Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.
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Grössere Kursbewegungen bei dünnen Handelsvolumen und eine Nachrichtenflaute. In etwa so liesse sich das hiesige Börsengeschehen der letzten Tage zusammenfassen – wobei das eine bekanntlich mit dem anderen einhergeht. Und noch etwas fällt auf: Für diese Zeit des Jahres war die Nachrichtendichte ganz schön hoch.
Die mediale Bühne gehörte dabei ganz der schwedischen Cevian Capital. Der für seine aktive Einflussnahme bei Unternehmen gefürchtete Finanzinvestor bestätigte einen Bericht der britischen Financial Times, wonach man bei der UBS eingestiegen sei. Zu fürchten braucht sich Firmenchef Sergio Ermotti jedoch nicht, haben sich die Skandinavier für umgerechnet 1,2 Milliarden Euro doch "bloss" ein 1,3-Prozent-Paket angelacht.
Dem Einstieg waren Spekulationen rund um eine Beteiligungsnahme beim Erstversicherer Baloise vorangegangen. Nun hat man sich rückblickend also für ein UBS-Paket entschieden. Cevian Capital geizt denn auch nicht mit Superlativen. Die Arbeit von Verwaltungsrat und Management bei der Integration der Credit Suisse wird als "hervorragend", die künftige Marktstellung und Finanzkraft der Grossbank hingegen als "einzigartig" bezeichnet. Sollte die UBS an der Börse die Bewertungslücke gegenüber dem amerikanischen Rivalen Morgan Stanley schliessen können, hält der Finanzinvestor gar Kurse von 50 Franken für möglich. Letzteres klingt wie Musik in den Ohren der Mitaktionärinnen und Mitaktionäre. Schliesslich erreichte der Aktienkurs von ABB ja auch die von den Skandinaviern einst genannten 35 Franken.
Rückblickend begann Cevian Capital beim schweizerisch-schwedischen Industriekonzern allerdings schon bei Kursen um 24 Franken, die Beteiligung zu reduzieren. Das zeigt eindrucksvoll, dass für solche Finanzinvestoren die anderen Aktionärinnen und Aktionäre oft nur Mittel zum Zweck sind – etwa wenn es darum geht, Druck auf ein Unternehmen auszuüben, um die eigenen Ziele zu erreichen. Letztendlich geht es immer nur um das eine: In kurzer Zeit möglichst viel Gewinn herauszuschlagen...
...nicht zuletzt deshalb suchten die Skandinavier nach ihrem Einstieg bei der UBS die Öffentlichkeit. Mit einem Stimmenanteil von gerade einmal 1,3 Prozent werden sie es bei der Grossbank vermutlich schwer haben, Einfluss auszuüben.
Das grosse mediale Getöse, mit welchem Cevian Capital bei der UBS eingestiegen ist, erinnert mich an Knight Vinke. Auch die Amerikaner versuchten sich einst an der Grossbank – und stiegen irgendwann zähneknirschend wieder aus. Aber vielleicht macht es der schwedische Finanzinvestor ja besser!?
Höhenflug des diesjährigen SMI-Gewinners UBS seit Januar (Quelle: www.cash.ch)
Neuigkeiten gab es auch zu Novartis. In einer umfassenden Studie über die europäische Gesundheitsindustrie kündigte die britische HSBC der Pharmagruppe aus Basel die Liebe. Autor Rajesh Kumar stuft die Aktien von "Buy" auf "Hold" herunter und veranschlagt neuerdings noch ein Kursziel von 90 (zuvor 104,30) Franken. Noch vor der Abspaltung von Sandoz lautete das Kursziel in der Spitze einst sogar 110 Franken.
Dahinter, dass der HSBC-Analyst seine Kaufempfehlung kassiert, verbergen sich eigentlich keine weltbewegenden Gründe. Vielmehr gibt er den Valoren einiger anderer europäischer Pharmahersteller den Vorzug. Die Börse reagierte denn auch kaum auf die besagte Herunterstufung.
Dass die Aktien der Basler in den letzten Tagen Mühe bekundeten, dürfte vielmehr an Studienergebnissen für den Wirkstoffkandidaten PNT2002 des Rivalen Point Biopharma liegen. PNT2002 steht – sollte es denn auf den Markt kommen – in Konkurrenz zu Pluvicto von Novartis.
Die Studienergebnisse zum Konkurrenzpräparat seien zwar gut, kämen zumindest in Sachen Wirksamkeit allerdings nicht an Pluvicto heran, wie Jefferies-Analyst Peter Welford meint. Er rechnet jedenfalls auch weiterhin mit einem Spitzenumsatz von gut 5 Milliarden Dollar jährlich für das Novartis-Medikament und lässt dieses mit einem Nettobarwert von 6 Franken je Aktie in sein Bewertungsmodell miteinfliessen. Beiläufig sei erwähnt, dass die Valoren bei der amerikanischen Investmentbank mit einem Kursziel von 100 Franken zum Kauf angepriesen werden.
