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Mächtige ausländische Grossinvestoren ziehen sich aus dem Schweizer Aktienmarkt zurück. Entsprechende Hinweise gibt es schon etwas länger. Doch nun verdichten sie sich.

Vor wenigen Tagen plauderte Merrill Lynch aus dem Nähkästchen. Mächtige Anlagefonds würden im grossen Stil Pharmawerte auf den Markt werfen, so berichtete die amerikanische Investmentbank. Auch wo diese Gelder hinfliessen, weiss sie: Nämlich in die ach so beliebten Wachstumsaktien. Das würde zumindest schon mal die Formschwäche der beiden hiesigen Schwergewichte Roche und Novartis erklären.

Seit Wochen wechseln hierzulande zig Millionen Franken schwere Aktienblöcke ausserbörslich die Hand. An gewissen Tagen gehen bei Valoren wie Roche, Nestlé oder Swisscom mehr Titel ausserbörslich als im regulären Handel um. Für gewöhnlich sind solche Beobachtungen nur unmittelbar vor und nach einem grossen Derivatverfall zu machen. Das lässt erahnen, dass die besagten Anlagefonds nicht alleine agieren.

Schleichender Kurszerfall bei den Valoren von Nestlé (rot), Roche (grün) und Novartis (gelb) in den letzten zwei Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Wer nach weiteren Hinweisen für das Mitwirken dieser Grossinvestoren sucht, dürfte rasch einmal über die der Schweizer Börse SIX gemeldeten Beteiligungsreduktionen bedeutender Aktionäre stolpern. Bei Temenos, Zur Rose und Alcon mussten sich gleich mehrere bedeutende Aktionäre als Verkäufer von Aktien zu erkennen geben, weil sie Schwellenwerte verletzten und folglich meldepflichtig wurden. Unter ihnen so prominente Namen wie etwa Invesco oder T. Rowe Price. Und bei Sunrise Communications trennte sich niemand geringeres als der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock von Aktien – wobei der Mobilfunkanbieter von der UPC-Mutter Liberty Global übernommen wird und nicht länger repräsentativ ist.

Als ob das nicht schon genug wäre, machen auch Firmenlenker vermehrt wieder Kasse. Bei Kühne+Nagel oder Julius Bär trennten sich Verwaltungsräte oder Geschäftsleitungsmitglieder gar von Titeln in Millionenhöhe.

Anders als an der Börse in New York – dort sind die Nettoverkäufe aus den Teppichetagen zuletzt auf den höchsten Stand seit 2015 gestiegen – ist die Situation bei den Unternehmen aus der Schweiz noch immer nicht dramatisch. Ausserdem kommen die Zahlenkränze für das zurückliegende dritte Quartal mehrheitlich besser als erwartet herein. Ausländische Grossinvestoren scheinen es allerdings eilig zu haben, sich aus hiesigen Aktien zurückzuziehen. Denn auch sie wissen: Wenn die Börse in New York zweimal laut niest...

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Für gewöhnlich lässt man auf Worte Taten folgen. Nicht so die Credit Suisse. Sie lässt bei Swiss Life vielmehr auf Taten Worte folgen.

Am Freitag nahm die Grossbank die Wiederabdeckung der Aktien des Lebensversicherungsspezialisten aus Zürich mit "Neutral" und einem Kursziel von 365 Franken auf. Wie Analyst Farooq Hanif festhält, geht mit steigender Bedeutung des Kommissionsgeschäfts bekanntermassen eine geringere Kapitalbindung einher. Indem er darüber hinaus die starke Eigenkapitalbasis und das vorteilhafte Risikoprofil hervorhebt, schlägt er mehr oder weniger in dieselbe Kerbe. Schliesslich sind die starke Eigenkapitalbasis und das vorteilhafte Risikoprofil nicht zuletzt auch eine Folge der geringen Kapitalbindung.

Kursentwicklung der Aktien von Swiss Life über die letzten fünf Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Allem Lob zum Trotz gibt man den Valoren des Rivalen Bâloise bei der Credit Suisse neuerdings ganz klar den Vorzug, werden diese im Rahmen der Wiederabdeckung doch mit "Outperform" und einem Kursziel von 160 Franken zum Kauf angepriesen. Gefallen findet der Analyst sowohl am disziplinierten Ansatz der Versicherungsgruppe, wenn es um Anlagerisiken geht, als auch an ihrer Innovationskraft.

Wie einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX entnommen werden kann, reduziert die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken ihre Beteiligung an Swiss Life konsequenterweise auf unter drei Prozent. So weit, so gut – ginge die Meldepflicht nicht sogar schon auf Mitte Oktober und damit auf die Zeit vor der Wiederabdeckung der Aktien zurück...

 

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