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Der Schweizer Aktienmarkt konnte auch in den vergangenen Tagen wieder Boden gutmachen. Lag der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) vor wenigen Wochen fast fünf Prozent unter dem Stand von Ende Juli, sind es mittlerweile keine zwei Prozent mehr.

Dennoch geht der August im laufenden Jahr wohl als der bisher launischste Börsenmonat in die Geschichte ein. Noch selten lagen Erfolg und Misserfolg so nahe beieinander – wie ein Blick auf die Liste der Gewinner und Verlierer verrät. Wer etwa Aktien von Schaffner im Portefeuille hatte, darf sich freuen. Dank einer grosszügigen Barofferte der amerikanischen TE Connectivity gehen die Valoren mit einem Kursplus von fast 73 Prozent aus dem August hervor. Doch auch mit jenen des Milchverarbeiters Hochdorf (+45 Prozent), der Versandapotheke DocMorris (+27 Prozent) oder des Pharmazulieferers PolyPeptide (+23 Prozent) liess sich gutes Geld verdienen. Diese drei Unternehmen haben übrigens eines gemeinsam: Sie alle gelten als "Fallen Angels" – in Ungnade gefallene einstige Börsenüberflieger.

Bei den Aktionärinnen und Aktionären des Nahrungsmittelergänzungsherstellers Evolva (-47 Prozent), des Pharmaunternehmens Idorsia (-28 Prozent), des Baukonzerns Implenia (-24 Prozent) oder des Solarherstellers Meyer Burger (-24 Prozent) dürfte sich die Freude über die Kursentwicklung der letzten vier Wochen hingegen "in Grenzen halten".

Kursrückgang bei den Aktien von Meyer Burger in den letzten Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Erst kürzlich berichtete ich davon, dass die Liste von Aktien mit neuen Jahrestiefstkursen fast täglich wächst. Es dürfte kein Zufall sein, dass die vier August-Verlierer auf besagter Liste zu finden sind. Nicht weniger interessant ist, dass mit Meyer Burger und Idorsia immerhin zwei der Verlierer zu den zehn meist-leerverkauften Aktien aus der Schweiz zählen.

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Selbst für diese Zeit des Jahres sind die hiesigen Handelsumsätze äusserst mager. Das gilt insbesondere für die drei Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis – aber eben nicht nur. Und würde man bei Nestlé und Novartis die Arbitragetransaktionen zwischen der regulären Handelslinie und der zweiten Handelslinie eliminieren, wären die Umsätze in diesen beiden Aktien sogar noch magerer. Nicht zuletzt auch aufgrund des feiertagbedingten Fernbleibens der Marktakteure aus London vom Montag gingen die hiesigen Handelsumsätze nochmals deutlich zurück. Eine alte Börsenregel besagt, dass steigenden Aktienkursen bei dünnen Umsätzen mit Zurückhaltung zu begegnen sei. Schauen wir mal...

Für die Genussscheine von Roche ging gestern Donnerstag übrigens eine überraschende Abstufung aus London ein. Überraschend deshalb, weil die Valoren der Pharma- und Diagnostikgruppe ja nur ein paar Franken über ihrem Mehrjahrestief notieren.

Doch selbst das hält Analyst Sachin Jain von der Bank of America nicht davon ab, von "Buy" auf "Neutral" zu gehen und das Kursziel auf 290 (zuvor 360) Franken zusammenzustreichen. Seines Erachtens könnten gute Studienergebnisse für das Brustkrebsmittel Enhertu des Rivalen AstraZeneca die Basler bei den eigenen Medikamenten auf diesem Gebiet bis zu 6 Milliarden Franken an Umsatz kosten. Ausserdem rechnet der profunde Branchenkenner über die kommenden 12 bis 18 Monate mit keinen grösseren Impulsen aus der Forschung und Entwicklung.

Was er verschweigt: Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von gerade mal 13 auf Basis der nächstjährigen Schätzungen und einer Dividendenrendite von 3,6 Prozent waren die Valoren von Roche nie günstiger zu haben.

