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Als die Zürcher Kantonalbank gestern Montag die Aktien von Novartis von "Übergewichten" auf "Marktgewichten" abstraften, staunte ich nicht schlecht. Denn eigentlich trennen die Valoren des Basler Pharmakonzerns noch immer knapp 13 Franken zum rechnerischen fairen Kurs, den da der zuständige Analyst Laurent Flamme mit 103,50 Franken angibt.
Flamme begründet seine Abstufung denn auch damit, dass im Zuge der geplanten Abspaltung von Sandoz Aktionärswerte im Umfang von bis zu 7,50 Franken je Aktie des Mutterhauses verloren gehen könnten. Der rechnerische faire Wert läge dann noch bei rund 96 Franken.
Die ursprüngliche Kaufempfehlung des Analysten für die Aktien von Novartis geht übrigens auf Mitte Juni letzten Jahres zurück, als diese noch um die 84 Franken kosteten. Damals war von einem fairen Wert von 95 Franken die Rede.
Kurszerfall der Schweiter-Aktien in den letzten Jahren (Quelle: www.cash.ch)
Ebenfalls gestern Montag zog sein Abteilungskollege Philipp Gamper bei den Valoren von Schweiter Technologies die Reissleine. Nach einschneidenden Gewinnschätzungsreduktionen lautet der faire Wert neuerdings noch 700 (zuvor 870) Franken. Gamper hält eine Kaufempfehlung daher nicht mehr für gerechtfertigt und geht von "Übergewichten" auf "Marktgewichten". Dieser Schritt erstaunt insofern, als dass der Analyst die Valoren des Windkraftzulieferers in den letzten Jahren bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum Kauf anpries. In der Spitze wurde der faire Wert einst mit bis zu 1850 Franken angegeben. Von solchen Kurssphären lässt sich aus heutiger Sicht bloss träumen.
In den vergangenen 36 Stunden sind am Schweizer Aktienmarkt weitere teils überraschende Umstufungen eingegangen. Der UBS-Analyst Sebastian Vogel etwa haucht den Valoren von Galenica mit einer Heraufstufung von "Neutral" auf "Buy" bei einem 12-Monats-Kursziel von 78 (zuvor 76) Franken neues Leben ein. Seines Erachtens geht der Kurszerfall der letzten Monate zu weit. Mich überrascht die Kaufempfehlung vor allem deshalb, weil der Medikamentenlogistiker an der Börse schon seit Jahren fast so etwas wie ein Mauerblümchen-Dasein fristet.
Bei Bernstein Research nutzen die Autoren um den Analysten Bruno Monteyne hingegen eine 49 Seiten starke Studie über die europäischen Nahrungsmittelhersteller, um die Namenaktien von Lindt&Sprüngli von "Market Perform" auf "Outperform" heraufzustufen. Und das, obwohl die Valoren keine fünf Prozent vom überarbeiteten Kursziel von 110'000 (zuvor 100'000) Franken mehr trennen.
Der Grund für den neugewonnenen Optimismus: Bei den meisten anderen europäischen Nahrungsmittelaktien machen die Bernstein-Analysten gar Raum für rückläufige Kurse aus. Auch an der Börse gilt: Unter den Blinden ist der Einäugige König.
Ich könnte mir übrigens gut vorstellen, dass uns weitere überraschende Umstufungen erwarten könnten. Mal schauen, was die nächsten Tage so für uns auf Lager haben.
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Seit der Veröffentlichung des Halbjahresergebnisses gleicht die Aktienkursentwicklung bei Dufry einer Achterbahnfahrt. Dass Bewegungen von mehreren Prozent an der Tagesordnung sind, dürfte auch mit den vielen ausstehenden Derivaten auf die Valoren des Handelskonzerns aus Basel zu tun haben.
Vielleicht erklärt das, weshalb sich der Norwegische Staatsfonds in den Aktien tummelt. Die Skandinavier waren im Zuge der Kapitalerhöhung rund um die milliardenschwere Autogrill-Übernahme auf ihrem Stimmenanteil verwässert worden. Nun haben sie diesen wieder auf über drei Prozent erhöht – nur um sich gleich danach wieder von Titeln zu trennen. Die Entstehung der Meldepflichten geht auf die Tage nach der Ergebnisveröffentlichung zurück.
Kursentwicklung der Aktien von Dufry in den letzten Wochen (Quelle: www.cash.ch)
Eigentlich wird dem Norwegischen Staatsfonds ja nachgesagt, dass er sein Vermögen indexnah investiert. Dieses Hin-und-Her bei Dufry hinterlässt jedoch einen völlig anderen Eindruck.
In Analystenkreisen stiess die Ergebnisveröffentlichung übrigens vorwiegend auf positive Resonanz. Der Flugverkehr belebt sich stärker als erwartet und mit ihm auch das Passagieraufkommen. Das wiederum lässt auch bei Dufry die Kassen klingeln. Ausserdem erweist sich die Angst vor einem Verlust von Verkaufslizenzen an spanischen Flughäfen an andere Anbieter rückblickend als unbegründet. Die Basler konnten sämtliche Neuausschreibungen für sich entscheiden – auch wenn man sich zu den jeweiligen Konditionen in Schweigen hüllt...
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