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Richemont entschied das Rennen um den Goldmedaillenplatz bei den 20 Unternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) im letzten Jahr für sich. Mit einem Kursplus von 72 Prozent konnte niemand sonst den Aktien des Luxusgüterkonzerns auch nur annähernd das Wasser reichen.
Darf man der für Barclays tätigen Analystin Carole Madjo Glauben schenken, dann bleibt Richemont auch in diesem Jahr das Mass aller Dinge. Im Vorfeld des Zwischenberichts für das dritte Quartal des Fiskaljahres 2021/22 bekräftigt sie ihre "Overweight" lautende Kaufempfehlung. Und um letzterer den nötigen Nachdruck zu verleihen, erhöht sie das Kursziel auf 155 (zuvor 150) Franken.
Wer nun denkt, dass dem höheren Kursziel auch höhere Gewinnerwartungen zugrunde liegen, der irrt. Vielmehr setzt die Analystin diesbezüglich den Rotstift an. Sie kürzt ihre diesjährigen Schätzungen um 4 Prozent, die nächstjährigen gar um knapp 7 Prozent. Madjo trägt mit diesen Anpassungen den steigenden Marketingausgaben Rechnung.
Die Aktien von Richemont (rot) lassen den SMI (grün) seit Anfang 2021 weit hinter sich zurück (Quelle: www.cash.ch)
Mit dieser Kombination aus höherem Kursziel bei tieferen Gewinnerwartungen ist die Analystin übrigens in guter Gesellschaft. Wer nach ähnlichen Beispielen sucht, wird heute Dienstag in einer Studie von J.P. Morgan zu Unternehmen aus der europäischen Gesundheitsbranche fündig.
Darin kürzt Mitautor Richard Vosser seine Gewinnschätzungen für Lonza zwar leicht. Das hält den Analysten jedoch nicht davon ab, das Kursziel für die mit "Overweight" angepriesenen Aktien auf 900 (zuvor 850) Franken anzuheben. Was für eine verkehrte Welt aber auch.
Am kommenden Dienstag läutet der Bauchemiespezialist Sika bei den Unternehmen aus dem SMI die Jahresberichterstattung ein. Ab dann wird sich zeigen, ob die vorliegenden Gewinnschätzungsreduktionen gerechtfertigt sind und auch andere Analysten zum Rotstift greifen müssen. Falls ja, ginge das ganz bestimmt nicht mit höheren Kurszielen einher.
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Geld verdiente im vergangenen Jahr vor allem, wer bei Aktien auf Altbewährtes setzte. Gerade beim SMI stolpert man auf der Gewinnerliste für 2021 über den einen oder anderen Gewinner aus dem Vorjahr. Bei den drei Gewinnern Richemont (+72 Prozent), Sika (+59 Prozent) und Partners Group (+47 Prozent) handelt es sich allesamt um "alte Bekannte". Ähnliches gilt für die Aktien von Lonza oder Givaudan. Sie konnten an die prozentual zweistelligen Kursgewinne aus dem Vorjahr anknüpfen.
Der Mut, gegen den Strom zu schwimmen, machte sich hingegen nicht bezahlt. Wer es dennoch versuchte und die genannten Wachstumsaktien mied, ging sang- und klanglos unter. Und wer mit Leerverkäufen oder Put-Optionen auf rückläufige Kurse spekulierte, holte sich eine blutige Nase.
Neues Jahr, neues Glück – zumindest wenn es nach den Strategen der Citigroup um Robert Buckland geht. Ihres Erachtens liegen die Wetten der sogenannten Contrarians für die kommenden 12 Monate geradezu auf der Hand: Es sind Wetten gegen den gut gelaufenen amerikanischen Aktienmarkt und ganz besonders gegen die Aktien dortiger Technologieunternehmen. In Europa wiederum würden sich Wetten gegen die Valoren der Luxusgüterhersteller aufdrängen, wie es weiter heisst.
Es überrascht deshalb nicht, dass unter den Ideen der Strategen für Baissespekulationen auch der letztjährige SMI-Überflieger Richemont zu finden ist – als einzige Aktie aus der Schweiz.
Der cash Insider nennt seine Aktienfavoriten: Wird 2022 das Jahr der zurückgebliebenen Aktien? |
Wie Chefdenker Buckland und seine Mitautoren schreiben, könnte vor allem die geldpolitische Kehrtwende der amerikanischen Notenbank für reichlich Wasser auf die Mühlen der Contrarians sorgen. Steigende Zinsen gelten bekanntlich als Gift für die in den letzten Jahren gut gelaufenen Wachstumsaktien, schmälern diese doch den heutigen Barwert der in der Zukunft anfallenden Gewinne.
Obwohl ich mich nicht als Contrarian bezeichnen würde, setze auch ich bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2022 auf im Kurs zurückgebliebene und sträflich vernachlässigte Aktien wie etwa jene von Novartis, Credit Suisse oder Holcim.
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