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Am Freitagnachmittag dürften in den Handelsräumen der einen oder anderen Bank die Champagnerkorken geflogen sein. Nicht nur der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI), auch der von Dividendenabgängen belastete Swiss Market Index (SMI) übersprang die bisherige Bestmarke von Anfang Juli. Als Brandbeschleuniger erwies sich die überraschende Leitzinssenkung seitens der chinesischen Zentralbank.

Was dem geübten Auge allerdings auffällt: Die Rekordjagd wurde nicht länger von den drei Indexschwergewichten, sondern eher überraschend von Aktien wie Julius Bär, Credit Suisse oder Adecco angeführt.

Und nicht nur das: Wie mir mehrere voneinander unabhängige Londoner Quellen berichten, haben angelsächsische Grossinvestoren damit begonnen, aus den Papieren europäischer Nahrungsmittel- und Pharmahersteller in jene von Unternehmen aus konjunkturabhängigeren Wirtschaftszweigen umzuschichten.

Noch zeichnet sich zwar kein klarer Trend ab. Gerade aus Schweizer Sicht gilt es diese beunruhigenden Anhaltspunkte aber genauestens im Auge zu behalten. Wenn die ersten acht Monate dieses Jahres nämlich etwas eindrucksvoll gezeigt haben, dann dass die drei Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis darüber entscheiden, in welche Richtung sich die hiesigen Aktienindizes nun entwickeln. Gemeinsam stellen diese Unternehmen beim breit gefassten Swiss Performance Index (SPI) fast die Hälfte der Gesamtkapitalisierung, beim Swiss Market Index (SMI) mittlerweile sogar gut zwei Drittel.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass alleine die Aktien von Nestlé seit Jahresbeginn mehr als 1000 Punkte zum um 1600 Punkte höheren SMI beisteuerten. Gemeinsam mit den Valoren von Roche und Novartis sind es sogar deren 1500 Punkte. Genauso wie sich die Dominanz der drei Schwergewichte für den Schweizer Aktienmarkt in den ersten etwas mehr als acht Monaten als glückliche Fügung erwies, kann sie sich auch rächen - spätestens dann, wenn die ausländischen Milliarden wieder abfliessen.

Die Aktien von Nestlé (rot) im 12-Monats-Vergleich mit dem SMI (grün) (Quelle: www.cash.ch)

Ziehen die mächtigen ausländischen Grossinvestoren auf ihrer Suche nach dem schnellen Geld weiter, haben wir den Salat. Umso mehr, als dass die hiesigen Banken und ihre Strategen dem oft kritisierten "Home-bias" - so nennt man die Vorliebe für heimische Aktien - frönen.

Wo immer man auch hinhört: Wollte bei 80 Franken niemand etwas von den Aktien von Nestlé wissen, rennen ihnen die Banken und ihre Strategen bei Kursen über 110 Franken blind hinterher. Urplötzlich sind die zuvor als "langweilig" und "träge" verschrieenen Indexschwergewichte völlig "en vogue".

Nur um in etwa eine Vorstellung der Relationen zu erhalten: Um einen Rückschlag der gefeierten Papiere von Nestlé um 10 Prozent beim SMI punktemässig auffangen zu können, müsste sich eine UBS, ABB oder Swatch Group nicht weniger als im Kurs verdoppeln.

Mit der Herunterstufung der Aktien von Nestlé von "Buy" auf "Hold" bei einem Kursziel von 120 (zuvor 110) Franken begeht die Deutsche Bank am heutigen Montag einen mutigen Tabubruch. Wie Analyst Gerry Gallagher schreibt, ist er es leid, abermals Veränderungen am Bewertungsmodell vorzunehmen, um zu einem noch höheren Kursziel zu gelangen. Gallagher hält deshalb an den bisherigen durchschnittlich gewichteten Kapitalkosten sowie an den langfristigen Wachstumsschätzungen fest.

Eigentlich müsste dieser Mut belohnt werden. Der Zeitpunkt für die Herunterstufung könnte jedenfalls nicht schlecht gewählt sein - scheint doch auch mir der Kursanstieg bei den defensiven Indexschwergewichten sehr weit fortgeschritten - selbst im Wissen, dass sich Börsentrends meist länger als erwartet halten...

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Wie die renommierte "Financial Times" schon am späten Mittwochabend berichtete, will die UBS ihr Investment Banking einer grundlegenden Reorganisation unterziehen. Allerdings wartet man bis heute vergeblich auf eine offizielle Bestätigung – vielleicht auch, weil der Reorganisation angeblich mehrere hundert Stellen zum Opfer fallen könnten. Einerseits sind solch weitreichende Personalentscheide ziemlich unpopulär, andererseits wirbeln sie in den hiesigen Medien nicht selten viel Staub auf.

Während sich viele Analysten angesichts fehlender Detailinformationen noch bedeckt halten, hat die Handelsabteilung der Berenberg Bank bereits eine klare Meinung. In einem Kommentar begrüssen die dort angesiedelten Autoren jegliche Restrukturierungsmassnahmen.

Wie sie schreiben, waren die Erträge im Investment Banking der UBS in den ersten sechs Monaten dieses Jahre um 16 Prozent rückläufig. Der Vorsteuergewinn brach im Jahresvergleich sogar um über 40 Prozent ein.

Die UBS-Aktien notieren wieder im zweistelligen Frankenbereich (Quelle: www.cash.ch)

Die Autoren sehen deshalb zwar Handlungsbedarf, schliessen jedoch nicht aus, dass Einsparungen auf der Kostenseite zukünftig auch tiefere Erträge zur Folge haben könnten. Ausserdem stellen mögliche Restrukturierungskosten ihres Erachtens die Fortsetzung des Aktienrückkaufprogramms in Frage.

Dennoch würde die UBS mit einer Restrukturierung des Investment Bankings ein wichtiges Zeichen setzen. Bisweilen wurde Konzernchef Sergio Ermotti und seinen Mitstreitern angesichts des schwierigen Branchenumfelds nämlich stets Untätigkeit vorgeworfen.

Umso mehr überrascht mich, dass die Grossbank nicht schon längst öffentlich zu den Medienberichten Stellung genommen hat.

 

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