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Wenige Wochen ist es her, als in hiesigen Börsenkreisen zwei kurz aufeinanderfolgende Beteiligungsreduktionen durch die Capital Group für Gesprächsstoff sorgten. Der Fondsriese dünnte sowohl bei Logitech als auch bei ABB sein Aktienpaket aus. Als Verkäufer mussten sich die Amerikaner nur deshalb zu erkennen geben, weil bei beiden Unternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) der Schwellenwert von 3 Prozent unterschritten worden war.
Die beiden Beteiligungsreduktionen führten damals unweigerlich zur Frage, ob sich der Fondsriese still und leise aus seinen Schweizer Aktienengagements zurückziehe. Ähnliche Stimmen werden auch in diesen Tagen wieder laut, nachdem mit Fidelity ein weiterer grosser Spieler aus dem amerikanischen Raum erst bei der Genfer Bankensoftware-Schmiede Temenos und dann auch noch beim Laborausrüster Tecan als Verkäufer von Aktien in Erscheinung getreten war.
Kursentwicklung der Temenos-Aktien im Mehrjahresvergleich (Quelle: www.cash.ch)
Ich vermutete schon bei den beiden Beteiligungsreduktionen durch die Capital Group, dass es sich dabei bloss um Umschichtungen aufgrund neuer Branchenpräferenzen handeln könnte und sich der Fondsriese nicht aktiv aus dem Schweizer Aktienmarkt zurückzieht. Bei Fidelity bin ich mir da nicht mehr ganz so sicher, sind amerikanische Grossinvestoren doch geradezu berüchtigt, bei Turbulenzen an den Finanzmärkten im Ausland parkierte Gelder in die Heimat zurückzuführen. Im Fachjargon spricht man auch von einer "Repatriierung von Auslandsvermögen".
Mir erscheint eine solche zum jetzigen Zeitpunkt als sehr viel wahrscheinlicher als noch vor wenigen Wochen. Umso mehr werde in den nächsten Tagen stets auch ein Auge auf die Beteiligungsmeldungen an die SIX Swiss Exchange haben.
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Der Kurs der Idorsia-Aktien fiel in den letzten Tagen unter 11 Franken und damit auf den tiefsten Stand seit dem Börsendebüt im Frühsommer 2017. Der Grund für die Kursmisere ist schnell gefunden, wird das Pharmaunternehmen doch für die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor bestraft. An der Börse gilt es nämlich als ein offenes Geheimnis, dass die Baselbieter schon sehr bald zusätzliche Gelder benötigen.
Eigentlich versprach ja eine mögliche Auslizenzierung von Clazosentan ausserhalb Japans an einen finanzkräftigen Partner Linderung. Allerdings zeigte der Wirkstoffkandidat in Studien kürzlich nicht die erhofften Ergebnisse. Folglich müssen die Gelder anderswo beschafft werden.
Kursentwicklung der Idorsia-Aktien seit Januar (Quelle: www.cash.ch)
Und genau hier kommen nun die Leerverkäufer ins Spiel. Auch ihnen dürften die Turbulenzen im Bankensektor nicht entgangen sein. Man muss keinen Abschluss in Bankfach in der Tasche haben, um erahnen zu können, dass die Bereitschaft bei der Vergabe neuer Kredite unter den Turbulenzen leiden könnte. Und auch bei den Investoren dürfte das Portemonnaie nicht mehr ganz so locker in der Tasche sitzen.
Die Gleichung der Leerverkäufer ist deshalb schnell gemacht. Denn sie wissen nur zu gut: Je tiefer die Kurse jetzt noch fallen, desto günstiger lassen sich die leerverkauften Titelbestände bei einer erzwungenen Kapitalerhöhung wieder eindecken.
Die alles entscheidende Frage ist nun, wie lange sich noch an dieser Abwärtsspirale drehen lässt. Schätzungen aus dem hiesigen Handel gehen davon aus, dass die Leerverkäufer mittlerweile mit jeder fünften ausstehenden Aktie auf rückläufige Kurse spekulieren. Nur bei einem Teil davon dürfte es sich um Absicherungstransaktionen seitens von Wandelanleihegläubigern handeln.
Bleibt mir nichts weiter als zu hoffen, dass sich Idorsia aus eigener Kraft aus diesem Klammergriff befreien kann. Schliesslich waren die Baselbieter in der Vergangenheit auch schon kreativ, wenn es darum ging, sich neue Gelder zu sichern, ohne gleich die Aktionäre anpumpen zu müssen...
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4 Kommentare
Zu Idorsia: Das dürfte schwierig werden. Quiviq verkauft sich sehr schlecht und hat/wird die Erwartungen überhaupt nicht erfüllen. Bleibt noch Pivlaz in Japan, das aber auch nur ein Tropfen auf den heissen Stein ist. Weitere Compounds mit Aussicht auf profitables Auslizenzieren sind nicht vorhanden, da entweder pre-klinisch, oder bereits an Johnson& Johnson weitergegeben (Aprocicentan). Was also bleibt? Vermutlich müsste sich das Management zuerst um die massive Senkung der überbordenden Kosten kümmern; die Firma hat angesichts der mickrigen Einnahmen ein riesiges Ausgabenproblem. Lange hält die Bilanz jedenfalls nicht mehr.
wieso sollen die je satt sein?
Dann geht es wie bei der CS. Die Leerverkäufer drücken den Aktienkurs bis in den Boden und die Gesellschaft kann sich nicht mehr retten........die Heuschrecken werden auch noch andere Schweizer Gesellschaften fressen.... sie fressen bis sie satt sind....
wieso sollen die je satt sein?