Für gewöhnlich reisst eine Abstufung wie diese den Kurs der betroffenen Aktien um mehrere Prozent nach unten. Nicht so bei den Genussscheinen von Roche gestern Donnerstag. Vielleicht orientierten sich die hiesigen Marktakteure ja an dem, was der Analyst NICHT schrieb...

...vielleicht ging die Abstufung aber auch schlichtweg in der Sensationsberichterstattung rund um die Quartalsberichterstattung der UBS unter. Die mediale Bühne gehörte denn auch schon Tage zuvor der grössten Schweizer Bank.

Gestern Donnerstag erwartete uns Wirtschaftsjournalisten und Börsenkolumnisten eine wahre Flut an Kennzahlen, Informationen zur Zwangsheirat mit der Credit Suisse sowie unzähligen näher oder weiter in die Zukunft gerichteten Aussagen. Dass selbst 24 Stunden nach der Ergebnisveröffentlichung noch kein Analyst sein Bewertungsmodell für die UBS überarbeitet hat, lässt tief blicken. Oder wie Analyst Peter Casanova von Julius Bär festhielt: Die Informationsdichte macht es fast unmöglich, diese auch vernünftig beurteilen zu können.

Höhenflug der UBS-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Einzig der für die Basler Kantonalbank tätige Peter Berger reagierte und stufte die Aktien der Grossbank nach dem Höhenflug der letzten Wochen von "Übergewichten" auf "Marktgewichten" herunter. Sein 23 Franken lautendes Kursziel will aber auch er zu einem späteren Zeitpunkt überdenken.

Meines Erachtens lassen sich die vielen Informationen rund um die Ergebnisveröffentlichung auf ein paar wenige, aber zentrale Punkte reduzieren: Zum einen ist das Kosteneinsparpotenzial zwischen den beiden Banken grösser als bislang gedacht und zum anderen konnte der Abfluss von Kundengeldern bei der Credit Suisse im Laufe des Sommers erfolgreich gestoppt werden.

Wer sich eine Wiederauflage des milliardenschweren Aktienrückkaufprogramms erhofft hatte, wurde enttäuscht. In diesem Zusammenhang gilt jedoch: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Vor den Parlamentswahlen vom Herbst mit üppigen Aktienrückkäufen aufzuwarten, wäre vermutlich wie Hohn für die Politik in Bern und die früheren Credit-Suisse-Aktionäre gewesen. Ich erhoffe mir diesbezüglich erst anlässlich der Jahresergebnisveröffentlichung im kommenden Frühjahr Neuigkeiten und sehe spätestens ab dann nochmals Raum für deutlich höhere Kurse.

Kommen wir an dieser Stelle noch kurz auf Novartis zu sprechen. Seit Montagabend ist klar, dass mit Entresto auch ein Medikament der Basler auf der Liste der zehn verschreibungspflichtigen Präparate zu finden ist, bei welchen die amerikanische Regierung im Rahmen des "Inflation Reduction Acts" tiefere Preise aushandeln will.

Obwohl die Börse im ersten Moment unterkühlt auf die Neuigkeiten reagierte, lassen Analysten im Gespräch mit mir durchblicken, dass es sich dabei bloss um einen Sturm im Wasserglas handelt. Denn eigentlich zeichnet sich ab, dass das bei Herzinsuffizienz zum Einsatz kommende Entresto in den USA schon bald den Patentschutz verlieren könnte. Auch das Unternehmen selber rechnet schon ab Mitte 2025 mit dem Markteintritt günstigerer Nachahmer-Versionen und trägt diesem Umstand auch bei den Mittelfristzielen Rechnung. Einmal mehr gilt: Viel (politischer) Lärm um Nichts...

Nachdem sich in den letzten Tagen zahlreiche Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe mit Zahlenkränzen zu Wort meldeten, verliert die Halbjahresberichterstattung ab der nächsten Woche an Schwung. Der Mist scheint geführt.

Mehr zu den verbleibenden Ergebnissen am kommenden Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

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