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Schweizer Börse: Es treffen geradezu spektakuläre Aktienumstufungen ein

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Die Quartalsberichterstattung sorgt auch bei den Aktienempfehlungen für Auswüchse. Nicht nur für Temenos und Novartis treffen spektakuläre Umstufungen ein. - Und: Leerverkäufer bei Idorsia im Freudentaumel.

26.04.2023   11:45
Von cash Insider
Das Novartis-Logo am Eingang des Hauptsitzes.

Das Novartis-Logo am Eingang des Hauptsitzes.

Quelle: Bloomberg

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Auch bei uns am Schweizer Aktienmarkt wirbelt die Unternehmensberichterstattung fürs zurückliegende erste Quartal die Kurse ganz schön durcheinander. Selbst träge Schwergewichte wie Novartis sind vor grösseren Ausschlägen nicht länger gefeit. Mit ihren Umstufungen und Kurszielanpassungen schütten die Aktienanalysten ihrerseits kräftig Öl ins lodernde Börsenfeuer.

So etwa eben bei Novartis zu beobachten: Obwohl die Aktien des Pharmakonzerns aus Basel bereits gestern Dienstag mit satten Kursgewinnen bedacht wurden, stuft sie Analyst Emmanuel Papadakis von der Deutschen Bank von "Hold" auf "Buy" herauf. Und um seiner neugewonnenen Zuversicht den nötigen Nachdruck zu verleihen, erhöht er das Kursziel auf 105 (zuvor 80) Franken. Papadakis trägt damit einerseits der überraschenden Erhöhung der diesjährigen Finanzziele, andererseits aber auch den vielversprechenden Studienergebnissen zum Brustkrebsmittel Kisqali Rechnung.

Spektakulär ist diese Heraufstufung nicht zuletzt deshalb, weil die Deutsche Bank bis vor etwas mehr als drei Wochen sogar mit einem Kursziel von gerade einmal 70 Franken zum Verkauf riet.

Kursentwicklung der Aktien von Novartis seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Nicht weniger spektakulär geht es in einer Unternehmensstudie von Bryan Garnier zu Temenos zu und her. Darin geht der Autor Gregory Ramirez – für mich eher überraschend – von "Sell" auf "Buy". Nach dem deutlich besser als erwartet ausgefallenen ersten Quartal beziffert er das Kursziel neuerdings auf 78 (zuvor 59) Franken.

Die Lizenzeinnahmen seien prozentual zweistellig gewachsen und die Kosten seien fest im Griff, wie Ramirez schreibt. Er hält die Angst vor einer Eintrübung des Branchenumfelds für übertrieben und lobt die operativen Fortschritte unter dem interimistischen Firmenchef Andreas Andreades. Andere Berufskollegen sind da vorsichtiger und führen den deutlich höher als erwartet ausgefallenen Quartalsgewinn zumindest teilweise auf einmalige Faktoren zurück.


Bei den Aktien von Idorsia zieht hingegen Vontobel-Analyst Stefan Schneider entnervt die Reissleine. Er stuft die Aktien von "Buy" auf "Hold" herunter und streicht das Kursziel auf 12 (zuvor 25) Franken zusammen. Seines Erachtens wird das Pharmaunternehmen nicht länger um eine verwässernde Kapitalerhöhung herumkommen. Angesichts des Zeitdrucks befinde man sich gegenüber möglichen Partnern aus der Pharmaindustrie in Sachen Auslizenzierung nämlich in einer schwachen Verhandlungsposition. Auch am schleppenden Absatz mit dem Schlafmittel Quviviq stösst sich der Pharmaanalyst ganz offensichtlich.

Schneider pries die Idorsia-Aktien über Jahre hinweg zum Kauf an. In der Spitze lag das Kursziel einst sogar mal bei 35 Franken. Umso mehr überrascht nun sein Handtuchwurf.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Unternehmensberichterstattung in den nächsten Tagen und Wochen weitere aufsehenerregende Aktienumstufungen oder Kurszielanpassungen nach sich ziehen könnte. Mehr dazu dann jeweils schon morgens vor Börsenbeginn im Insider-Briefing.

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Apropos Idorsia: Gestern Dienstag waren die Aktien des Pharmaunternehmens aus Allschwil in der Börseneröffnung für weniger als 8 Franken zu haben. Es ist dies ein neuer Tiefpunkt in der eigentlich vielversprechenden Firmengeschichte, welche im Frühsommer 2017 mit der Abspaltung von Actelion ihren Anfang fand.

Wie der Zahlenkranz verrät, haben die Baselbieter zwischen Januar und März weitere 234 Millionen Franken "verbrannt". Im Zuge dessen schmolz die Liquidität auf zuletzt 212 Millionen Franken zusammen.

Dass Idorsia dringend zusätzliche Gelder benötigt, ist nicht neu. Doch nun scheint Eile geboten. Wie der Finanzchef André Muller an der Analystenkonferenz einräumte, muss die Finanzierung spätestens in sechs Wochen stehen. Selbst eine für die bisherigen Aktionärinnen und Aktionäre verwässernde Kapitalerhöhung wird nicht mehr kategorisch ausgeschlossen.

Kursdebakel bei den Idorsia-Aktien in den letzten Tagen (Quelle: www.cash.ch)

Das dürfte wie Musik in den Ohren der Leerverkäufer klingen. Sie wissen nämlich: Je tiefer sie die Kurse jetzt noch zu drücken vermögen, desto mehr neue Aktien muss das Unternehmen ausgeben, um die Finanzierungslücke schliessen zu können.

Für Wasser auf die Mühlen der Leerverkäufer sorgen am frühen Mittwochmorgen neben Vontobel auch die Credit Suisse sowie die Deutsche Bank. Die Deutsche Bank geht von "Hold" auf "Sell" mit einem Kursziel von 7 (zuvor 13) Franken und die Credit Suisse von "Neutral" auf "Underperform" bei einem Kursziel von 6 (zuvor 12,50) Franken.

Will man Wortmeldungen aus dem Handel Glauben schenken, dann wird noch immer mit jeder fünften ausstehenden Aktie – sprich mit 20 Prozent aller Titel - auf rückläufige Kurse spekuliert. Bei einem geschätzten Drittel davon dürfte es sich um Absicherungstransaktionen seitens von Wandelanleihegläubigern und nicht um spekulative Positionen handeln.

Wie der für die Basler Kantonalbank tätige Analyst Elmar Sieber schreibt, kommt die Aussage, dass man bei Idorsia neuerdings auch eine Kapitalerhöhung in Betracht zieht, für viele vermutlich überraschend. Er folgert daraus, dass die anderen Optionen – etwa ein Verkauf künftiger Lizenzeinnahmen – nicht oder noch nicht spruchreif sind. Angesichts dieser Unsicherheiten bezüglich der Modalitäten einer erneuten Kapitalaufnahme reduziert Sieber sein Kursziel für die mit "Marktgewichten" eingestuften Aktien auf 9 (zuvor 10,50) Franken.

Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass sich Idorsia quasi in letzter Minute doch noch mit einem eleganten Befreiungsschlag aus den Fängen der Leerverkäufer befreien kann...

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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1 Kommentar

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peterkeller

Tja lieber Insider, bezüglich Idorsia befürchte ich eher, das angesichts der mageren Pipeline selbst eine Kapitalerhöhung nur ein Tropfen auf den heissen Stein ist. Man hat sich im Management wohl gründlich verkalkuliert mit einem "me too" Produkt (=Quviviq) in einen bereits mit zwei gleichen Produkten gesättigten Markt zu begeben....der notabene sehr schmal ist.

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