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Bei den Aktionären der UBS macht sich Ernüchterung bemerkbar. Nach mehreren Ergebnisüberraschungen in Folge legte die in Zürich beheimatete Grossbank gestern einen schwächer als erhofften Zahlenkranz vor. Insbesondere im Wealth Management wurden die Konsensschätzungen ziemlich deutlich verfehlt.

War das Wealth Management in den ersten sechs Monaten noch ein Garant für einen höher als erwarteten Ergebnisbeitrag, so blieb das erklärte Kerngeschäft den Erwartungen im zurückliegenden dritten Quartal vieles schuldig. Auf Stufe Vorsteuergewinn wurden die Konsensschätzungen um knapp 15 Prozent verfehlt und auch der Nettoneugeldzufluss fiel nur halb so hoch wie erwartet aus.

Gleichzeitig wurde bekannt, dass die Finma eine zusätzliche Eigenkapitalunterlegung von Risikoaktiven für Rechtsfälle und ähnliche Ereignisse verfügt. In diesem Zusammenhang wird sich die ansonsten ansehnliche Kernkapitalquote (Tier 1) im laufenden vierten Quartal um 130 Basispunkte schmälern und das bis Ende 2015 definierte Ziel für die Eigenkapitalrendite um mindestens 12 Monate verzögern.

Seit gestern Nachmittag gingen zahlreiche Anfragen bei mir ein, ob die Aktien der UBS nach dem jüngsten Kursrückschlag wieder ein Kauf seien. Interessanterweise klopften sogar Mitarbeiter der Grossbank bei mir an, was mich natürlich ehrt.

Zumindest in Analystenkreisen wird die gestrige Ergebnisenttäuschung heruntergespielt. Gemäss dem für Macquarie tätigen Experten ist die UBS im zurückliegenden dritten Quartal bloss gestolpert, nicht aber hingefallen. Schliesslich handle es sich um die erste Ergebnisenttäuschung in diesem Jahr. Ausserdem erkläre sich zumindest ein Teil der Differenz zwischen dem effektiven Ergebnis und den Konsensschätzungen mit buchführungsbedingten Sonderfaktoren. Die Aktien werden beim australischen Bankinstitut deshalb unverändert mit «Outperform» und einem Kursziel von 20,50 Franken zum Kauf empfohlen.

Auch sein für Goldman Sachs tätiger Experte bleibt auf Kuschelkurs mit den Firmenverantwortlichen der UBS. Er habe ein schwaches drittes Quartal befürchtet, so schreibt der Experte in einem Kommentar. Die langfristigen Aussichten hält er dennoch für intakt. Dasselbe gilt für die Investmentthese, weshalb die Aktien der Grossbank bei Goldman Sachs auf der «Conviction Buy List» behalten werden. Nach einer vernachlässigbaren Abwärtsrevision der zukünftigen Gewinnreihen lautet das 12-Monats-Kursziel neu 25,10 (25,70) Franken.

Der Bankenanalyst von JP Morgan rät der eigenen Anlagekundschaft von Gewinnmitnahmen ab. Auch wenn sich solche bei den Aktien der UBS nach der gestrigen Ergebnisenttäuschung und der seit Jahresbeginn überdurchschnittlich starken Kursentwicklung geradezu aufdrängen würden. Die Grossbank befinde sich weiterhin in einer erfolgreichen Transformation in Richtung eines reinen Vermögensverwalters und verfüge bei den Universalbanken über die stärkste Eigenkapitalbasis. Daran ändere sich vorerst nichts. JP Morgan empfiehlt die Aktien unverändert mit «Overweight» und einem Kursziel von 21 Franken zum Kauf.

Es gibt mittlerweile zwar auch andere Wortmeldungen wie die von Merrill Lynch oder dem Aktien-Research von Standard & Poor's. Beide Institute stufen die Papiere der UBS von «Buy» auf «Neutral» respektive «Hold» zurück und kürzen ihre Kursziele. Eine überwältigende Mehrheit der Analysten schlägt nach gestern allerdings versöhnliche Töne an und bekräftigen ihre Kaufempfehlungen.

Meines Erachtens muss die UBS den Beweis erst noch antreten, dass es sich bei der Ergebnisenttäuschung im Wealth Management um einen einmaligen Ausrutscher handelt. Die Angst vor strukturell bedingtem Druck auf die Bruttomarge ist nicht unbegründet. Bis jetzt halten sich die Gewinnschätzungsreduktionen aus der Analystengemeinde in Grenzen. Bringt die Schweizer Grossbank das zukünftige Kerngeschäft nicht schnell wieder auf Vordermann, drohen aber nicht nur bei den Gewinn- sondern möglicherweise erstmals auch bei den Dividendenschätzungen Abwärtsrevisionen.

Bis Klarheit über die Dividendenaussichten herrscht, rate ich bei den Aktien der UBS zu abwartenden Haltung.

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Noch bis vor wenigen Monaten stand Schindler hoch in der Gunst der Anleger. Nach mehreren Umsatz- und Gewinnwarnungen in Folge hat der Innerschweizer Hersteller von Aufzügen und Rolltreppen den Status als Börsenliebling fürs erste jedoch verspielt.

In einer Branchenstudie schlägt Barclays Capital dementsprechend vorsichtige Töne an. Der Studienverfasser nimmt die Erstabdeckung der Valoren von Schindler mit «Equal Weight» und einem Kursziel von gerade einmal 120 Franken auf.

Zwei von drei Aufzügen weltweit würden mittlerweile in China installiert. Seit der Jahrtausendwende sei dieser Markt jährlich um 22 Prozent gewachsen. Der Experte befürchtet nun eine zukünftige Wachstumsverlangsamung. Gleichzeitig strebe nahezu jeder grössere Anbieter in der Volksrepublik die Marktführerschaft an. Über die kommenden Jahre würden Überkapazitäten im Umfang von 30 Prozent aufgebaut, was sich früher oder später in den Absatzpreisen niederschlagen werde.

Der bei Schindler geplante Ausbau des höhermargigen Servicegeschäfts werde nicht ausreichen, um diesen Preisdruck mittelfristig aufzufangen. Und tatsächlich könnten auch die schon seit Monaten vorangetriebenen Expansionspläne in Asien zu einem Bumerang für die Innerschweizer werden. Die Valoren drängen sich in meinen Augen vorerst nicht auf, kürzlich ins Leben gerufenes Aktienrückkaufprogramm hin oder her.