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Für die Aktionärinnen und Aktionäre von PolyPeptide kam es gestern Dienstag mal wieder knüppeldick: Der Pharmazulieferer erlitt im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch. Mit 7,8 Millionen Euro blieben unter dem Strich gut 80 Prozent weniger beim Unternehmen hängen als noch im Jahr zuvor. Damit wurden selbst die pessimistischsten Analystenschätzungen ziemlich deutlich verfehlt.
Für das laufende Jahr geht das Management zwar von einem Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich aus, was etwas über den Erwartungen liegt. Allerdings dürfte die operative Marge (EBITDA) nur unwesentlich über jener vom vergangenen Jahr liegen und sich nicht wie erhofft auf über 20 Prozent erholen.
Und als wenn das nicht schon genug der Schmach wäre, müssen die Aktionärinnen und Aktionäre nun auch noch Dividendenverzicht üben. Das wird wohl auch den beiden Ankeraktionären Frederik Paulsen und Rudolf Maag nicht schmecken. Gemeinsam bringen sie bei PolyPeptide knapp 60 Prozent der Stimmen auf die Waage.
Eigentlich war spätestens seit dem überraschenden Rücktritt von Firmenchef Raymond De Vré von Ende Januar klar, dass das Jahresergebnis kein Ruhmesblatt würde. Dennoch reagierte die Börse gestern Dienstag ziemlich enttäuscht und watschte die Aktien zeitweise mit Verlusten von fast 25 Prozent ab. Bei 17,60 Franken fielen die Valoren des Pharmazulieferer auf den tiefsten Stand seit dem Börsengang vom April 2021.
Kursentwicklung der PolyPeptide-Aktien Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Was wurde PolyPeptide damals im Vorfeld des Börsengangs in Bankenkreisen nicht als künftiges Wachstumswunder gefeiert? Ich erinnere mich daran, als wäre es erst gestern gewesen. Rückblickend blieb es bei blossen Versprechen. Nach mehreren Ergebnisenttäuschungen und Gewinnwarnungen stehen die Aktionärinnen und Aktionäre vor einem kleineren Scherbenhaufen.
Ich könnte mir deshalb durchaus vorstellen, dass sich oppositionelle Finanzinvestoren einnisten und versuchen könnten, das Unternehmen zu verkaufen. Erfolgreichere Rivalen des Pharmazulieferers sind nämlich stets auf der Suche nach neuen Produktionskapazitäten. Und weshalb diese mühsam aufbauen, wenn sie sich günstig kaufen lassen? Das letzte Wort hätte dann wohl aber Ankeraktionär Paulsen mit seinem Mehrheitspaket...
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Der amerikanische Fondsriese Fidelity und die Fondstochter der Credit Suisse geben sich bei Temenos die Klinke in die Hand. Wie kürzlich bekannt wurde, haben die Amerikaner ihr Aktienpaket vergangene Woche auf unter 3 Prozent reduziert. Gleichzeitig ist Credit Suisse Funds bei der Bankensoftware-Schmiede aus Genf mit einem Stimmenanteil von etwas mehr als 3 Prozent in den erlauchten Kreis der Grossaktionäre aufgestiegen.
Interessant ist, dass beide Beteiligungsveränderungen in die Zeit unmittelbar vor dem jüngsten Kurszerfall zurückgehen. Angesichts der unheilvollen Entwicklungen in der amerikanischen Finanzindustrie ist die Gleichung nämlich schnell gemacht: Geht es in der Bankenindustrie turbulent zu und her, schwindet bei den Temenos-Kunden die Bereitschaft, in neue Software zu investieren. Und gerade vom amerikanischen Markt erhofft man sich in Genf künftig ja so einiges.
Kursentwicklung der Temenos-Aktien in den letzten Tagen (Quelle: www.cash.ch)
An dieser Stelle sei gesagt, dass die Fondsmanager der Credit Suisse genau das Gegenteil von dem machen, was der hauseigene Aktienanalyst Justin Forsythe eigentlich empfiehlt: Mit "Underperform" und einem Kursziel von 50 Franken rät er schon sei einer ganzen Weile zum Verkauf der Aktien.
Forsythe warnte schon im Februar vor einer Nachfrageschwäche in Europa und möglichen Problemen bei der Durchdringung des nordamerikanischen Marktes. Er glaubt folglich nicht, dass Temenos die eigenen Ziele erreichen kann.
...das hat die Fondsmanager der Grossbank jedoch nicht von einem Zukauf von Aktien abgehalten.
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1 Kommentar
Sorry, aber welche Produktionskapazitäten hat "Polypeptide"? [Website: gram or multi-kilogram quantities - also sehr sehr limitiert]. Bachem ist eine Firma, die bekannt ist, und die richtig viel Geld in neue Produktionskapazitäten in der Region Basel investiert. Im Tonnenmassstab. Obwohl Rudolf Maag und Peter Grogg sich kennen, hoffe ich doch nicht, dass das die von Ihnen angedachte "Übernahme" ist. Hören Sie doch bitte auf, irgendwelche Kleinfirmen zu promoten und Anleger ins Klo fassen zu lassen. Das ist doch das Hauptproblem.