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Während die beiden SMI-Schwergewichte Nestlé und Roche an der Börse seit Monaten ein Mauerblümchen-Dasein fristen, schrieben die Aktien von Novartis bis vor wenigen Wochen fast täglich neue Kursrekorde. Doch dann kam aus, dass das Pharmaunternehmen aus Basel auf ein ziemlich enttäuschendes Schlussquartal zurückblickt. Und auch von den diesjährigen Vorgaben hatte man sich in Analystenkreisen mehr versprochen.

In einem mir zugespielten Kommentar gibt sich Pharmaanalystin Kerry Holford von der Berenberg Bank denn auch ziemlich desillusioniert. Sie zeigt sich wenig überrascht, dass die Aktien von Novartis ihre Rekordjagd abgebrochen haben. Ihren Berechnungen zufolge ist das kommerzielle Potenzial der Forschungs- und Entwicklungspipeline mittlerweile mehr als eingepreist.

Sie selber kommt sogar nur auf ein Kursziel von 74 Franken. Das wiederum liegt gut 16 Prozent unter den zuletzt bezahlten Kursen. Würde man die Abspaltung von Alcon sowie jene von Sandoz beim ehemaligen Mutterhaus aus Basel aufrechnen, läge dessen Aktienkurs sogar klar über 100 Franken.

Kursentwicklung der Novartis-Aktien im mehrjährigen Vergleich (Quelle: www.cash.ch)

Doch auch ohne das Aufrechnen von Alcon und Sandoz kommt das "Hold" lautende Anlageurteil gar inkonsequent daher. Eigentlich wäre eine Verkaufsempfehlung um einiges ehrlicher. Zu einer solchen lässt sich die Berenberg-Analystin – zumindest vorerst - allerdings nicht hinreissen.

Und das, obschon sie erhebliche Zweifel an der Erreichbarkeit der firmeneigenen Mittelfristziele hegt. Zum Vergleich: Novartis strebt bis Ende 2027 eine operative Gewinnmarge (EBIT) von mindestens 40 Prozent an. Die durchschnittlichen Markterwartungen liegen mit 39 Prozent etwas dahinter zurück und die Analystin geht sogar nur von einer operativen Gewinnmarge in Höhe von 37 Prozent aus. Sie glaubt alleine schon der vielen Patentabläufe nicht, dass es Novartis möglich sein wird, die Mittelfristziele erreichen zu können.

Zumindest in einem Punkt muss ich Novartis-Chef Vas Narasimhan ein Kränzchen winden: Anders als andere Pharmachefs lässt er sich vom ganzen Hype um die Abnehm-Spritze nicht vom strategischen Kurs abbringen. Sein Pendant Thomas Schinecker bei Platzrivale Roche etwa gab erst kürzlich den Wiedereinstig in dieses Therapiegebiet bekannt. Diesen Schritt lässt er sich zig Milliarden kosten. Dabei hatte sich sein Arbeitgeber vor einigen Jahren aus dem Therapiegebiet verabschiedet und die Wirkstoffe an die amerikanische Eli Lilly verkauft. Ausgerechnet die damalige Käuferin feiert nun mit der Abnehm-Spritze Mounjaro kommerzielle Erfolge...

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Mit Oras Invest hat eine Grossaktionärin bei Georg Fischer zuletzt kräftig Aktien zugekauft. Das geht aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervor. Neuerdings hält die auf Industrieunternehmen spezialisierte Beteiligungsgesellschaft gut fünf Prozent an der Schaffhauser Industriegruppe. Nach der milliardenschweren Übernahme der finnischen Uponor waren es einst etwas mehr als drei Prozent.

Bei Oras Invest handelt es sich denn auch um eine langjährige Uponor-Aktionärin.

Kursentwicklung der Aktien von Georg Fischer in den letzten drei Monaten (Quelle: www.cash.ch)

Interessant scheint mir der Zeitpunkt des Beteiligungsausbaus, führte Georg Fischer doch erst Ende Januar eine Road-Show mit der Danske Bank in Helsinki durch. Da fragt sich doch: Waren Vertreter von Oras Invest mit im Publikum – und wussten die Schaffhauser mit ihren Aussagen derart zu überzeugen?

In hiesigen Börsenkreisen kommt die Beteiligungserhöhung aus dem hohen Norden jedenfalls gut an. Der Aktienkurs von Georg Fischer markiert nicht nur ein neues Jahreshoch, er steigt auch auf den höchsten Stand seit Juli letzten Jahres. Ob zurecht oder nicht, dürfte sich am 19. März zeigen. Dann nämlich steht das Jahresergebnis zur Veröffentlichung an. Das Unternehmen muss zeigen, dass es nicht nur dem schwierigen Wirtschaftsumfeld, sondern auch den Folgen der Frankenstärke trotzen konnte.

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