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Der gestrige Donnerstag bot den hiesigen Aktienmarktakteuren einen kleinen Vorgeschmack auf das, was in den nächsten Wochen noch auf sie zukommen könnte. Mit den ersten Septembertagen gehen die Aktienmärkte nämlich in den schwierigsten Börsenmonat des ganzen Jahres über.

Neugierig wie ich bin, habe ich mich mal ein bisschen schlau gemacht. In den vergangenen 25 Jahren büsste der Swiss Performance Index (SPI) zwischen Ende August und Anfang Oktober durchschnittlich 1,37 Prozent ein. Das macht den September auch hierzulande zum schwächsten Börsenmonat des ganzen Jahres.

Allerdings ist der September besser als sein Ruf, werden die Statistiken doch gleich durch mehrere einmalige Ereignisse verzerrt. 1998 fiel der Höhepunkt der Asienkrise in den September und bescherte dem SPI prozentual zweistellige Verluste. Und auch das Platzen der Dotcom-Blase von 2001 und der Kollaps der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers wenige Jahre später fliessen unter negativen Vorzeichen in die saisonale Bilanz mit ein. Ausserdem folgte auf einen schwachen September in den letzten 25 Jahren – mit einigen wenigen Ausnahmejahren – jeweils ein starker Oktober. Mit anderen Worten: Augen zu und durch.

Momentan trennen den SPI zwar noch immer knapp 500 Punkte vom Jahrestief von Mitte Juni. Das ändert jedoch nichts daran, dass in den vergangenen Tagen gleich mehrere Aktien neue Jahrestiefstkurse schrieben. Ich denke da etwa an jene von Barry Callebaut, Dormakaba, Emmi, Ems-Chemie, Geberit, Givaudan, Lem, Logitech, Sonova oder auch an Zur Rose. Die Liste dürfte in den nächsten Wochen noch länger werden.

Kursentwicklung der Logitech-Aktien über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Ohne die willkommene Stütze der drei Indexschwergewichte Nestlé, Roche und Novartis stünde die diesjährige Zwischenbilanz beim SPI vermutlich noch viel schlechter da. Und wenn wir schon beim Thema Schwergewichte sind: Bei Roche ist seit längerem ein merkwürdiger Käuferstreik zu beobachten. Erst wenn die amerikanischen Marktakteure im Laufe des Nachmittags ins Geschehen eingreifen, nimmt der Streik jeweils ein Ende. Jedenfalls erreichten die Tagesumsätze in den "Bons" in den letzten Tagen bis halb vier Nachmittags regelmässig keine 100 Millionen Franken. Das wäre beim Platzrivalen Novartis womöglich nicht viel anders, würde dieser nicht über die zweite Handelslinie eigene Aktien zurückkaufen.

Bei Roche ist der Écart zwischen den Inhaberpapieren und den Genussscheinen zuletzt übrigens vor-sich-hin-geschmolzen. Mittlerweile beträgt er keine 19 Prozent mehr. Es macht ganz den Anschein, als würden die indexbedingten Käufe in den Inhaberaktien langsam abebben.

Während am Rheinknie in Basel momentan Nachrichtenflaute herrscht, können sich die Aktionärinnen und Aktionäre von Stadler Rail nicht über ausbleibende Neuigkeiten beklagen. Am Mittwochmorgen legte der Zugbauer aus dem thurgauischen Bussnang das lange ersehnte Ergebnis für die erste Jahreshälfte vor – und kommunizierte bei dieser Gelegenheit mit Markus Bernsteiner auch gleich noch einen Nachfolger für Firmenchef Peter Spuhler sowie neue Gewinnziele.

Dass der operative Halbjahresgewinn (EBIT) mit 66,8 Millionen Franken weit über den von Analysten erwarteten 39,8 Millionen Franken lag, ist zwar erfreulich. Ein Grossteil der Differenz lässt sich allerdings mit einem Einmalgewinn aus der Übernahme von BBR erklären.

Ich schrieb gestern Donnerstag:

...und...

Gleichentags lud Stadler Rail übrigens zum Investorentag. Im Vorfeld davon gab der Zugbauer bekannt, Metro-Züge nach Taiwan liefern zu können. Es ist der erste solche Auftrag aus Asien in der Geschichte des Unternehmens. Im Tagesverlauf wurden dann die weiteren Ambitionen von Firmenpatron Peter Spuhler bekannt – beispielsweise, dass der Zugbauer in Europa zur Nummer eins bei Triebzügen aufsteigen will.

Gut kam in Börsenkreisen übrigens die Aussage an, dass bereits 95 Prozent des nächstjährigen Umsatzes in trockenen Tüchern seien. Für die beiden Folgejahre sind es immerhin respektable 85 und 70 Prozent. Damit verfügt der Zugbauer beim Tagesgeschäft über eine Vorhersehbarkeit, wie sie sich andere Schweizer Industrieunternehmen nur wünschen können.

Das alles ist ziemlich erfreulich. Am Ende des Tages müssen aber eben auch die Margen stimmen, damit sich die Aktien von Stadler Rail endlich aus ihrem Kursloch befreien können. Und gerade diesbezüglich bleiben selbst nach dem Investorentag gewisse Fragezeichen.

An dieser Stelle möchte ich noch auf Molecular Partners zu sprechen kommen, stufte die Royal Bank of Canada die Aktien des kleinen Biotechunternehmens diese Woche doch überraschend von "Outperform" auf "Sector Perform" herunter.

Die zuständige Analystin Zoe Karamanoli findet zwar auch weiterhin Gefallen an der Technologieplattform, welche es dem Unternehmen ermöglichen sollte, kommerziell differenzierbare neue Antikörper zu entwickeln. Ausserdem hält sie den Geldbedarf noch auf Jahre hinaus für gedeckt. Um den jüngsten Produktrückschlägen Rechnung zu tragen, streicht Karamanoli das Kursziel dennoch auf 10 (zuvor 40) Franken zusammen.

Aktienkursentwicklung bei Molecular Partners seit März 2021 (Quelle: www.cash.ch)

Als die Analystin im März vergangenen Jahres erstmals eine Kaufempfehlung für die Aktien von Molecular Partners aussprach, kosteten diese um die 22 Franken. Als sie das Kursziel Anfang dieses Jahres auf 40 (zuvor 28) Franken erhöhte, wurden in der Spitze sogar Kurse von 28 Franken und mehr bezahlt. Und jetzt, da die Papiere keine 6 Franken mehr kosten, soll plötzlich alles anders sein. Da verstehe mal einer die (Analysten-)Welt...

Kommende Woche tröpfeln hierzulande die wenigen letzten Halbjahresergebnisse herein. Unter anderem sind von der Versicherungsgruppe Helvetia sowie vom Stromanbieter BKW Resultate zu erwarten. Das Interesse gilt allerdings vor allem Richemont. Der Luxusgüterkonzern lädt am nächsten Mittwoch zur diesjährigen Generalversammlung. Dann kommt es zum grossen Schlagabtausch zwischen dem Verwaltungsrat und dem oppositionellen Aktionär Bluebell. Bluebell will mit dem früheren Bulgari-Chef Francesco Trapani einen eigenen Vertreter in den Verwaltungsrat wählen lassen. Da sich Richemont ganz klar gegen diese Zuwahl ausspricht, haben die beiden Streitparteien in den vergangenen Wochen versucht, andere Anteilseigner hinter sich zu scharen.

Mehr dazu nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

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