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Am kommenden Freitagnachmittag wird das amerikanische Handelsministerium das Ergebnis der ersten Erhebung für das Bruttoinlandprodukt des vierten Quartals 2014 vorlegen. Experten zufolge dürfte sich das Wachstum im Schlussquartal auf noch immer respektable 2,1 Prozent verlangsamt haben. Der Grund: Der frühe und ungewohnt heftige Wintereinbruch, der das öffentliche Leben im Nordosten der USA nahezu zum Erliegen brachte.

Zumindest bei der US-Notenbank scheint man nicht sonderlich beunruhigt, was die Auswirkungen der ungünstigen Witterungsverhältnisse auf die heimische Wirtschaft anbetrifft. Schon seit Wochen schwören ihre Vertreter die Märkte auf eine baldige Leitzinserhöhung ein. Die Wirtschaftsbelebung stehe weiterhin auf soliden Beinen und auch der Arbeitsmarkt lasse einen ersten Zinsschritt zu, heisst es aus diesen Kreisen.

Einem Kommentar aus der Feder des für Société Générale tätigen Albert Edwards entnehme ich, dass er eine Leitzinserhöhung ab Mitte dieses Jahres zwar nicht ausschliesst. Allerdings hält der für das Cross Asset Research tätige Experte die amerikanische Wirtschaft für äusserst anfällig.

Der starke Dollar drücke in Übersee auf die Unternehmensgewinne und damit auf den wichtigsten wirtschaftlichen Frühindikator in diesem Zyklus. Gleichzeitig warnt der Kommentarverfasser vor der schon heute signifikant restriktiveren Geldpolitik der US-Notenbank. Für Edwards steht deshalb fest: Der amerikanische Wirtschaft droht eine Rezession.

Darf man dem Experten Glauben schenken, dann passt die Aufhellung am Arbeitsmarkt bestens in sein Szenario. Untersuchungen eines seiner Berufskollegen zufolge sei eine Beschleunigung bei den neugeschaffenen Stellen in den drei Monaten vor einer Rezession nicht selten. Und genau dieser Anstieg bei den neugeschaffenen Stellen sei für den Optimismus rund um die wirtschaftliche Verfassung der USA verantwortlich, so Edwards.

Sorgen bereiten dem Strategen vor allem die abbröckelnden Unternehmensgewinne. Diese Entwicklung gehe weit über den Gewinneinbruch in der Öl- und Gasindustrie hinaus. Der starke Dollar hinterlasse auch in anderen Wirtschaftszweigen wie Technologie, Telekommunikation oder Konsumgüter Bremsspuren.

Der wöchentlich erhobene ECRI-Frühindikator befinde sich in einer ähnlichen Konstellation wie kurz vor der Rezession der Jahre 2008/2009. Dennoch sei die Zuversicht an den Finanzmärkten in die Zins- und Geldpolitik der Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen ungebrochen. Und das obschon die US-Notenbank die Zinsschraube anziehen wolle, wenngleich den USA eine scharfe Wachstumsverlangsamung bevorstehe.

Der für das Cross Asset Research von Société Générale tätige Stratege rät seiner Anlagekundschaft deshalb zu einer Wette gegen die US-Notenbank und andere führende Zentralbanken. Dieser Empfehlung trägt der Experte mit einer Aktienquote von gerade mal 30 Prozent (Benchmark: 60 Prozent), einer Anleihenquote von 50 Prozent (Benchmark: 35 Prozent) sowie einer Barmittelquote von 20 Prozent (Benchmark: 5 Prozent) Rechnung.

"Never fight the FED!" So lautet eine alte Börsenweisheit, was übersetzt so viel heisst wie: "Wette nie gegen die US-Notenbank". Dass sich Edwards dennoch auf eine solche Wette einlässt, wirft verständlicherweise hohe Wellen.

Einmal mehr macht Edwards seinem Ruf alle Ehre, gilt er doch schon seit Jahren als notorischer Pessimist. Oft fällt sein Name im gleichen Atemzug mit anderen prominenten Marktkennern wie Marc Faber oder Nouriel Roubini.

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Nur noch wenige Wochen, dann prasselt ein weiterer Geldregen auf die Aktionäre von Swiss Re. Denn was die Spatzen am Hauptsitz des Rückversicherungskonzerns in Zürich schon seit Monaten von den Dächern pfiffen, ist seit vergangener Woche endlich offiziell: Neben einer regulären Ausschüttung von 4,25 Franken je Aktie wird den Aktionären für das vergangene Geschäftsjahr eine Sonderdividende von 3 Franken entrichtet. Und als ob das nicht schon grosszügig genug wäre ruft das Unternehmen auch gleich noch ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm ins Leben.

Einem Kommentar von J.P. Morgan entnehme ich, dass die Papiere von Swiss Re vermehrt in der Gunst von Grossinvestoren aus der Schweiz stehen. Angeblich würden sich hiesige Pensionskassen aus Renditeüberlegungen im grossen Stil beim Rückversicherungskonzern einkaufen, so heisst es.

Verhält es sich ähnlich wie in den letzten Jahren, dann machen die Aktien von Swiss Re den Dividendenabgang innerhalb weniger Wochen wieder wett. Ob die Aktionäre auch in Zukunft in den Genuss eines Geldregens kommen, hängt in erster Linie von der Häufigkeit und vom Ausmass zukünftiger Naturkatastrophen ab. Doch selbst auf Basis der ordentlichen Dividende errechnet sich noch immer eine Rendite von knapp 5 Prozent.

 

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