Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Schauen Sie sich doch auch das Tracker Zertifikat auf die Schweizer Aktienfavoriten des cash Insider an.

+++

Seit gestern Mittwoch ist bekannt: Kohlberg Kravis Roberts, kurz KKR, zieht sich ganz aus dem Aktionariat von SoftwareOne zurück. Der amerikanische Finanzinvestor zählte beim Anbieter von Software- und Cloud-Lösungen schon vor dessen Börsengang von vor zwei Jahren zum harten Kern. Es ist rückblickend ein Ausstieg in Raten – wenn auch mit einem eher etwas überraschenden Ende.

Es sollte nicht der einzige Paketverkauf seitens eines Finanzinvestors bleiben. Auch bei anderen Firmen wie etwa Stellantis oder Asos machten Private Equity Firmen an diesem Tag Kasse.

Geht es nach den Autoren eines 63 Seiten starken Strategiepapiers aus dem Hause Morgan Stanley, dann dürften Finanzinvestoren aus der Private Equity Industrie künftig vielmehr als Käufer und nicht als Verkäufer europäischer Unternehmen in Erscheinung treten. Chefstratege Graham Secker und seine Mitarbeiter sehen eine regelrechte Übernahmewelle über den alten Kontinent hereinbrechen.

Aus diesem Anlass haben sie eine Liste mit 50 möglichen Übernahmezielen für Finanzinvestoren zusammengestellt. Aufnahmekriterium ist neben einer tiefen Bewertung auch eine attraktiv hohe Cashflow-Rendite.

Die Ausbeute fällt aus Schweizer Sicht einmal mehr ziemlich ernüchternd aus. Mit dem Stellenvermittler Adecco, dem Uhrenhersteller Swatch Group und dem Zementproduzenten Holcim sind gerade einmal drei Vertreter aus der Schweiz zu finden.

Die höchste Free-Cashflow-Rendite weist Holcim mit 7,5 Prozent auf, gefolgt von der Swatch Group mit 6,5 Prozent und Adecco mit 6,1 Prozent.

Gerade Holcim wäre schon ein ziemlicher Brocken. Den jüngsten Kursverlusten zum Trotz wird der Weltmarktführer aus dem steuergünstigen Zug an der Börse nämlich noch immer mit knapp 32 Milliarden Dollar bewertet. Die beiden anderen Schweizer Grossunternehmen bringen zwischen 8 und 9 Milliarden Dollar auf die Waage.

Kursentwicklung der Aktien von Holcim (rot), Adecco (grün) und Swatch Group (gelb) über die letzten fünf Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Zumindest bei der Swatch Group hätte aber die Aktionärsgruppe um die Erbengemeinschaft des verstorbenen Patrons Nicolas Hayek ein entscheidendes Wort mitzureden. Gemeinsam mit der Pensionskasse des Uhrenherstellers und der Ammann Gruppe halten die Familienaktionäre gut 42 Prozent der Stimmen.

Holcim wird hingegen auf brutalste Weise von der – wenn auch französischen – Vergangenheit eingeholt. Während in Frankreich wegen der unrühmlichen Rolle der ehemaligen französischen Lafarge von 2014 in Syrien ein Prozess gegen den Zementhersteller läuft, ermittelt nun auch das amerikanische Justizministerium. Und wer die Amerikaner kennt, der weiss: Es könnte durchaus teuer werden. Gar von einer drohenden Strafzahlung in Milliardenhöhe wegen des Vorwurfs der Terrorfinanzierung ist die Rede. Das wiederum könnte potenzielle Interessenten eher abschrecken.

Was die finanziellen Möglichkeiten von Private Equity Unternehmen anbetrifft, berichtete ich kürzlich von einer Erhöhung der Aktienprognosen durch die Credit Suisse und schrieb:

Im Wissen, dass sich die gigantische Summe von 1700 Milliarden Dollar am Spielfeldrand warmläuft, nur um bald eingewechselt zu werden, dürfen sich selbst grosse Unternehmen nicht länger in falscher Sicherheit vor Übergriffen aus der Private Equity Industrie wiegen. Keine schlaflosen Nächte wird man sich in den Chefetagen von stolz bewerteten Unternehmen machen müssen. Denn nichts schützt besser vor einem unfreundlichen Übernahmeversuch als eine hoch bewertete Aktie...

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.