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Je produktiver eine Volkswirtschaft, desto besser weiss sie sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Dass die Schweiz weltweit zu den Ländern mit der höchsten Produktivität zählt, ist nicht zuletzt auch dem starken Franken zu verdanken. Die Schweizer Währung zwang auch viele kleinere und mittelgrosse Exportunternehmen dazu, diesbezüglich ihre Hausaufgaben zu machen.
Davon zeugt auch ein 36 Seiten starkes Strategiepapier aus der Feder der UBS-Analysten um Joern Iffert. In diesem Papier dreht sich alles um die Free-Cashflow-Rendite sowie um die Produktivitätsfortschritte bei kleinen und mittelgrossen Unternehmen aus der Schweiz. Um die Produktivität messen zu können, stützen sich Iffert und seine Mitautoren auf das operative Gewinnwachstum (EBIT) je Mitarbeiterin und Mitarbeiter ab.
Die grössten Produktivitätsfortschritte erzielte in den vergangenen fünf Jahren der Tiefbauspezialist Implenia – wenn auch von einem ziemlich tiefen Ausgangspunkt aus. Das Unternehmen durchlebte in dieser Zeit einen geradezu bilderbuchmässigen Turnaround. Dasselbe gilt für die zweitplatzierte Aryzta. Unter seinem Firmenchef Urs Jordi fand der Backwarenhersteller wieder auf die Erfolgsspur.
Die Aktien von Holcim blicken auf starke Jahre zurück (Quelle: www.cash.ch)
Gut schneiden im Strategiepapier auch das Transportunternehmen Kühne+Nagel, der Unterhaltungselektronikhersteller Logitech sowie der Bauzulieferer Holcim ab. Den höchsten operativen Gewinn je Mitarbeiterin und Mitarbeiter erzielte im vergangenen Jahr mit 770'000 Franken Huber+Suhner, gefolgt von Holcim mit 700'000 Franken pro Kopf und der Lausanner Logitech mit 670'000 Franken. Das sind schon ganz schön eindrucksvolle Zahlen.
Die höchste Free-Cashflow-Rendite auf den Investitionen erzielten Logitech, der Halbleiterausrüster VAT Group sowie der Aufzugsbauer Schindler, wie aus den Berechnungen der UBS hervorgeht. Von den drei Valoren werden bei der Grossbank nur jene von Schindler mit einem 12-Monats-Kursziel von 275 Franken zum Kauf angepriesen. Die Aktien der VAT Group werden mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 480 Franken, jene von Logitech sogar mit "Sell" und einem 12-Monats-Kursziel von 62 Franken eingestuft.
Eine negative Free-Cashflow-Rendite auf den Investitionen der letzten fünf Jahre hatten hingegen das Solarunternehmen Meyer Burger, die Versandapotheke DocMorris sowie Implenia zu beklagen. Dass trotz satten Produktivitätsfortschritten ausgerechnet der Tiefbauspezialist unter den Verlierern zu finden ist, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
Die Aktien von Meyer Burger haben seit Jahresbeginn nochmals deutlich an Kurswert verloren (Quelle: www.cash.ch)
Die UBS fühlt sich von den eigenen Erhebungen in Bezug auf die Free-Cashflow-Rendite auf den Investitionen und den Produktivitätsverbesserungen übrigens in ihren Kaufempfehlungen für die Valoren von DKSH, Inficon, Bucher, Schindler, Lindt&Sprüngli sowie Accelleron bestätigt. Gleichzeitig schneiden die von ihr mit "Sell" eingestuften Aktien von Schweiter, Adecco und Emmi in den Erhebungen vergleichsweise schlecht ab. Auch das passt gut ins Bild. Denn wie die Aktienkursentwicklung der genannten Unternehmen über die letzten Jahre zeigt, sind die Investitionstätigkeit sowie Produktivitätsfortschritte als Erfolgsfaktoren nicht zu unterschätzen.
Ich muss der Grossbank und ihren Nebenwerteanalysten einmal mehr ein grosses Kränzchen winden. Für mich zählen die Strategiepapiere mittlerweile zur Pflichtlektüre – Prädikat: Wertvoll.
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