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DocMorris zählt zu den diesjährigen Börsengewinnern. Noch vor wenigen Wochen führte die Versandapotheke die hiesige Gewinnerliste sogar an. Das war in den letzten Jahren auch schon mal anders.

Allerdings haben die Aktien heute Donnerstag zweistellige Kursverluste zu beklagen. Dass das Unternehmen im dritten Quartal mit einem Umsatz von 256 Millionen Franken selbst die pessimistischsten Analystenschätzungen verfehlte, kommt an der Börse verständlicherweise nicht gut an. Durchschnittlich war mit einem Umsatz von 263 Millionen Franken gerechnet worden.

Dasselbe liesse sich über die neuen diesjährigen Finanzziele sagen, zwingt der Umsatzrückgang im dritten Quartal DocMorris doch dazu, unter negativen Vorzeichen über die Bücher zu gehen. Gerade dieser Schritt kommt für Beobachter ziemlich überraschend.

Selbst der für die UBS tätige Analyst Sebastian Vogel dürfte bei seinen Schätzungen den Korrekturstift ansetzten müssen. Er stösst sich insbesondere an der stark rückläufigen Entwicklung bei verschreibungspflichtigen Medikamenten im Schlüsselmarkt Deutschland.

Kursrückgang bei den Aktien von DocMorris im Tagesverlauf (Quelle: www.cash.ch)

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass sich der UBS-Analyst in den letzten Jahren regelrecht mit einer Verkaufsempfehlung an den Aktien von DocMorris festgebissen hat. Mit 29 Franken liegt sein 12-Monats-Kursziel denn auch weiterhin weit unter den zuletzt bezahlten Kursen von rund 40 Franken.

Nicht nur bei Vogel, auch bei den Leerverkäufern dürfte Champagnerlaune herrschen. Wie Erhebungen der Beratungsfirma S&P Global Market Intelligence zeigen, wurde Ende September bei DocMorris mit fast jeder fünften ausstehenden Aktie auf rückläufige Kurse spekuliert. Mit anderen Worten: Die zweistelligen Verluste lassen die Kassen der Leerverkäufer kräftig klingeln.

Ich bin nun neugierig, ob einige der mehrheitlich zuversichtlich gestimmten Analysten auf seiner Kaufempfehlung die Reissleine zieht. Damit würde derjenige nämlich für zusätzliches Wasser auf die Mühlen der Leerverkäufer sorgen...

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Die Aktionärinnen und Aktionäre von Richemont gelten als erfolgsverwöhnt. Seit wenigen Wochen bietet sich ihnen allerdings ein ziemlich ungewohntes Bild: Der Aktienkurs fällt und fällt.

Führte der Luxusgüterhersteller die diesjährige SMI-Gewinnerliste noch im Juli während mehreren Tagen an, errechnet sich mit einem Minus von gut 12 Prozent mittlerweile sogar eine negative Jahresbilanz.

Einerseits versetzte eine Ergebnisenttäuschung beim französischen Rivalen LVMH auch anderen europäischen Luxusgüterwerten einen Dämpfer und andererseits trat ausgerechnet Verwaltungsratspräsident Johann Rupert höchstpersönlich mit unbedachten Aussagen zum Verhalten der gutbetuchten Klientel eine Verkaufslawine los.

Am Dienstag berichtete ich an dieser Stelle übrigens von einer taktischen Kaufempfehlung der UBS für die Aktien. Erst kürzlich strich die hauseigene Luxusgüteranalystin Zuzanna Pusz ihr 12-Monats-Kursziel zwar auf 147 (zuvor 170) Franken zusammen. An der Kaufempfehlung hält sie jedoch bis heute fest. Die Angst vor einer Absatzschwäche erscheint ihr völlig übertrieben.

Kursentwicklung der Richemont-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Nun springt man auch bei der Credit Suisse auf den fahrenden Zug auf. In einem Kommentar aus den Handelsräumen der Grossbank sprechen die Autoren ebenfalls eine taktische Kaufempfehlung mit einem kurzfristigen Kursziel von 121,44 bis 128,06 Franken aus. Fallen die Valoren von Richemont hingegen in die Region von 108,19 bis 101,57 Franken zurück, wollen die Autoren die Reissleine ziehen. So genau lassen sie sich diesbezüglich nicht in die Karten schauen.

Während man in den Handelsräumen der UBS kurzfristig auf die Aktien von Lonza, Nestlé, Partners Group, Richemont und SIG Group setzt, hat man bei der Credit Suisse taktische Kaufempfehlungen für Accelleron, Richemont sowie VAT Group ausstehend. An Ideen scheint es den beiden Grossbanken im momentanen Börsenumfeld jedenfalls nicht zu mangeln.

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