Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Schauen Sie sich doch auch das Tracker Zertifikat auf die Schweizer Aktienfavoriten des cash Insider an.

+++

332 Milliarden Franken – diese gigantische Summe bringt Nestlé momentan an der Börse auf die Waage. Im letzten Jahr setzte der Nahrungsmittelkonzern aus Vevey mehr als 84 Milliarden Franken um. Kein anderes hierzulande kotiertes Unternehmen kann den Waadtländern auch nur annähernd das Wasser reichen.

In Börsenkreisen wird Nestlé denn auch gerne mit einem riesigen und deshalb trägen Öltanker verglichen. Unnötig zu erwähnen, dass im gleichen Atemzug nicht selten auch der Begriff "langweilig" fällt.

Zu Unrecht, wie ich finde. Denn wie seit Ende April bekannt ist, steigerte der Nahrungsmittelkonzern den Umsatz im ersten Quartal unter Ausklammerung von ergänzenden Firmenübernahmen und Wechselkurseffekten um ansehnliche 7,7 Prozent. Das ist der höchste solche Wert seit fast zehn Jahren.

Doch es soll noch besser kommen. In einem mir aus London zugespielten Kommentar der britischen Barclays traut Autor Warren Ackerman den Waadtländern im laufenden Quartal gar ein organisches Umsatzwachstum in Höhe von 8,3 Prozent zu. Das wäre neuer Rekord.

Wenn Nestlé am frühen Morgen des 29. Juli das Halbjahresergebnis vorlegt, rechnet Ackerman deshalb auch gleich mit einer Erhöhung der diesjährigen Umsatzvorgaben. Er sieht den Nahrungsmittelkonzern neuerdings ein organisches Wachstum von 5 Prozent oder mehr anstreben.

Kursentwicklung der Nestlé-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Für den Barclays-Analysten gehören die mit "Overweight" und einem Kursziel von 125 Franken empfohlenen Aktien deshalb als Kernanlage in jedes Wertschriftenportefeuille.

Ich bin rückblickend überrascht, wie gleichgültig die Börse auf die erfreulich starken Quartalsumsatzzahlen von Ende April reagierte. Zugegeben: Die Umsatzentwicklung ist das eine, was unter dem Strich als Gewinn hängenbleibt, etwas völlig anderes.

Und da muss Nestlé den Beweis antreten, die zuletzt gestiegenen Herstellkosten auf die Abnehmer überwälzen zu können. Dass das einfacher gesagt als getan ist, zeigt eine Gewinnwarnung des amerikanischen Rivalen Campbell Soup.

Ich schrieb am vergangenen Dienstag zu diesem Thema:

Dennoch bleibe ich optimistisch für die Nestlé-Aktien. Fantasie geht nämlich auch vom L'Oréal-Paket aus. Erst kürzlich stiess der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst Patrick Schwendimann die Diskussion um die Zukunft dieser Beteiligung wieder an. Denn obwohl das Aktienpaket mittlerweile fast 58 Milliarden Franken wert ist, führen es die Waadtländer bloss mit 9 Milliarden Franken in der Bilanz auf. Schwendimann fordert einen Teilverkauf und ergänzende Firmenübernahmen oder ein weiteres Aktienrückkaufprogramm aus dem Erlös.

Im Wissen, dass die Aktien von L'Oréal mit einem Plus von 27 Prozent seit Jahresbeginn die um gerade mal 11 Prozent höheren Valoren von Nestlé in den Schatten stellen, ist das gar nicht mal eine so schlechte Idee. Oder noch besser: Weshalb werden die Aktien nicht einfach als Sachdividende den Aktionärinnen und Aktionären ausgeschüttet? So kann jeder selber für sich entscheiden, ob er an diesen festhält oder nicht.

Letzte Woche warf mit Jeff Stent von BNP Paribas der letzte pessimistische Analyst sein Handtuch. Auch das lässt vermuten, dass Nestlé im zweiten Quartal alles bisher gesehene in den Schatten stellen könnte. Mir soll das nur recht sein, sind die Aktien doch fester Bestandteil meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2021.

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.