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Der Schweizer Aktienmarkt konnte vor dem Wochenende kräftig Boden gutmachen. Um ziemlich genau 3 Prozent ging es für den Swiss Market Index (SMI) alleine am Freitag nach oben. Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass nicht eben wenige Aktien einen schmerzhaften Wochenverlust zu beklagen haben – jene von Swiss Re büssten sogar fast 10 Prozent ein. Selbst bei den Valoren der UBS errechnet sich ein Minus von immerhin 7 Prozent.
Und als ob man es in der Teppich-Etage der Grossbank am Paradeplatz erahnt hätte, wurden der Schweizer Börse SIX seit Anfang Februar gleich mehrere Titelverkäufe in Millionenhöhe gemeldet. Die letzte Transaktion geht dabei auf Mitte Februar zurück, als noch Kurse von 19 Franken und mehr bezahlt wurden. Insgesamt belaufen sich die in der ersten Februar-Hälfte beobachteten Verkäufe auf 11 Millionen Franken. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor gab es nur eine einzige Transaktion in Höhe von rund 1,5 Millionen Franken.
Kursrückgang bei den UBS-Aktien seit Mitte Februar (Quelle: www.cash.ch)
Auch bei Julius Bär war man nicht eben unttäig. Seit Mitte Februar belaufen sich die Titelverkäufe aus der Geschäftsleitung der Zürcher Bank auf fast 6 Millionen Franken. Die letzte Transaktion liegt erst wenige Tage zurück, als die Kurse bereits bröckelten. Anders als bei der UBS waren bei Julius Bär ein Jahr zuvor ebenfalls Verkäufe aus der Teppich-Etage in Millionenhöhe zu beobachten – damals sogar noch für die eine oder andere Million mehr.
Bei Vontobel trennte sich ab Mitte Februar ein nicht namentlich bekanntes Mitglied der Geschäftsleitung von 37'500 Aktien zu Kursen von mindestens 80 Franken. Dieser 3 Millionen Franken schweren Transaktion liegt ein Verkaufsprogramm zugrunde. Mit anderen Worten: Die Titel werden nach vordefinierten Kriterien veräussert. Ob und wie viele dieser Aktien bereits bei neuen Investoren untergebracht werden konnten, ist nicht bekannt.
Nach demselben Strickmuster geht man bei Molecular Partners vor – was angesichts des Ausbaus der Partnerschaft mit Novartis auch Sinn macht. So müssen sich die drei verkaufswilligen Geschäftsleitungsmitglieder nicht vorwerfen lassen, sie hätten von nicht öffentlich zugänglichen Informationen profitiert.
Drei Titelverkäufe im Gesamtwert von 1,7 Millionen Franken wurden bereits getätigt. Das vordefinierte Programm sieht weitere Verkäufe im ähnlichen Umfang bei Kursen von 26 und dann erst wieder von 30 Franken vor. Nach dem jüngsten Rücksetzer notieren die Aktien des Biotechnologieunternehmens aus Schlieren allerdings weit darunter.
Dass sich Firmenlenker im Frühjahr von einem Teil den ihnen in der Vergangenheit zugeteilten Aktien des eigenen Arbeitgebers trennen, ist nicht eben ungewöhnlich. Vom Zeitpunkt, Umfang sowie vom Vorgehen beim Verkauf lassen sich jedoch nicht selten interessante Rückschlüsse ziehen.
Fast noch interessanter als die Titelverkäufe sind ausserordentliche Titelkäufe aus der Teppich-Etage eines Unternehmens. So etwa gesehen kürzlich bei Temenos, als sich ein nicht namentlich bekanntes Mitglied der Geschäftsleitung für knapp 5 Millionen Franken Aktien anlachte.
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Wer den Schaden hat, braucht für den Spott oft nicht zu sorgen. Das bekommen heute Montag auch die Aktionärinnen und Aktionäre von Stadler Rail zu spüren. Nachdem die Eskalation im Ukraine-Konflikt den Valoren des Zugbauers in den letzten Tagen schmerzhafte Kursverluste bescherte, setzt ihnen eine Herunterstufung durch Kepler Cheuvreux nun endgültig zu.
Analyst William Mackie zieht die Reissleine und senkt sein Anlageurteil von "Hold" auf "Reduce". Gleichzeitig streicht er das Kursziel auf 33,50 (zuvor 44) Franken zusammen.
Seines Erachtens gehen vom Ukraine-Konflikt Gefahren fürs Tagesgeschäft aus, unterhält Stadler Rail in Weissrussland doch bekanntlich eine grosse Produktionsstätte. Berechnungen des Analysten zufolge steuert Weissrussland mit 16 Prozent der gesamten Belegschaft 20 bis 25 Prozent des jährlichen Produktionsvolumens bei.
In Erwartung einer Verschärfung der internationalen Sanktionen gegen Weissrussland kürzt Mackie seine Gewinnschätzungen für den Zugbauer um bis zu 20 Prozent. Das mittelfristige Ziel einer operativen Marge (EBIT) in Höhe von mindestens 8 Prozent hält er nicht länge für realistisch.
Die Aktien von Stadler Rail fallen auf den tiefsten Stand seit dem Börsengang vom April 2019 (Quelle: www.cash.ch)
Ich könnte mir gut vorstellen, dass andere Analysten ebenfalls den Rotstift ansetzen müssen. Neugierig bin ich vor allem auf die Reaktion der seinerzeit mit dem Börsengang betrauten UBS.
Als ob Firmenpatron Peter Spuhler nicht schon genug mit Problemen im Tagesgeschäft zu kämpfen hätte, kommen nun auch noch geopolitische Risiken hinzu. Der Ankeraktionär und seine Mitinvestoren sind jedenfalls nicht zu beneiden...
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