogen in den letzten Wochen und Monaten die Verkäufe. Gerade bei den diesjährigen SMI-Überliegern Richemont und Partners Group, aber auch bei Kühne+Nagel, Roche oder Lindt&Sprüngli wurden der Schweizer Börse SIX grössere Transaktionen gemeldet.
Mittelfluss bei Aktienfonds: Während amerikanischen Aktienfonds nunmehr schon seit Wochen zig Milliarden an neuen Geldern zufliessen, wurden alleine vergangene Woche netto 3,4 Milliarden Dollar aus den 25 grössten Fonds für europäische Aktien abdisponiert. Wie die Bank of America schreibt, ist das etwa gleich viel wie zuvor im Jahresverlauf denselben Fonds zugeflossen war.
Im Wissen, dass seit Jahresbeginn unter dem Strich fast 1000 Milliarden Dollar in Aktienfonds angelegt wurde, mutet das schon ziemlich bescheiden an. Mit knapp 1000 Milliarden Dollar wurde seit Jahresbeginn übrigens fast genausoviel in Aktienfonds investiert wie in den vorangegangenen zwei Jahrzehnten insgesamt. Man kann also durchaus von einem Siegeszug von Aktien sprechen.
Zuletzt wurden innerhalb weniger Tage 40 Milliarden Dollar aus Geldmarktfonds abgezogen. Davon landeten 31,6 Milliarden Dollar in Aktienfonds, wie die Bank of America berichtet.
Von diesem Siegeszug profitierte vor allem die New Yorker Börse. Allerdings kennt dort die Risikobereitschaft kaum noch ein Halten. Einem beliebten börsengehandelten Fonds auf den Nasdaq 100 Index mit dreifachem Hebel flossen alleine letzte Woche netto 1,46 Milliarden Dollar zu – ein Rekordwert. Wenn das mal nur gut kommt.
Nichts für schwache Nerven: Der "TQQQ"-ETF auf den Nasdaq 100 Index (Quelle: www.cash.ch)
Die "Flucht aus Geldmarktfonds" widerspricht der neusten bankeigenen Umfrage bei Fondsmanagern und Vermögensverwaltern, haben diese ihre Barmittelquote zuletzt doch von 4,4 auf 5,1 Prozent erhöht.
Davon geht übrigens ein taktisches Kaufsignal aus, sofern man der amerikanischen Investmentbank Glauben schenken darf. Eigenen Berechnungen zufolge gewann der Weltaktienindex von MSCI bei früheren Gelegenheiten in den darauffolgenden vier Wochen bis zu 2 Prozent und notierte zwölf Wochen später sogar um bis zu 6 Prozent höher.
Kein Wunder, sind da nicht nur die Privatkunden der Bank of America, sondern sämtliche amerikanischen Privathaushalte bis über beide Ohren in Aktien investiert. Die Aktienquote amerikanischer Privathaushalte hat mit etwas mehr als 40 Prozent am Nettovermögen einen neuen historischen Höchststand erreicht. Der bisherige Spitzenwert liegt bei knapp 38 Prozent und geht auf die Zeit unmittelbar vor dem Platzen der Dotcom-Blase von 2001 zurück. Die Privatkunden der Bank of America sind gar mit zwei Dritteln ihres Wertschriftenvermögens in Aktien investiert.
Ich wünsche meinen Leserinnen und Lesern schöne und besinnliche Weihnachtstage im (kleinen?) Kreis der Familie. Morgen Freitag bleibt die Schweizer Börse SIX geschlossen. Das nächste Insider-Briefing und die nächste Kolumne erscheinen deshalb feiertagsbedingt am nächsten Montag, den 27. Dezember 2021, zur gewohnten Zeit.
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