Der russische Oligarch Viktor Vekselberg macht ernst und steigt beim finanziell angeschlagenen Stahlhersteller Schmolz + Bickenbach ein. Gemäss einer heutigen Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX bildet der Milliardär über seine Beteiligungsgesellschaft Renova gemeinsam mit dem bisherigen Hauptaktionär in Zukunft eine Aktionärsgruppe.

Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass der bisherige Grossaktionär Gerold Büttiker sein Aktienpaket an Renova abgetreten hat. Denn bisher bildete der ehemalige CEO der Schweizerischen Eternit Holding AG gemeinsam mit dem Hauptaktionär eine Aktionärsgruppe. Der Name Büttiker erscheint in der heutigen Offenlegungsmeldung jedoch nirgends mehr. Gleichzeitig ist die Stimmenkraft der Aktionärsgruppe von ursprünglich 47,3 auf 40,5 Prozent geschmolzen.

Davon leite ich ab, dass Viktor Vekselberg bei Schmolz + Bickenbach im Hinblick auf die sich abzeichnende Bilanzsanierung bisher möglicherweise nur einen ersten Schuh in der Tür hat. Eine grössere Beteiligung wird sich der russische Milliardär voraussichtlich im Rahmen einer mit den Sanierungsmassnahmen einhergehenden Kapitalerhöhung sichern.

Von den jüngsten Verschiebungen im Aktionariat von Schmolz + Bickenbach geht meines Erachtens noch kaum Signalwirkung für den Markt aus. Denn ob die Publikumsaktionäre bei der Bilanzsanierung mit einem blauen Auge davonkommen, wird sich zeigen müssen. Die finanzielle Situation von Schmolz + Bickenbach ist ernst. Das Unternehmen hat nicht nur mit einer hohen Verschuldung, sondern darüber hinaus auch mit latenten Pensionsverpflichtungen zu kämpfen. Kein Wunder verlieren die kreditgebenden Banken zunehmend ihre Geduld. Ausserdem würden die Publikumsaktionäre nicht zum ersten Mal zur Kasse gebeten. Schmolz + Bickenbach ist nach den letzten Jahren beinahe schon berüchtigt dafür, Aktionärswerte zu vernichten. Bleibt zu hoffen, dass diese Vernichtung von Aktionärswerten nach dem Einstieg Viktor Vekselbergs der Vergangenheit angehört.

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Noch bis Anfang Dezember wurde die von Rieter konsequent voran getriebene Expansion in China in Analystenkreisen gefeiert. Spätestens mit dem Verkauf ähnlich gelagerter Geschäftsaktivitäten von OC Oerlikon an Jinsheng dürfte allerdings Ernüchterung eingekehrt sein. Mit dem Zukauf wuchs der chinesische Textilmaschinenhersteller über Nacht zu einem mächtigen Rivalen heran.

Und auch sonst scheint im vermeintlichen Wachstumsmarkt China nicht alles zum Besten zu stehen. In einem Kommentar aus dem Handel thematisiert die MainFirst Bank die jüngste Kursschwäche bei den chinesischen Textilmaschinenherstellern. Seit Anfang März hätten die Aktien des in Konkurrenz zu Rieter stehenden Anbieters Jingwei mehr als 30 Prozent ihres Wertes eingebüsst. Hinter dem Kurszerfall werden das vor gut zwei Wochen veröffentlichte Jahresergebnis sowie die damals recht ernüchternden Aussagen der Firmenverantwortlichen vermutet.

Nach der Bewertungskorrektur der vergangenen Wochen scheinen mir die Aktien von Rieter nicht sonderlich stolz bewertet. Noch ist allerdings unklar, ob sich der in den letzten Jahren teuer erkauften Ausbau der Geschäftsaktivitäten in China in Zukunft rechnet. Die Zeit wird es zeigen müssen. Auf den eben gerade neu verpflichteten CEO Norbert Klapper wartet meiner Meinung nach jedenfalls einiges an Arbeit.

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Die Aktionäre von Syngenta können vorerst aufatmen: Den Baissiers ist es bisher nicht gelungen, die Namenaktien des Basler Agrarchemieherstellers nachhaltig unter den langfristigen Aufwärtstrend zu drücken.

Einen Strich macht den Baissiers heute auch der für die Berenberg Bank tätige Experte durch die Rechnung. In einer Sektorstudie erhöht er die Anlageempfehlung für die Aktien von Syngenta von «Hold» auf «Buy». Dies bei einem optisch hohen Kursziel von 515 (350) Franken.

Die Firmenverantwortlichen würden bis ins Jahr 2020 einen Jahresumsatz von 25 Milliarden Dollar anstreben, so der Experte. Das davon abzuleitende Wachstum von 8 Prozent pro Jahr sei zwar ambitioniert aber durchaus erreichbar. Das Unternehmen verfüge über Nachholpotenzial im Saatgutgeschäft, eine einmalig starke Stellung in den aufstrebenden Märkten sowie eine starke Entwicklungspipeline.

Die von der Berenberg Bank hervorgebrachten Argumente sind nicht neu. Über die auf lange Sicht intakten Aussichten von Syngenta muss man sich mit mir auch nicht streiten. Dass der Experte den Bewertungsabschlag der Basler gegenüber Monsanto für ungerechtfertigt hält, lässt sich für mich allerdings nicht nachvollziehen. In der Vergangenheit sagten gewisse Analysten den Aktien von Syngenta immer mal wieder eine Aufholjagd auf jene des amerikanischen Erzrivalen vorher. Zu einer solchen kam es dennoch nie.

Nachdem die Aktien von Syngenta in den vergangenen Wochen auf den höchsten Stand in der Firmengeschichte gestiegen sind, halte ich einen Rückschlag für überfällig. Ein solcher droht spätestens dann, wenn der seit August 2011 entstandene Aufwärtstrend in den kommenden Tagen oder Wochen doch noch gebrochen wird.