Ebenso konnte Xlife Sciences mit Neuigkeiten aufwarten. Erst erhielt eine der Portfoliogesellschaften in Europa die Zulassung für ein eigenes KI-Produkt, dann kündigte das Beteiligungsvehikel eine Auslizenzierung von Biomarkern an Quant Biomarkers an – wobei die Verhandlungen in Bezug auf Lizenzzahlungen und mögliche Meilensteinzahlungen noch laufen.
Stifel-Analyst Daniel Jelovcan sieht in den Neuigkeiten denn auch zwei Meilensteine für Xlife Sciences. Seinen Berechnungen zufolge sind diese auf den heutigen Tag abdiskontiert rund 3,50 Franken je Aktie wert. Letztere preist er wie bis anhin mit einem Kursziel von 68 Franken zum Kauf an.
Interessant ist, dass der Kurs dieser Aktien schon am Freitag ansprang und in den beiden darauffolgenden Handelstagen bei stark anschwellenden Umsätzen weiterstieg. Honi soit qui mal y pense...
Bei der Swisscom hat die italienische Tochter Fastweb in den letzten Jahren massgeblich zum Gruppenergebnis beigetragen. Einzig der starke Franken wusste diesen Beitrag zuletzt etwas zu schmälern.
Nun scheint Bewegung in den italienischen Festnetzmarkt zu kommen. Die französische Iliad will ihre dortigen Geschäftsaktivitäten mit jenen von Vodafone verschmelzen und hat den Briten vor wenigen Tagen ein zweites Angebot unterbreitet. Zumindest in den angelsächsischen Finanzmedien wird der Fastweb-Mutter Swisscom schon für Januar ein Gegenangebot zugetraut.
Wie der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst Andreas Müller schreibt, käme eine Verschmelzung von Fastweb mit den italienischen Geschäftsaktivitäten von Vodafone einem Quantensprung gleich. Dennoch gibt er zu bedenken, dass sich eine mögliche Transaktion aufgrund fehlender Informationen noch nicht abschliessend beurteilen lässt. Der Analyst preist die Aktien der Swisscom wie bis anhin mit "Übergewichten" zum Kauf an.
Wenn man mich fragt, könnte der Kelch in Italien an den Schweizern vorbeigehen. Zum einen bewertet das Iliad-Angebot die italienischen Geschäftsaktivitäten von Vodafone mit umgerechnet gut 10 Milliarden Franken. Damit verkäme ein Gegenangebot im Wissen um die Mehrheitsbeteiligung des Bundes vermutlich zum Politikum. Und zum anderen hat sich mit der chinesischen Hutchison gleich ein weiterer Interessent in Stellung gebracht, wie Bloomberg berichtet. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich die Swisscom auf einen kostspieligen Bieterstreit einlässt.
Die Aktien von Bachem stürzten zuletzt regelrecht ab (Quelle: www.cash.ch)
Neben dieser Nachrichtenfülle hielten uns Wirtschaftsjournalisten und Börsenkolumnisten gerade die Analysten ganz schön in Atem. Über die Herunterstufungen der Basler Kantonalbank für die Valoren von Richemont und Roche habe ich in den letzten Tagen bereits zeitnah berichtet. Dasselbe gilt für die einschneidende Kurszielreduktion der Citigroup für die Aktien des Pharmazulieferers Bachem.
Kräftig nach oben ging es hingegen für jene von DocMorris. In einer 14 Seiten starken Unternehmensstudie der Deutschen Bank stufte Autor Jan Koch die Aktien von "Hold" auf "Buy" herauf. Alleine schon der Umstand, dass die Valoren der Versandapotheke selbst jetzt noch 85 Prozent unter ihrem Rekordhoch notieren, ist für ihn Kaufargument genug. Lasst die elektronische-Rezepte-Party steigen, meint der Analyst und verdoppelt sein Kursziel mal eben schnell auf 102 (zuvor 49) Franken.
Prompt zog die Kaufempfehlung Deckungskäufe aus dem Lager ausländischer Leerverkäufer nach sich. Zur Erinnerung: Erhebungen der Beratungsfirma S&P Global Market Intelligence zufolge wurde bei DocMorris in den ersten Dezember-Tagen noch mit fast 26 Prozent aller ausstehenden Aktien auf rückläufige Kurse spekuliert – wobei es sich bei einem geschätzten Drittel davon um Absicherungstransaktionen seitens von Wandelanleihe-Gläubigern handeln dürfte.
An dieser Stelle verabschiede ich mich in eine kurze Festtags-Pause. Das nächste Insider-Briefing und die nächste Kolumne erscheinen am Montag, den 3. Januar 2024, um die gewohnte Zeit. Dann mit meinen neuen Aktienfavoriten für 2024. Ich wünsche allen meinen Leserinnen und Lesern ein gesegnetes Weihnachtsfest im Beisein ihrer Liebsten und für 2024 gute Gesundheit, Wohlergehen und immer das nötige Quäntchen Glück bei den Börsengeschäften.
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