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Nach ihren heissen Aktienfavoriten gefragt, preisen die Banken, ihre Strategen und Vermögensverwalter seit Wochen stets dieselben Titel zum Kauf an - etwa die des Basler Pharma- und Diagnostikkonzerns Roche, des Laborausrüsters Tecan, der beiden Pharmazulieferer Lonza und Bachem oder jene des Aromen- und Duftstoffherstellers Givaudan.

Das kommt nicht von ungefähr, bieten diese Unternehmen ihren Aktionären in Zeiten der pandemiebedingten Wirtschaftsdelle doch ein Mindestmass an Normalität. Und mehr noch: Mit Ausnahme von Givaudan wird ihnen sogar nachgesagt, sogar noch Profit aus der Coronavirus-Pandemie schlagen zu können.

Der Fantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt, wie sich am Beispiel von Lonza zeigen lässt. Ich schrieb in diesem Zusammenhang kürzlich:

Bei der altehrwürdigen Roche wandten sich Firmenchef Severin Schwan und sein Bereichsleiter Pharma, Bill Anderson, gar an die Öffentlichkeit und versuchten den aus dem Ruder laufenden Hoffnungen wieder Herr zu werden – mit überblickbarem Erfolg.

Ob die Hoffnungen gerechtfertigt sind oder nicht, dürfte sich ab Mitte Juli zeigen, wenn hierzulande die Halbjahresberichterstattung anläuft. Für Überraschungen ist ab dann jedenfalls gesorgt. Nicht nur, dass sich zeigen wird, ob die Vorschusslorbeeren für Roche, Tecan, Lonza, Bachem und Givaudan gerechtfertigt sind, sondern auch, ob viele andere Aktien wirklich zu Recht abgestraft wurden.

Aktien wie jene von Givaudan (rot) oder Lonza (grün) hatten zuletzt etwas Auftrieb (Quelle: www.cash.ch)

Es überrascht deshalb nicht, ist bei uns am Schweizer Aktienmarkt – und nicht nur hier - ein Glaubenskrieg entbrannt. In den letzten Tagen liessen Sektorrotationen die Valoren der fünf genannten Vorzeigeunternehmen von den Höchstkursen zurückfallen, wobei sich die Verluste in der Region zwischen acht (Givaudan) und 15 (Tecan, Bachem) Prozent bewegten.

Am letzten Donnerstag reichte allerdings ein kurzer Wink der amerikanischen Notenbank mit dem Zaunpfahl aus, um das Pendel wieder zurückschlagen und die Kurse dieser Papiere wieder steigen zu lassen.

Wie mir mehrere Quellen aus London berichten, führen mächtige Grossinvestoren die übrigen Marktakteure so richtig vor. Nicht nur, dass sie sich bei den fünf Valoren nahe den Höchstkursen von Titeln getrennt hätten, sie seien auch in den Tagen vor dem Zinsentscheid der amerikanischen Notenbank selektiv wieder aufgesprungen.

Die Dominanz angloamerikanischer Grossinvestoren am Schweizer Aktienmarkt ist erschreckend und zermürbend zugleich. Ich bin überrascht, ist diese Dominanz kein allgegenwärtiges Thema in den hiesigen Finanzmedien. Umso mehr erachte ich es als meine Bestimmung, die Fühler noch viel mehr in Richtung New York und London auszustrecken.

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Wer in der Gesundheitsindustrie etwas auf sich hält, mischt bei der Diagnose oder der Behandlung von am Coronavirus erkrankten Patienten ganz vorne mit. Wie man bei Roche oder Lonza sehen kann, kommt das auch an der Börse gut an.

Allerdings treibt diese Entwicklung immer seltsamere Blüten. So gab der Sensorenhersteller AMS am Freitag bekannt, dass man mit dem deutschen Medizinaltechnikunternehmen Senova und dem amerikanischen Rivalen Jabil an einem hochpräzisen Antikörpertest auf das Coronavirus tüftelt. Dabei kommt der von AMS entwickelte Sensor AS7341L zum Einsatz.

Eine Medienmitteilung zündete bei den AMS-Aktien am Freitag mal eben schnell ein Kursfeuerwerk (Quelle: www.cash.ch)

Die Reaktion der Börse liess nicht lange auf sich warten. Nach einem frühen Rücksetzer auf 14,80 Franken erholten sich die Aktien kräftig. Zeitweise notierten die Papiere gar um sieben Prozent höher, angepeitscht von spekulativen Käufen aus dem Ausland.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich AMS noch immer für unterbewertet halte. Der Apple-Zulieferer zählt denn auch seit wenigen Wochen zu meinen Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2020. Anleger sollten sich aber nicht zu sehr von spekulativen Exzessen wie jenen vom letzten Freitag zum Einstieg verleiten lassen. Gesund ist anders.

 

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