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Während an der New Yorker Börse vermehrt die Privatanleger den Ton angeben, ist der Schweizer Aktienmarkt fest in der Hand ausländischer Grossinvestoren. Etwas salopp gesagt bestimmen führende Vermögensverwalter wie Blackrock, Capital Group und Co. darüber, in welche Richtung sich die hiesigen Aktienkurse bewegen.
Von dieser geballten Macht zeugen auch die fast täglich bei der Schweizer Börse SIX eingehenden Beteiligungsmeldungen, wenn wichtige Schwellenwerte beim Stimmenanteil über- oder unterschritten werden. Längst zählen diese von der Börsenbetreiberin mit zeitlicher Verzögerung öffentlich gemachten Meldungen zum "courant normal" – selbst wenn nur den wenigsten auch wirklich ein Kauf oder Verkauf von Aktien zugrunde liegt.
Auch bei der Beteiligungsreduktion der Bertarellis bei Santhera nicht. Seit dem frühen Donnerstagmorgen steht fest, dass die Milliardärsfamilie um Oberhaupt Ernesto Bertarelli neuerdings weniger als 3 (zuvor 4,7) Prozent am Pharmaunternehmen hält. Ich vermute dahinter schlichtweg eine Folge der kürzlich vollzogenen Kapitalerhöhung. Doch selbst wenn sich die Bertarellis nicht von Aktien trennten, lässt ihre Nichtteilnahme an der Kapitalerhöhung tief blicken.
Anders als die Valoren von Santhera werden jene des Börsendebütanten PolyPeptide erst seit wenigen Tagen gehandelt. Nach Medtech-Pionier Rudolf Maag gibt sich mit der Capital Group ein weiterer bekannter Grossaktionär zu erkennen. Nicht weniger als 5,3 Prozent der Stimmen kontrollieren die Amerikaner beim aufstrebenden Pharmazulieferer. Das ist eine ganze Menge. Angesichts der schwachen Zuteilungsquoten darf vermutet werden, dass der Fondsanbieter am ersten Handelstag wacker zugekauft hat.
Kursentwicklung der Aktien von Börsendebütant PolyPeptide seit dem ersten Handelstag (Quelle: www.cash.ch)
Und dann wäre da noch die Beteiligungsreduktion von Credit Suisse Funds beim Textilmaschinenhersteller Rieter. Die Fondstochter der Grossbank reduziert ihre Beteiligung auf weniger als 3 (zuvor 5) Prozent. Sie folgt damit dem einstigen Ankeraktionär Michael Pieper. Dieser hatte sich Mitte März in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von seinem Aktienpaket getrennt und dieses "en bloc" an die Picanol Group weiterverkauft. Hinter dem belgischen Firmenkonglomerat steckt niemand geringeres als Rieter-Verwaltungsrat Luc Tack – womit sich der Kreis wieder schliesst.
Ich wäre nicht überrascht, wenn auch von den veräusserten Aktien von Credit Suisse Funds zumindest ein Teil im Besitz der Belgier gelandet wäre. Auch die regen Handelsaktivitäten der letzten Tage lassen darauf schliessen, dass die Picanol Group wohl auch weiterhin kräftig mitmischt. Für Fantasie ist jedenfalls gesorgt.
Es sind dies heute Donnerstag übrigens die einzigen drei Beteiligungsmeldungen. Und von sämtlichen geht Signalwirkung aus.
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Auf den ersten Blick mutet ein Kommentar der britischen Barclays zu Clariant eher langweilig an. Über weite Strecken hinweg erklärt Autor Alex Stewart, weshalb er seine operativen Gewinnschätzungen für das laufende Jahr denn nun um 2 Prozent erhöht. Im selben Atemzug warnt der Analyst vor der Gefahr steigender Rohmaterialpreise. Er glaubt nicht, dass der Baselbieter Spezialitätenchemiekonzern letztere über Preiserhöhungen an die Abnehmer weitergeben kann. Die Aktien werden bei der britischen Grossbank deshalb wie bis anhin mit "Equal weight" und einem 18 Franken lautenden Kursziel eingestuft.
Dass die Papiere fast eineinhalb Franken über seinem Kursziel gehandelt werden, erklärt sich der Barclays-Analyst damit, dass Clariant seit Jahren als heisser Übernahmekandidat gilt und daher einen entsprechenden Bewertungsaufschlag aufgebaut hat. Er rechnet seitens des Ankeraktionärs Sabic auch längerfristig nicht an ein Angebot an die übrigen Anteilseigner. Und selbst wenn Clariant mit einem anderen Rivalen verschmolzen werden sollte, hält er sogar tiefere Kurse für möglich.
Die Clariant-Aktien verspüren seit Mittwoch wieder Auftrieb (Quelle: www.cash.ch)
Alleine schon dadurch, dass er überhaupt im Detail solche Szenarien durchspielt, weckt Stewart ungewollt Übernahmespekulationen. Am gestrigen Mittwochnachmittag gewannen die Papiere des Spezialitätenchemiekonzerns in der Spitze mehr als 3 Prozent.
Meine Vermutung: Das war so wohl nicht im Sinne des Erfinders...
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