Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.
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Monat für Monat führt die Bank of America eine Umfrage bei Fondsmanagern und Vermögensverwaltern durch. Mit einer Verzögerung von wenigen Tagen sickern die Ergebnisse dieser Umfrage – diese hat mittlerweile beinahe schon Kult-Status - dann in die Wirtschaftsmedien durch.
Sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich ihrer Sache zu sicher und gehen die Umfrageergebnisse deshalb zu sehr in die eine oder andere Richtung, lässt dies meist auf eine Übertreibung schliessen. Auch die amerikanische Investmentbank selbst macht kein Geheimnis daraus, dass extreme Umfrageergebnisse nicht selten ein zuverlässiger Gegenindikator sind.
Nun stellt sich mir allerdings die Frage, wie die Länderpräferenzen der jüngst befragten Fondsmanager und Vermögensverwalter zu werten sind. Auf die Frage, welchem Aktienmarkt man über die nächsten 12 Monate unbedingt eine überdurchschnittliche Gewichtung im Wertschriftenportefeuille einräumen sollte, schneidet unser Heimmarkt überraschend gut ab. Unter dem Strich gab nicht weniger als ein Viertel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, den Schweizer Aktienmarkt künftig übergewichten zu wollen. Nur die Londoner Börse erhielt in der aktuellsten Umfrage noch mehr Zuspruch.
Noch im Frühsommer präsentierte sich uns ein ganz anderes Bild. Damals wurde der Schweizer Markt bei den Länderpräferenzen noch die undankbare Rolle des Schlusslichts zuteil. Nicht weniger als ein Drittel der Befragten gaben an, dem Schweizer Aktienmarkt unbedingt eine unterdurchschnittliche Gewichtung einräumen zu wollen. Diese Ehre wird nun der Frankfurter Börse zuteil.
Rückblickend gab die Umfrage vom Mai den Startschuss für eine Aufholjagd des Swiss Market Index (SMI) auf andere europäische Börsenbarometer, die ihresgleichen sucht. Das wiederum unterstreicht die Bedeutung extremer Umfrageergebnisse als zuverlässiger Gegenindikator. Demnach müsste der zuletzt grosse Zuspruch für den Schweizer Aktienmarkt eigentlich zur Vorsicht mahnen...
Interessant ist übrigens, dass die in London niedergelassenen Strategen der Bank of America um den Chefdenker Sebastian Rädler den Heimmarkt nunmehr schon seit gut drei Jahren in der Favoritenrolle wähnen und ihm eine überdurchschnittliche Gewichtung in ihren Kundenportefeuilles beimessen. Andere europäische Börsenplätze schnitten in dieser Zeit deutlich besser ab – blieb der von Rädler und seinen Mitstrategen befürchtete Börseneinbruch bisher doch aus. Interessant ist auch, dass der amerikanische Fondsriese Capital Group jüngst gleich bei mehreren Unternehmen aus der Schweiz als Verkäufer von Aktien in Erscheinung getreten ist.
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Bleiben wir doch gleich beim Schweizer Aktienmarkt. Vor wenigen Tagen berichtete ich im Insider Briefing davon, dass der für die Bank Julius Bär tätige Markttechnikexperte Mensur Pocinci sowohl beim SMI als auch beim SMI Midcap Index (SMIM) nach dem Rücksetzer von Anfang August die Reissleine zog und von "Bullish" auf "Neutral" ging.
Wer nun denkt, dass Pocinci und sein Abteilungskollege Markus Wachter bei ihrem "Swiss Equities Portfolio" auf diese Worte auch Taten folgen lassen, der irrt. So wurden die beiden Experten nicht nur bei BB Biotech, sondern auch bei Landis+Gyr, Ems Chemie, Geberit und Sika mit Kursverlusten ausgestoppt. Für den Verkaufserlös machten sie jedoch einen Grosseinkauf und lachen sich zeitnah Aktien von Sonova, PSP, Straumann und Zurich Insurance an.
Kursbilanz des SMI mit Dividenden-Korrektur seit Januar (Quelle: www.cash.ch)
Durch die Zukäufe fällt die taktische Liquiditätsquote von knapp 9 auf weniger als 3 Prozent. Folglich sind Pocinci und Wachter im Rahmen ihres Musterportfolios zu mehr als 97 Prozent investiert. Ich zähle mehr als 20 verschiedene Titelpositionen.
So sehr ich die Arbeit der beiden Markttechnikexperten auch schätze, kommt für mich die kürzlich vollzogene Herunterstufung von SMI und SMIM etwas mit Blick auf die Zusammensetzung des "Swiss Equities Portfolio" gar halbherzig daher. Mittlerweile liebäugeln Pocinci und Wachter eigenen Angaben zufolge sogar wieder mit einer Heraufstufung der beiden Börsenbarometer auf "Bullish", wobei das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Harren wir deshalb doch der Dinge, die da noch kommen mögen.
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