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Gut eineinhalb Jahre ist es her, als sich Kleinanleger an der New Yorker Börse zur Jagd auf Leerverkäufer verabredeten. Das Interesse galt dabei etwa den Aktien von GameStop oder AMC Entertainment, liefen gegen diese Unternehmen doch beinahe schon grobfahrlässig hohe Wetten. Mit geballter Kraft liessen sich die Leerverkäufer damals in die Knie zwingen.

Das Rezept war und ist ziemlich einfach: Man nehme eine stark leerverkaufte Aktie und hauche ihr im Zuge einer orchestrierten Aktion neues Leben ein. Je höher der Kurs der Aktie steigt, desto schmerzhafter wird es für die Leerverkäufer – bis die Schmerzgrenze irgendwann erreicht ist und diese die Reissleine ziehen und die zuvor leerverkauften Titel zu fast jedem Preis wieder zurückkaufen. Die davon ausgehenden Käufe lassen den Kurs dann erst recht steigen und bestraften diejenigen Leerverkäufer, die ihre Wetten noch nicht geschlossen haben.

So überraschte es nicht, dass sich der Kurs der Aktien von GameStop oder AMC Entertainment im Januar 2021 innerhalb nur weniger Wochen vervielfachte – wobei sich die Deckungskäufe der Leerverkäufer wie erhofft als Brandbeschleuniger erwiesen. Doch so steil der Kursanstieg, so tief der anschliessende Fall dieser Papiere. Letzten Endes sassen nicht eben wenige Kleinanleger auf schmerzhaften Verlusten. Denn auch an der Börse gilt: Den letzten beissen die Hunde.

Nun geht dieses Phänomen in die nächste Runde, wie es aus New Yorker Börsenkreisen heisst. Es wird wieder Jagd auf Leerverkäufer gemacht. Und mittendrin: Die beiden "alten Bekannten" GameStop und AMC Entertainment.

Jetzt wird geradezu auf den Aktien diesjähriger «Sorgenkinder» herumgetrampelt


Noch wähnen sich die Leerverkäufer am Schweizer Aktienmarkt fest im Sattel. Gestern Dienstag liess ein negativer Analystenkommentar den Kurs der Aktien von Zur Rose um 12 Prozent einbrechen. Otto Sieber von der britischen Barclays zog nach gerade mal drei Monaten die Reissleine und strafte die Papiere der Versandapotheke mit einem Kursziel von 68 (zuvor 166) Franken von "Overweight" auf "Equal weight" ab. Ganz zur Freude der Leerverkäufer, spekulieren diese der Beratungsfirma IHS Markit zufolge doch noch immer mit fast 30 Prozent der ausstehenden Aktien auf tiefere Kurse.

2021 dauerte es zig Monate, bis das Massenphänomen um GameStop und Co das europäische Festland erreichte. Dann schlug es allerdings mit aller Wucht ein und bescherte etwa dem damaligen Sorgenkind Windeln.de innerhalb von weniger als 24 Stunden eine Verdreifachung des Aktienkurses. Nur eines von mehreren Beispielen.

Doch nicht nur in Frankfurt, auch am Schweizer Aktienmarkt wurde in den darauffolgenden Wochen regelrecht Jagd auf Leerverkäufer gemacht. Der eine oder andere grosse Leerverkäufer verlor damals jedenfalls die Nerven - auch wenn das Phänomen nicht gleich amerikanische Züge annahm.

Ich bin neugierig, ob die Neuauflage dieses Phänomens an der New Yorker Börse von Dauer ist. Falls ja, wäre ich nicht überrascht, wenn es auch diesmal wieder den Weg über den "grossen Teich" bis zu uns findet. Wer sich am Schweizer Aktienmarkt mit den Leerverkäufern anlegen will, der wird auf der Liste von IHS Markit der Unternehmen mit den meisten ausgeliehenen Titel fündig. Dabei stützt sich das Beratungsunternehmen auf die Wertpapierleihe ab. Leerverkäufer müssen sich die Aktien, die sie leerverkaufen nämlich zuerst ausleihen.

Der Höhenflug der Idorsia-Aktien der letzten Tage kostete die Leerverkäufer viel Geld (Quelle: www.cash.ch)

Den undankbaren ersten Platz beansprucht schon eine ganze Weile die Versandapotheke Zur Rose (29 Prozent sämtlicher Aktien), gefolgt von Basilea (16 Prozent) auf dem zweiten und Meyer Burger (15 Prozent) auf dem dritten Platz. Bei allen drei Unternehmen entfällt ein nicht genau quantifizierbarer Anteil der leerverkauften Aktien auf Absicherungstransaktionen seitens von Wandelanleihegläubigern.

Bei einer ersten Aktie hat es die hiesigen Leerverkäufer übrigens schon auf dem falschen Fuss erwischt: Der Kurs der Valoren von Idorsia legte alleine in den letzten fünf Handelstagen um knapp 25 Prozent zu, ohne dass Neuigkeiten vorliegen würden. Das Pharmaunternehmen aus Allschwil ist auf der Liste auf Platz vier zu finden.

Gut möglich, dass es für die Leerverkäufer auch bei anderen Schweizer Aktien ungemütlich wird. Harren wir doch mal der Dinge...

 

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