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Unter alten Börsenfüchsen ist es kein Geheimnis, dass die Baissiers das schwierigere Los haben als die Haussiers. Anders als die Haussiers müssen die Baissiers den richtigen Zeitpunkt abwarten. Erwischen sie diesen, dann schenkt es für sie so richtig ein.
Allerdings dürfte die laufende Woche für das Lager der Baissiers als rabenschwarze in die Geschichte eingehen. Denn obschon der Schweizer Aktienmarkt noch nicht wieder bis zu den Höchstständen von Mitte Mai aufschliessen konnte, steht den à la Baisse positionierten Marktteilnehmern das Wasser bis zum Hals. Darauf lassen zumindest die in den letzten Tagen beobachteten Deckungskäufe schliessen.
Bei Lonza lässt seit Montag die MainFirst Bank die Muskeln spielen. Mit der Hochstufung der Papiere von «Neutral» auf «Outperform» bei einem Kursziel von neu 85 Franken erwischte das Bankinstitut die Baissiers auf dem falschen Fuss. Allerdings wurden die auf einen rückläufigen Aktienkurs ausgelegten Engagements über die letzten Wochen auf rund 4,5 Prozent reduziert. Die Papiere notieren mittlerweile um 7 Prozent über dem Schlussstand vom vergangenen Freitag.
Mit dem Rücken zur Wand stehen die Baissiers auch bei Logitech. Dank ermutigenden Äusserungen von CEO Bracken Darrell gegenüber deutschen Wirtschaftsmedien haben die Aktien im laufenden Monat bereits 17 Prozent an Boden gutgemacht. Davon einen beachtlichen Teil seit Anfang Woche. Anders als bei Lonza sind bei Logitech noch immer Baisse-Engagements im Umfang von geschätzten 13 Prozent aller ausstehenden Aktien offen.
Bei Meyer Burger lecken sich die Baissiers schon eine ganze Weile die Wunden. Seit dem Vorstoss dieser Aktien auf zweistellige Kurse wird mir aus dem Berufshandel von teilweise panikartigen Deckungskäufen berichtet. So auch gestern wieder. Schätzungen zufolge liegen die auf einen rückläufigen Aktienkurs ausgelegten Engagements noch immer bei etwa 11,4 Prozent.
Auch die Aktien von Adecco wurden in den letzten Tagen von Deckungskäufen erfasst und auf neue Mehrjahreshöchststände getrieben. Dies obschon die Baisse-Engagements gerademal bei 2 Prozent aller ausstehenden Aktien liegen. Auslöser waren etwas besser als erwartete Temporärstellenstatistiken im Schlüsselmarkt Frankreich für den August. Adecco erzielt knapp ein Viertel des Jahresumsatzes in Frankreich.
Einen Kurssprung vollzogen in den letzten Tagen die Aktien von Straumann. Zum einen erhöhte die Citigroup am Montag das Kursziel auf 200 (151) Franken und bekräftigte die bisherige Kaufempfehlung und zum anderen stufte Bernstein Research die Papiere von «Market Perform» auf «Outperform» hoch. Das Kursziel von Bernstein Research lautet sogar 205 (145) Franken. Mit ihren auf insgesamt 15 Prozent geschätzten Engagements geraten die Baissiers zunehmend in Erklärungsnot. Seit Wochenbeginn stehen die Aktien denn auch mit mehr als 6 Prozent im Plus.
Im Windschatten des Branchenprimus konnten auch die Aktien von Nobel Biocare Boden gutmachen. Bernstein Research stufte die Papiere am Montag ebenfalls von «Market Perform» auf «Outperform» hoch. Das Kursziel lautet neu 17 (11,50) Franken. Die Hersteller von Premiumimplantaten hätten die Talsohle durchschritten, so liess die verantwortliche Analystin ihre Anlagekundschaft wissen.
Wie mir aus dem Berufshandel berichtet wird, wurden in den letzten Tagen unter anderem auch die Aktien von Swiss Life, Clariant oder Holcim von panikartigen Deckungskäufen erfasst. Dies obschon die jeweiligen Baisse-Engagements nur gerade zwischen 1 und 4 Prozent allen ausstehender Aktien liegen.
Für die Haussiers ist Schadenfreude in diesen Tagen wohl die schönste Freude. Umso mehr, als dass sie sich auch gleich noch an den bei vielen Aktien stark nach oben schnellenden Kursnotierungen erfreuen können. Ich bin mir allerdings nicht so sicher, ob diese Kapitulation der Baissiers ein ermutigendes Zeichen für den Schweizer Aktienmarkt ist oder ob sie nicht viel eher zur Vorsicht mahnt. Die Kapitulation lässt nämlich den Rückschluss zu, dass sich die seit mehr als zwei Jahren zu beobachtende Börsen-Hausse in einem fortgeschrittenen Stadium befindet.
Und noch etwas an dieser Stelle: Die Schweizer Börse SIX sollte sich für einmal ein Vorbild an den Kollegen in New York nehmen und eine Statistik für Baissespekulationen einführen.