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Ich bin zutiefst beeindruckt davon, wie wacker sich grosse und kleine Publikumsgesellschaften aus der Schweiz im Schlussquartal letzten Jahres geschlagen haben. Egal wohin man auch schaut, übertreffen die Zahlenkränze selbst die kühnsten Erwartungen. Es ist, als hätte es die zweite Pandemiewelle nie gegeben.

Und darf man den Banken und ihren Volkswirten Glauben schenken, dann steht uns das Beste erst noch bevor. 2021 verspricht gar zum Jahr der konjunkturellen Belebung zu werden.

Gestern Dienstag erhöhte der Internationale Währungsfonds (IWF) die diesjährigen Wachstumsprognosen. Am Bruttoinlandprodukt gemessen werde die Weltwirtschaft im Jahresvergleich um 5,5 (zuvor 5,2) Prozent wachsen, so lässt man durchblicken. Die Volkswirte der UBS gehen gar von einem Wachstum von mehr als 6 Prozent aus.

Die für Schweizer Nebenwerte verantwortlichen Analysten der Grossbank haben deshalb keine Kosten und Mühen gescheut. In einem 29 Seiten starken Strategiepapier gehen sie der Frage nach, welche der von ihnen mitverfolgten Unternehmen als Gewinner aus einer derart kräftigen Belebung hervorgehen könnten. Bei ihren Erhebungen stützen sich die Autoren um Sebastian Vogel und Jörn Iffert auf Datenmaterial vergangener Tage ab. Im Vordergrund steht dabei die Umsatzveränderung im Vergleich mit der Entwicklung des Bruttoinlandprodukts.

Die Goldmedaille in der Disziplin "Aufschwung weltweit" geht an U-blox, wobei den Halbleiterhersteller aus Thalwil wohl kaum jemand auf dem Radar gehabt haben dürfte. Zuletzt machte das Unternehmen mit einem misslungenen Versuch für Schlagzeilen, sich mit dem britischen Rivalen Telit Communications zusammenzuschliessen.

Höhenflug der U-blox-Aktien seit Ende Oktober (Quelle: www.cash.ch)

In die Medaillenränge schaffen es auch der Automobilzulieferer Komax sowie Interroll, ein Anbieter von Logistiklösungen. Und das nicht ohne Grund, wie die seit gestern Dienstag bekannten Umsatz- und Bestellungseingangszahlen sehr eindrucksvoll zeigen. Beide Firmen fegten die entsprechenden Analystenerwartungen regelrecht weg und wurden von der Börse mit deutlich höheren Kursnotierungen bedacht.

Die ersten Unternehmen, bei denen die UBS-Analysten die Aktien auch offiziell zum Kauf anpreisen, folgen mit den Halbleiterzulieferern Inficon und Comet auf den Plätzen sieben und neun sowie dem Schaffhauser Industrie-Urgestein Georg Fischer auf dem zehnten Platz.

Es dürfte mehr als bloss ein Zufall sein, dass Aktien wie jene von Inficon, Komax oder Interroll nicht nur auf der Rangliste der UBS, sondern auch auf der Liste der diesjährigen Börsengewinner zu finden sind – selbst wenn das Aktienjahr 2021 eben erst begonnen hat.

Die Kursentwicklung der Aktien von Komax (rot) und Interroll (grün) zeigen steil nach oben (Quelle: www.cash.ch)

Ob die genannten Aktien selbst jetzt noch kaufenswert sind, darüber dürfte nicht zuletzt der weitere Konjunkturverlauf entscheiden. Eine hohe Abhängigkeit des Tagesgeschäfts von der Wirtschaftsentwicklung kann nämlich Fluch und Segen zugleich sein. Kommt hinzu, dass man sich bei vielen dieser Unternehmen quasi zu Höchstkursen einkaufen müsste.

Ich muss den Autoren des Strategiepapiers an dieser Stelle einmal mehr ein grosses Kränzchen winden. In den letzten zwei Jahren schafften sie es immer wieder, mich mit überraschenden Erkenntnissen zu verblüffen.

Eine Pflichtlektüre bleibt ein Strategiepapier vom Sommer 2019. Darin gingen die UBS-Analysten der Frage nach, welche kleinen und mittelgrossen Schweizer Unternehmen in den letzten Jahren die meisten Aktionärswerte schufen. Aus meiner Sicht für langfristig orientierte Anleger DER entscheidende Erfolgsfaktor. Und nicht weniger wichtig: Die Autoren verrieten bei dieser Gelegenheit auch gleich, welche Firmen kontinuierlich Aktionärswerte vernichteten.

 

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