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Millionenschwere Titelverkäufe aus der Teppich-Etage der UBS haben die Aktien der grössten Schweizer Bank zuletzt wieder etwas im Kurs zurückfallen lassen. Mit einem Plus von 33 Prozent seit Jahresbeginn, führt die Grossbank die SMI-Gewinnerliste allerdings weiterhin unangefochten an. Den Dividendenabgang vom April aufgerechnet, sind es sogar noch mehr.

Doch selbst das hält den für Goldman Sachs tätigen Analysten Chris Hallam nicht davon ab, sein Kursziel kräftig zu erhöhen. Neuerdings traut er den UBS-Aktien über die nächsten 12 Monate einen Vorstoss auf 35 (zuvor 25,80) Franken zu. Das entspräche aus heutiger Sicht einem Anstieg um nicht weniger als nochmals 50 Prozent. Das Anlageurteil lautet wie bis anhin "Buy".

Der Goldman-Sachs-Analyst lässt einerseits die neuen Mittelfristziele der Grossbank, andererseits aber auch die angestrebten Kosteneinsparungen in sein Bewertungsmodell miteinfliessen. Darauf abgestützt sieht er auf Jahre hinaus Raum für ein zweistelliges Gewinnwachstum.

Die nächste Stufe der Kursrakete zünden sieht Hallam rund um die anstehende Quartalsergebnisveröffentlichung, will die UBS dann doch über die künftige Ausschüttungspolitik informieren. Schon jetzt steht für Hallam fest, dass die Grossbank bis Ende 2027 gesamthaft mehr als 30 Milliarden Dollar über Dividenden und Aktienrückkäufe an die Aktionärinnen und Aktionäre zurückführen dürfte. Das wiederum wäre bei einem Börsenwert von umgerechnet 83 Milliarden Dollar mehr als nur ein Apropos.

Höhenflug der UBS-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Die von Goldman Sachs neuerdings genannten 35 Franken liegen weit über den übrigen mir bekannten Kurszielen. Die nächsthöheren Kursziele liegen zwischen 27 und 30 Franken – wobei ich mir gut vorstellen könnte, dass in den nächsten Tagen weitere Kurszielerhöhungen eintreffen werden.

Als ich bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2023 kürzlich eine Zwischenbilanz zog, schrieb ich zum Thema Kapitalrückführung folgendes:

Die Aktionärinnen und Aktionäre dürfen sich vermutlich schon heute nicht nur auf satte, sondern auch auf zumindest teilweise steuerbefreite Ausschüttungen freuen. Und Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.

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Mit einem Kursplus von rund 35 Prozent seit Jahresbeginn spielen die Aktien der VAT Group an der Schweizer Börse weit vorne mit. Sowieso gilt der Vakuumventilhersteller aus dem Rheintal als eine Erfolgsgeschichte, welche hierzulande ihresgleichen sucht.

Doch nun könnte ausgerechnet diese Erfolgsgeschichte Kratzer bekommen – und das erst noch ohne ein Verschulden des Unternehmens selbst. Analyst Sebastian Künne von der Royal Bank of Canada spricht jedenfalls schon fast so etwas wie eine unterschwellige Warnung aus.

Seines Erachtens könnte das neue Smartphone Mate 60 pro des Herstellers Huawei eine Eskalation im Technologiestreit zwischen Washington und Peking ankündigen. Dass diese Gerätegeneration erstmals überhaupt mit einem chinesischen Chipsatz ausgestattet ist, welcher es durchaus mit solchen von anderen Anbietern aufnehmen kann, wirft in Expertenkreisen hohe Wellen.

Kursentwicklung der VAT-Group-Aktien über die letzten Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Künne überrascht vor allem der Umstand, dass der Chipsatz ohne den Einsatz der neusten WFE-Technologie hergestellt zu sein scheint. Er schliesst nicht aus, dass die amerikanische Regierung in Washington gezwungen sein könnte, die Exportrestriktionen im Halbleiterbereich gegen China weiter zu verschärfen. Falls ja, würde das dann wohl auch das Tagesgeschäft der VAT Group beeinträchtigen.

Wie der Analyst weiter schreibt, setzen die Rheintaler geschätzte 20 Prozent der Ventile in China oder mit Abnehmern in chinesischem Besitz ab. Davon gehen knapp zwei Drittel an Unternehmen aus der Halbleiterindustrie. Er beurteilt den chinesischen Absatzmarkt – aus Sicht der VAT Group mit einem geschätzten Marktanteil von 85 Prozent – als äusserst lukrativ.

Während viele seiner Berufskollegen bei anderen Banken die Aktien des Vakuumventilherstellers mit Kurszielen von bis zu 420 Franken zum Kauf anpreisen, stuft Künne diese bloss mit "Sector Perform" und einem Kursziel von 270 Franken ein.

Momentan wird der Börsenüberflieger aus dem Rheintal mit mehr als dem 40-fachen des für das kommende Jahr erwarteten Gewinns bewertet. Mit anderen Worten: Die Aktien sind "priced for perfection", wie dem die Amerikaner so schön sagen. Aber wollen wir den Teufel vorerst doch Mal (noch) nicht an die Wand malen...

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