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Ohne Spekulationen, Mutmassungen und Gerüchte wäre das Geschehen an den Aktienmärkten eine ziemlich trostlose Angelegenheit. Die Börse lebt geradezu von unterschiedlichen Meinungen und Erwartungen. Und ganz unter uns gesagt: Selbst im vierzehnten Jahr meiner Tätigkeit als cash Insider brenne ich noch immer mit Herzblut dafür, an mich herangetragenen Spekulationen nachzugehen und darüber zu schreiben.

Wenn ich in dieser Zeit etwas gelernt habe, dann dass man als Börsenkolumnist immer auf der Hut sein muss, will man nicht von mächtigen Marktakteuren für deren eigenen Zwecke instrumentalisiert werden. Gerade deshalb erachte ich es als meine Aufgabe, solche Spekulationen zwar zu kolportieren, diesen mit einer eigenen Einschätzung aber wenigstens den persönlichen Stempel aufzudrücken.

In diesen Tagen ranken sich gleich um mehrere Schweizer Unternehmen wieder wilde Spekulationen.

Bei Adecco bietet das Unternehmen solchen gleich selber einen idealen Nährboden. Eigenen Angaben zufolge will der Stellenvermittler die Jahresergebnisveröffentlichung vom kommenden Frühjahr nutzen, um über die Verwendung des Verkaufserlöses für die amerikanische Tochter Soliant Health zu informieren.

Der Verkaufspreis von umgerechnet gut 550 Millionen Euro wird in Branchenkreisen als gut beurteilt. Dennoch ist aufgrund des hochmargigen Charakters der Spezialistin für die Vermittlung von Spitalpersonal mit einer Gewinnverwässerung von rund vier Prozent zu rechnen.

Da liegt es doch auf der Hand, dass Adecco die eigenen Aktionäre mit einer satten Sonderdividende oder einem Aktienrückkaufprogramm versöhnlich stimmen könnte.

Im Zentrum spekulativer Käufe stehen auch die Aktien von Meyer Burger. Gerüchte, wonach der Solarzulieferer aus dem bernischen Gwatt nach einem Ankeraktionär sucht, halten sich hartnäckig. Interessant ist, dass die Leerverkäufer ihre Wetten gegen das Unternehmen in den letzten Tagen substanziell zurückgefahren haben. Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen: Ich wäre nicht überrascht, hiesse dieser zukünftige Ankeraktionär Peter Spuhler.

Seit gut einer Woche erfreuen sich die Aktien von Meyer Burger einer regen Nachfrage (Quelle: www.cash.ch)

Bleibt mir nichts anderes übrig als zu hoffen, dass sich ein neuer Investor - wie immer er auch heissen möge - zu fairen Konditionen für die bestehenden Aktionäre einkauft.

Getreu dem Motto "Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte" nisten sich bei Schmolz+Bickenbach angeblich prominente Trittbrettfahrer ein. Ob sich letztere auf die Seite des russischen Milliardärs Viktor Vekselberg oder auf jene des ebenfalls finanzstarken Amag-Erben Martin Häfner schlagen, wird sich zeigen. Die beiden bedeutendsten Aktionäre streiten beim Edelstahlhersteller um die Vormachtstellung - und haben doch ein gemeinsames Ziel: Das Überleben des hochverschuldeten Unternehmens zu sichern.

Meine Vermutung: Womöglich schlägt das Herz der Trittbrettfahrer einmal mehr in der linken Gesässtasche der beiden Aktionäre - genau dort wo das schnelle Geld winkt.

Als Polyphor und Forschende der Universität Zürich kürzlich die Entdeckung eines neuen Stamms synthetischer Antibiotika meldeten, verdoppelten sich die Aktien des Pharmaunternehmens aus dem Baselbiet mal eben schnell im Kurs.

Wer im Mai letzten Jahres Titel aus Emission zugeteilt erhielt, bei dem dürfte sich die Freude über diesen Kurssprung allerdings in Grenzen halten. Denn noch immer errechnet sich gegenüber dem seinerzeitigen Ausgabepreis von 38 Franken ein sattes Minus von fast 80 Prozent.

Die Polyphor-Aktien haben gut die Hälfte ihres Kurssprungs bereits wieder eingebüsst (Quelle: www.cash.ch)

Im hiesigen Berufshandel munkelt man, dass Altaktionäre aus der Zeit vor dem Börsengang die jüngste Kursstärke nutzten, um sich von Titeln zu trennen. Offiziell belegen lässt sich das bisweilen nicht - anders als ein der Schweizer Börse SIX gemeldeter Titelverkauf eines Geschäftsleitungsmitglieds.

Der Industriekonzern Oerlikon könnte hingegen ins Visier ausländischer Leerverkäufer geraten, so verlautet aus Handelskreisen. Das Unternehmen will eigenen Angaben zufolge bis zu 10 Prozent der ausstehenden Aktien zurückkaufen. Wer nun denkt, dass dieses Manöver zu einer Gewinnverdichtung führt, der irrt. Oerlikon will die zurückgekauften Titel nämlich nicht vernichten, sondern als Währung für Firmenübernahmen nutzen.

Sollte der Industriekonzern eines Tages ein 10-Prozent-Paket im Eigenbestand halten, macht ihn dies ziemlich angreifbar. Rückläufige Kurse hätten dann Folgen für den Verkehrswert des Pakets - ein gefundenes Fressen für die Leerverkäufer.

Dank den beibehaltenen Jahresvorgaben halten die Leerverkäufer ein weiteres Ass im Ärmel, setzt die Erreichbarkeit der Vorgaben doch ein starkes Schlussquartal voraus...

 

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