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In eigener Sache: Ich bin vom 5. Bis 26. Juli 2014 mit meiner Familie in Übersee im wohlverdienten Urlaub. In dieser Zeit schreibe ich keine Kolumne. Die nächste Ausgabe erscheint am Montag, 28. Juli 2014 um 12:30 Uhr.

Ich wünsche Ihnen jetzt schon eine gute Sommerzeit und freundliche Finanzmärkte.

Ihr cash Insider


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Allen Unkenrufen zum Trotz ist der Schweizer Franken in den letzten Wochen und Monaten weder gegen den Euro noch gegen den Dollar schwächer geworden. Und das obschon die Schuldenkrise in Europa zwar weiter vor sich hinschwelt, für die Finanzmärkte aber schon lange kein Thema mehr ist. Ganz im Gegenteil: Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen europäischer Peripherieländer schmelzen dahin wie Butter an der prallen Sonne. Grund ist die mittlerweile verzweifelte Jagd der Investoren nach Rendite.

Dennoch gestaltet sich die Realität sehr viel nüchterner. Die Staatsverschuldung in Europa steigt und steigt. Spätestens seitdem sich die Märkte für stark verschuldete Staaten wieder geöffnet haben, ist der Reformwillen auf der Strecke geblieben. Als Beispiel muss an dieser Stelle einmal mehr Griechenland herhalten. Denn gemessen an der Wirtschaftsleistung ist das Land so hoch verschuldet wie noch nie. Der Europäischen Zentralbank, ihrem italienischen Vorsitzenden Mario Draghi und seiner verbalen «Bazooka» sei Dank. Man kann den Akteuren an den Devisenmärkten deshalb nicht verübeln, dass sie dem Franken weiterhin die Treue halten, komme was wolle.

Wenig Freude an der Frankenstärke haben unsere exportorientierten Unternehmen. Die ab Mitte Juli anlaufende Quartalberichterstattung dürfte einmal mehr von negativen Wechselkursverschiebungen zeugen.

In einer Strategiestudie wähnen die für Kepler Cheuvreux tätigen Verfasser den Franken jedoch an einem Wendepunkt. Zumindest gegenüber den gängigsten Schwellenländerwährungen habe sich die Situation im zurückliegenden Quartal stabilisiert. Aufgrund einer vorteilhafteren Vergleichsbasis aus dem Vorjahr sei in der zweiten Jahreshälfte nicht nur mit einer weiteren Beruhigung zu rechnen, die Experten halten sogar eine Verbesserung der Situation für wahrscheinlich.

Bankeigenen Schätzungen zufolge werde sich der Dollar gegenüber dem Euro festigen. Schliesslich werde die amerikanische Wirtschaft auch in Zukunft ein über dem Trend liegendes Wachstum aufweisen. Auch die Normalisierung der dortigen Zins- und Geldpolitik werde dem Greenback helfen.

Erst Mitte Juni hätten sich die Vertreter der Schweizerischen Nationalbank einmal mehr für die konsequente Durchsetzung des für den Euro eingeführten Mindestkurses ausgesprochen. Ein schwächerer Euro werde deshalb direkt auf den Dollar durchschlagen, so sind sich die Strategen sicher.

Berechnungen der Experten zufolge erzielen die von ihnen abgedeckten Schweizer Unternehmen durchschnittlich 34 Prozent des Umsatzes in Euro, 28 Prozent in Dollar und 23 Prozent in sonstigen Fremdwährungen. Nach Adam Riese stammen demnach gerademal 15 Prozent des Umsatzes aus dem Heimmarkt.

Zu den Firmen mit dem höchsten in Fremdwährungen anfallenden Umsatzanteil zählen die Studienverfasser AMS und Dufry (mit mehr als zwei Drittel des Umsatzes aus dem Dollarraum), Schmolz + Bickenbach, Geberit und Swiss Life (mit mehr als zwei Drittel des Umsatzes aus dem Euroraum) sowie DKSH (mit mehr als zwei Drittel des Umsatzes aus den Schwellenländern).

Als Gewinner eines schwächeren Frankens bezeichnen die Experten auch Actelion, Swatch Group, Julius Bär und Temenos sowie Straumann und Sonova. Alle diese Unternehmen verfügen über einen hohen Kostenblock im Franken bei einem in keiner Relation dazu stehenden Umsatzbeitrag aus dem Ausland.

An dieser Stelle sei gesagt, dass die Strategen von Kepler Cheuvreux schon seit geraumer Zeit mit einem schwächeren Franken rechnen - bisher allerdings vergeblich. Bleibt abzuwarten, ob sich das Geduldspiel der Experten früher oder später ausbezahlt macht.

Interessant übrigens: Anders als in der Vergangenheit hat der Schweizer Aktienmarkt von seiner Korrelation zur Wechselkursentwicklung eingebüsst. Vermutlich auch deshalb, weil die Kursausschläge an den Devisenmärkten weniger geworden sind.

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In den letzten Wochen trafen aus der Analystengemeinde vor allem atemberaubende Kaufempfehlungen ein. Heute nun öffnet JP Morgan mit einer aggressiven Verkaufsempfehlung für die Namenaktien von Syngenta ein neues Kapitel. In einer Unternehmensstudie senkt der hierzulande wenig bekannte Verfasser seine Anlageempfehlung von „Neutral“ auf „Underweight“. Hohe Wellen wirft vor allem das optisch tiefe Kursziel von neu 250 (340) Franken, lässt sich von diesem doch ein Abwärtspotenzial von nicht weniger als 25 Prozent ableiten.

Ungünstige Witterungsverhältnisse in Nordamerika und Brasilien würden die Geschäftsentwicklung vorübergehend überschatten, so der Experte. Negative Folgen befürchtet er auch vom Trend weg vom Maisanbau hin zu Sojabohnen.

In Erwartung eines verhaltenen Halbjahresergebnisses reduziert der Experte seine Prognose für das diesjährige organische Wachstum von 6 auf 4 Prozent und seine Gewinnschätzungen um bis zu 7 Prozent. Mit seinen neuen Annahmen liegt er um bis zu 16 Prozent unter den jeweiligen Konsensschätzungen.

Eine Ergebnisenttäuschung wird bei Syngenta immer wahrscheinlicher. Immer mehr Experten scheinen dies zu erkennen und ihre Schätzungen mit dem Rotstift zu überarbeiten. Die heutige Verkaufsempfehlung von JP Morgan halte ich für zu harsch, trägt das Kurs- und Bewertungsniveau des Basler Agrarchemieherstellers den vom Experten angesprochenen Risiken und Gefahren heute doch schon weitestgehend Rechnung. Von einem Einstieg rate ich bis nach der Ergebnispräsentation vom 23. Juli dennoch ab.